LK 1032, 707 344/278 920. Höhe 402 m. Datum der Grabung: Februar-Juli 2003. Bibliografie zur Fundstelle: JbSGUF 86, 2003, 234. Notgrabung vor Bauvorhaben, untersuchte Fläche ca. 400 m². Vicus.

Die Grabungen von 2002 wurden Ende Februar 2003 fortgesetzt, dabei wurde die untersuchte Fläche wesentlich vergrößert. Ziel war es, Bauten in ihrem Zusammenhang zu erfassen und die 2002 angeschnittene Wasserleitung zu verfolgen. Mit Ausnahme einer im Moment nicht interpretierten, mächtigen Mauer, die erst im 3. Jh. n.Chr. erbaut worden sein dürfte, wurden neu weitere in ein Planraster eingebundene Holzkonstruktionen aufgedeckt, darunter ein Bohlenweg, mächtige Pfahlfundierungen eines hallenartigen Baus sowie ein fast vollständiger Grundriss eines 5 auf 7,5 m messenden Ständerbaus, der mit Ziegeln gedeckt und dessen Fachwerkwände verputzt waren. Besonders interessant waren weiter Zaunabschnitte sowie Baumstrünke, die auf zeitweise nicht überbaute Bereiche mit Baumbestand hinweisen. Angesichts der zahlreichen Drainagesysteme in den untersten römischen Schichten erstaunte es, schließlich gerade hier einen weiteren Töpferofen anzutreffen, der nur noch auf dem Niveau der Feuergrube erhalten war. Im Ofen wurde in der 1. H. 1. Jh. n. Chr. helltonige Ware - vorab Krüge - gebrannt. Die ins Jahr 182 n.Chr. datierte Frischwasserleitung aus Eichenbohlen endete im untersuchten Bereich in einem Ost-West verlaufenden mächtigen Abwasserkanal. Sie unterquerte einen Laufbrunnen aus Holz (Abb. 30), der den bedeutendsten Fund der diesjährigen Kampagne darstellt. Der 3 × 2.60 × 0.37 m messende in römischer Zeit en bloc an den Standort versetzte Brunnen wurde über einen Brunnestud aus Holz und eine Teuchelleitung mit Frischwasser versorgt. Die außergewöhnliche Herstellungsqualität zeigt sich in sorgfältig genuteten Bodenbrettern, genagelten und eckverstärkten Seitenbrettern und einer sehr sorgfältigen Oberflächenbearbeitung. Die Versorgungsleitung für den Brunnen verlief parallel zur Frischwasserleitung Richtung Süden, war dort aber offensichtlich auf einem längeren Abschnitt zerstört; wir nehmen an, dass das Wasser weiter südlich dem Wasserkanal entnommen worden ist. Der Ablauf des Brunnens - eine Öffnung im Boden - führte direkt in die Wasserleitung und von da in den Abwasserkanal. Die dendrochronologischen Daten reichen zur Zeit von der Mitte des 1. Jh. n. Chr. bis an den Beginn des 3. Jh. n. Chr. Die Grabungen werden 2004 weitergeführt.

Fundmaterial: Funde aus organischem Material (Holz, Leder, Korbwaren); Metall, Keramik, Münzen, Glas usw. Tierknochen usw.
Probenentnahmen: Archäobotanisches Material.
Datierung: dendrochronologisch (Dendrolabor Zürich, Kurt Wyprächtiger; Dendronet Bohlingen D, Willy Tegel/Roswitha Schweichel); archäologisch.
Amt für Archäologie TG.