LK 1072, 699 187/262 815; Höhe 470 m.
Datum der Grabung: 13.4.-28.7.2006.
Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 87, 2004, 401.

Geplante Notgrabung (Bauvorhaben). Grösse der Grabung ca. 274 m².
Römischer Vicus.

Im Anschluss an die Untersuchung im Bereich der Erschliessungsstrasse Kirchweg wurde eine Parzelle untersucht, auf der bereits 2002 ein Bauvorhaben kleineren Ausmasses projektiert war. Das neue Bauprojekt bedingte eine Untersuchung der Restfläche.

Nur ansatzweise waren Spuren von frühen Holzbauten wie in der Nachbarparzelle (siehe Fundbericht Erschliessung Kirchweg) zu erkennen. Eindeutiger waren dagegen Holzbauten aus der 2. Hälfte des 1. Jh. Die Gebäudenordfront bestand aus in einem Abstand von 10 m gestellten Eichenpfosten. Etwa 3 m nördlich vorgelagert standen die Pfosten einer Portikus, parallel dazu ein Traufgraben. In der NE-Ecke der Grabungsfläche war ein gekiester Weg festzustellen, der vielleicht aus Parzellierungsgründen abrupt endete und sich westwärts nicht mehr fortzusetzen scheint.

Innerhalb des überbauten Areals waren zahlreiche Gräben zu erkennen, die vermutlich als Schwellbalken von Gebäuden zu deuten sind. Integriert waren verschiedene Gruben unbekannter Funktion. Die Holzgebäude erfuhren kleinere Um- und Einbauten, bevor sie wohl im mittleren 2. Jh. zwei neuen Gebäuden weichen mussten. Sie standen in einem Abstand von etwa 1.5 m parallel nebeneinander, westlich ein Ständer, östlich ein Pfostenbau. Vermutlich bestand schon in dieser Phase ein steingesetzter Brunnen mit Holzkasten. Das jüngste Fundmaterial aus dem Brunnen datiert ins mittlere 3. Jh. Es ist zu hoffen, dass mit Hilfe der Dendrochronologie ein genaueres Baudatum des Brunnens gewonnen werden kann.

Als jüngster baulicher Eingriff ist eine grossflächige Planierung des Geländes zu nennen. Sie nimmt Bezug auf einen etwa 1.5 m breiten Entwässerungsgraben mit Übergang. Auf dessen Sohle befand sich der Inhalt einer Geldbörse mit sechs Münzen des Constantinus I (305-326 n. Chr.). Er ist daher im frühen 4. Jh. sicher noch offen gestanden. Einzelne Strukturen scheinen jünger als die Planie zu sein, darunter eine Grube, die 2002 bei der Grabung an der Pestalozzistrasse bereits zur Hälfte ausgenommen wurde. In ihr befand sich der Abraum einer Schmiede und Bronzegiesserei mit zahlreichen Gusstiegeln und Metallabfällen.

Probenentnahmen: Holz für Holzartenbestimmung, Dendroproben, Erdproben.
Datierung: archäologisch; dendrochronologisch. 1.-4. Jh. n. Chr.
KA ZH, V. Jauch.