LK 1070, 662 900/260 845. Höhe 378 m. Datum der Grabung: 19.8.-19.9.2003. Bibliografie zur Fundstelle: W. Drack, Argovia 56, 1944, 217-237; JbSGUF 65, 1982, 197; 81, 1998, 303f. Geplante Notgrabung (Neubau Wohnhäuser) Grösse der Grabung ca. 35 m². Siedlung.
Bereits seit 1908 ist in Kirchdorf eine römische Siedlung bekannt. In den Jahren 1942/43 wurden südöstlich der Kirche Reste eines Ökonomiegebäudes freigelegt. 1981 untersuchte die Kantonsarchäologie unterhalb der Kirche erneut Ruinen eines Ökonomiegebäudes. Hinweise auf den möglichen Standort des Herrenhauses erhielt man 1993, als unmittelbar östlich der Kirche Mauerreste ausgegraben wurden. 1996 kamen bei Sondierungen weitere Gebäudespuren zum Vorschein, und anlässlich einer Überbauung im Bereich des 1943 ausgegrabenen Gebäudes wurden 1997 die Ruinen zweier weiterer Ökonomiebauten freigelegt (Abb. 34). Im Jahr 2001 führte die Kantonsarchäologie im Vorfeld einer geplanten Grossüberbauung in zwei Parzellen südlich der bekannten Gebäude ausgedehnte Sondierungen durch, die zwar Spuren von verschiedenen Strässchen und Wegen, jedoch nur sehr ungewisse Hinweise auf die Bebauung dieses Bereiches ergaben. 2003 erfolgte die Überbauung des 2001 sondierten Areals in mehreren Etappen. Die Aushubarbeiten wurden von der Kantonsarchäologie begleitet. In der westlichen, bereits im Frühling überbauten Parzelle, war nur ein schwacher, teilweise verschwemmter römischer Benutzungshorizont zu beobachten. Er liess sich auch in der östlichen Bauparzelle verfolgen. Zudem kam in der südöstlichen Ecke der zentralen Baugrube ein römischer Keller zum Vorschein. Er wurde beim Aushub zu zwei Dritteln vom Bagger angeschnitten. In Rücksprache mit der Bauherrschaft konnte der gesamte Keller untersucht werden. Ausser einem schwach ausgeprägten Abbruchhorizont waren seiner Nähe keine weiteren Gebäudereste mehr feststellbar. Ob allenfalls bei den Sondierungen festgestellte Pfostenlöcher und eine Kieskofferung in dem zum Keller gehörenden Gebäude zu verbinden sind, bleibt unklar. Der aus Flusskieseln, vereinzelten Kalk- und Tuffsteinen gemauerte Keller mass 3.8 imes 3.7 m. Im von der Baugrube angeschnittenen Teil waren seine Mauern noch bis in 0.7 m Höhe vor handen, im vollständig erhaltenen Teil war noch 1.2 m aufgehendes Mauerwerk erhalten. Vermutlich befand sich in der Nordwand ein kleiner Lichtschacht, der jedoch durch den Bagger grösstenteils zerstört war. Glücklicherweise war im gestörten Kellerteil nur der obere, aus eingeschwemmtem Hangschutt, Dach- und Mauerversturz bestehende Bereich der Verfüllung weggebaggert. Die fundreichen, unteren Einfüllschichten waren erhalten geblieben und waren somit ungestört im gesamten Keller vorhanden. Unte dem Horizont aus Schutt und Versturz befand sich eine 40-50 cm mächtige Schicht aus verbranntem Fachwerklehm und Verputzresten. Sie bedeckte verkohlte Bretter und Balken von der Kellerdecke bzw. dem Boden des Erdgeschosses und im Eingangbereich Reste der Kellertüre. Der Keller war ursprünglich durch eine Holztreppe erschlossen und verfügte über einen gestampften Lehmboden. Den Wände entlang befanden sich mehrere Gruben bzw. Vertiefungen, in denen Fragmente von Keramikgefässen lagen. Ca. 50 cm vor der W- und der S-Wand befanden sich jeweils zwei Pfostenlöcher, teilweise noch mit Resten der verkohlten Pfosten in situ, die von einem Gestel oder Schrank stammen. Hier wurde ausgesprochen viel Keramik gefunden. Eine annähernd quadratische Grube in der NW-Ecke des Kellers war ursprünglich mit Brettern ausgekleidet. Eine Sedimentprobe der Verfüllung wurde entnommen, aber noch nicht untersucht. Das reiche Fundmaterial umfasst vor allem Keramik des 3. Jh n.Chr. sowie wenig Ware aus dem 2. Jh. Für die Datierung von Bedeutung sind die Fragmente mindestens einer SigillataSchüssel des Typs Niederbieber 19, Tellern Drag. 32 und Nieberbieber 6 sowie mehrerer Schalen Drag 40 (davon eine vollständig erhalten) und einer Schüssel Niederbieber 7 (ebenfalls intakt). Das Ensemble umfasst ferner mehrere feine Becher, darunter einen Becher Niederbieber 33, mehrere Becher Niederbieber 32, Fragmente eines Gesichtstopfs, mehrere Rätische Reibschalen sowie zahlreiches grobes Kochgeschirr. Ein Henkel und einige Scherben stammen von einer vierkantigen Glasflasche. Ebenfalls recht umfangreich sind die Eisenfunde, namentlich Türbeschläge und Splinte; zum Vorschein kamen zudem ein eisernes Vorhängeschloss, zahlreiche Nägel, zwei Scheren, ein Fleischermesser und weitere noch unbestimmte Objekte. Erwähnenswert ist zudem eine kleine bronzene Handwaage. Herausragender Fund unter den wenigen Buntmetallfunden ist ein gut erhaltener Messerfutteralbeschlag. Bemerkenswert sind Funde von Fensterglas. Offensichtlich wurde der Keller nach dem Brand des Gebäudes in der Mitte des 3. Jh. mit Abbruchschut zugeschüttet und danach relativ schnell mit eingeschwemmtem Hangmaterial überdeckt. Eine spätere Nutzung des Gebäudestandortes ist nicht mehr festzustellen. Im Rahmen der Kellergrabung wurden schliesslich vier weitere Sondierschnitte nördlich und südlich der 2000 sondierten Fläche angelegt. Dabei wurde nördlich des Kellers erneut ein in N-SRichtung verlaufender Weg angeschnitten. Südlich des Kellers wurden in einer flachen Grube zwei Randscherben hallstattzeitlicher Keramik (HaC) gefunden.
Archäologische Kleinfunde: Keramik, Eisen- und Bronzegerät, Glas, Fensterglas, Münzen (u.a. Sesterz Hadrian). Probenentnahmen: Sediment aus Grube. Datierung: archäologisch. 2.-Mitte 3. Jh. n. Chr. KA AG, A. Schaer und R. Widmer.
Obersiggenthal AG, Kirchdorf, Brühlstrasse
Consulter le PDF original
Détail de la chronique
Commune
Obersiggenthal
Canton
AG
Lieu-dit
Kirchdorf, Brühlstrasse
Coordonnées
E 2662756, N 1261019
Altitude
378 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
--
Prélèvements
échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
--
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
35 m2
Date de début
19 août 2003
Date de fin
19 septembre 2003
Méthode de datation
archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2004
Époques
Empire romain, Âge du Fer
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique, métal, verre, verre (élément architectural (prélevé)), métal (monnaies/médailles)
Os
--
Matériel botanique
--
×