LK 1070, 2658643/1259315. Höhe 357 m (OK erhaltene Kanaldeckplatte).
Datum der Grabung: Juni 2017.
Bibliografie zur Fundstelle: Jber. GPV 1988/89, 54f. (mit Übersichtsplan); JbAS 100, 2017, 245f. (zur Grossgrabung).
Geplante Baubegleitung (Klinikneubau). Bauperimeter 5000 m².
Gemauerte Abwasserleitung.

Die Psychiatrischen Dienste Aargau AG (PDAG) planen nördlich des 1868-1872 errichteten Hauptgebäudes den Neubau einer Klinik. Bezogen auf die antike Situation liegt das Bauprojekt unmittelbar vor der Nordwestfront des steinernen Legionslagers von Vindonissa, in einem nur extensiv genutzten Randbereich der zugehörigen Zivilsiedlung (canabae legionis). Im Mittelalter lag das Areal nordwestlich des ummauerten Klosterbezirks von Königsfelden.
Nach einer 2016 durchgeführten Grossgrabung (V.016.1) wurden im Bauperimeter alle weiteren Erdeingriffe (Werkleitungen, Neubau Versickerungsanlagen etc.) archäologisch begleitet. Im Sommer 2017 kam dabei in ca. 3 m Tiefe und unter den Fundamenten der 1976 oberirdisch abgerissenen Klinikflügelbauten ein altbekannter Befund zum Vorschein (Abb. 59): Es handelt sich um einen von Süd nach Nord verlaufenden Kanal, der 1904 erstmals dokumentiert und zunächst als «römische Wasserleitung» bezeichnet worden war. In späteren Jahren immer wieder angeschnitten, wurde der Befund im Zuge der Baubegleitung 2017 auf einer Strecke von 10 m eingehend dokumentiert und eingemessen. Das aus Bruchsteinen gemauerte Wasserbauwerk weist eine Gesamtbreite von max. 1.4 m auf, die lichte Weite des Kanals beträgt ca. 0.3 m, die lichte Höhe ca. 0.55 m. Die Kanalwände sind unverputzt, die Sohle besteht aus fettem Lehm, die Deckplatten aus Muschelkalk. Ein kleines, aus der lehmigen Kanalsohle geborgenes Fundensemble datiert in die frühe Neuzeit.
Auf einem Plan aus der Mitte des 19. Jh. wird der Kanal, der mindestens einen Kontroll- bzw. Einstiegsschacht aufwies, als «gedeckte Coulisse» bezeichnet. Nach derzeitigem Kenntnisstand leitete er Brauchwasser (aus der römischen Wasserleitung?) vom Kloster Königsfelden (ab ca. 1310) bzw. der nachfolgenden Berner Hofmeisterei (ab ca. 1528) mit schwachem Gefälle nach Norden. Er verlief dann unmittelbar westlich vor den Spitzgräben des römischen Legionslagers bis zur Terrassenkante oberhalb der Aareniederung. Über einen dort befindlichen Weiher floss das Brauchwasser weiter zur 1326 erstmals erwähnten Klostermühle am Aareufer. Reste des hölzernen Mühlekanals wurden hier 2004/05 bei Baggersondagen erfasst und dendrochronologisch ins 17. Jh. datiert.

Datierung: archäologisch. 14.-19. Jh.
KAAG, J. Trumm.