LK 1068, 621.250/265.460. Höhe 269 m.
Datum der Grabung: 31.3.-3.12.2003.
Bibliografie zur Fundstelle: JbSGUF 86, 2003, 238f.; U. Müller/A. Widmann, JbAK 24, 2003, 124-129.
Geplante Notgrabung (Überbauungsprojekt mit sechs Doppelhäusern und Autoeinstellhalle). Grösse der Grabung 2003 ca. 1950 m².
Siedlung.

Die Etappe von 2002 hatte u.a. zwei Kelleranlagen erbracht (s. JbSGUF 86, 2003, 238f.). 2003 wurde die verbleibende Fläche von 1950 m² frei gelegt. Hier wurden primär Spuren der Goldkettenstrasse mit zwei Entwässerungsgräben und Reste von Strukturen innerhalb der Einmündung der Silberschatzgasse in die Goldkettenstrasse, also in Region 18, D, gefasst. Die römische Silberschatzgasse bildet die Querverbindung von der NW-Unterstadt zu den vorkastellzeitlichen Bauten unterhalb der heutigen Kastellstrasse.
Innerhalb der Einmündung der römischen Silberschatzgasse in die Goldkettenstrasse wurde eine Abfolge von Pfostengruben in Balkengräblein gefasst, die einen polygonalen Grundriss bilden. Diese Spuren in der Strassenecke sind Reste eines Holzgebäudes mit Feuerstelle. An Strukturen aus Stein wurde in der Region 18, D eine Zisterne und ein 2.2 m × 0.9 m grosser durch eine Quermauer unterteilter Schacht ausgegraben. Beide Strukturen führen auf die Felsoberfläche hinunter. Der Schacht, von dem ein Graben - wie ein Überlauf - in eine Grube führt, dürfte einem uns unbekannten gewerblichen Zweck gedient haben. In Region 18, D gab es ferner einige Gräblein und eine grosse Zahl an Gruben. Mehrere waren mit Bollensteinen gefüllt; wir interpretieren sie als Sickergruben. Zwei rechteckige Gruben liessen sich als Latrinen deuten. Die meisten Gruben waren mit Abfall verfüllt. Erwähnt seien auch zwei Gruben, in denen je das Skelett eines Tieres im Sehnenverband lag, nämlich eines Hundes und einer Ziege. Aufgrund dieser Befunde charakterisieren wir dieses Gebiet als Hinterhofmilieu, bei dem es sich um eine Zone wohl mit gewerblichen Aktivitäten handelt. Am Grabungsrand Nord ganz in der Nähe des verfüllten römischen Steinbruchs (Grabung 1993.001) wurde ein grösseres Grubenagglomerat beobachtet. Hier fand sich eine grössere Zahl spätrömischer Münzen und auch Argonnenware. Es dürfte sich um Spuren aus dem 4. Jh. handeln.
Bereits im Jahr 2002 hatten wir prähistorische Strukturen, nämlich zwei Gargruben beobachtet. Auch in der Etappe 2003 setzte sich die Reihe der mit brandigem Material und Steinen gefüllten, rechteckig-ovalen Gruben fort. G. Bonani, Institut für Teilchenphysik der ETH Zürich, datiert ein verkohltes Rindenstücks aus einer dieser Gruben aufgrund einer C14-AMS-Analyse in den Zeitraum 1399-1113 BC. Ausser den Gargruben wurden zwei Gräblein im gewachsenen Boden beobachtet, die einen kreisförmigen bis rechteckigen Grundriss (Dm: ca. 4 m) bilden und durch die diagonal ein gerades Gräblein führte. Auch hier nehmen wir an, es handle sich um prähistorische Strukturen.

Faunistisches Material: unbearbeitet; Skelette eines Hundes und einer Ziege im Sehnenverband, geborgen von S. DeschlerErb.
Probenentnahmen: Diverses Erdmaterial, unbearbeitet; verkohlte Holzproben - für C14-Analysen, unbearbeitet.
Datierung: archäologisch; C14. Spätbronzezeit; 2.-3. Jh. n.Chr.; 4. Jh. n. Chr. Fundmaterial auch 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr., ganz selten Mittelalter und Neuzeit.
Ausgrabungen Kaiseraugst, U. Müller.