LK 1112, 704 565/232 805. Höhe 425 m.
Datum der Grabung: Mitte Juni-Anfang Oktober 2008
Bibliografie zur Fundstelle: G. Matter, Die Römersiedlung Kempraten und ihre Umgebung. AFS 35. Jona/Rapperswil 2003; R. Ackermann, Jona, Kempraten, Fluhstrasse 6-10: Neue Grabungen in einem beinahe vergessenen vicus. Neujahrsblatt Histor. Verein St. Gallen 147, 2007, 72-83.
Geplante Notgrabung (Überbauung). Grösse der Grabung ca. 650 m².
Siedlung.
Sondierungen im Frühjahr 2008 auf dem Gelände einer geplanten Überbauung durch die ProSpect GmbH erbrachten römische Strukturen, die eine archäologische Flächengrabung bedingten. Das Areal befindet sich an der nördlichen Peripherie der bekannten Ausdehnung der römischen Siedlung. Die entdeckten Reste zeigen, dass sich der Vicus entlang des Fluhrückens nach Nordosten erstreckte, wohl entlang des Strassenabzweigers Richtung Oberwinterthur.
Im westlichen Teil der Grabung wurden Gebäudereste erfasst, deren Entstehungszeit noch geklärt werden muss. Es handelte sich um ihre hintersten Bereiche, weshalb das Verhältnis der einzelnen Einheiten zueinander unklar ist. Drei einen Raum umschliessende Mauern standen auf dem anstehenden Nagelfluhfels. Ihre solide Bauweise lässt ein zweistöckiges Gebäude vermuten. Im Innenraum fanden sich auf einer Brandschicht zahlreiche gut erhaltene bemalte Wandverputzstücke. Die Wandmalereien datieren gemäss einer ersten Analyse durch Yves Dubois (Pictoria s.n.c.) ans Ende des 2. und in die 1. Hälfte des 3. Jh. n. Chr. Es handelt sich um den ersten Nachweis von komplexer Wandmalerei in Kempraten.
Weiter nördlich lag eine Mauerecke, in die im 3. Jh. eine Darre oder Räucherkammer eingebaut wurde. Ältere gleichlaufende Balkengräbchen bezeugen in diesem Bereich eine frühere Phase, deren genaue Zeitstellung noch unklar ist. Im Bereich der Gebäudereste fanden sich fünf rechteckige Gruben mit senkrechten Wänden, die z.T. massiv in den anstehenden Fels eingetieft waren. In einzelnen Gruben war ein Holzeinbau nachweisbar. Möglicherweise standen die Gruben in einem handwerklichen Zusammenhang: Der auffällige Anteil an Schädelfragmenten und Hörnern lässt ein Handwerk (Gerberei?) vermuten.
Im östlichen Teil der Grabung wurden im Hinterhofbereich vier Töpferöfen freigelegt. Aufgrund ihrer Erhaltung und Konstruktion sind die beiden östlichsten speziell hervorzuheben (Abb. 32). Beide sind durch eine gemeinsame Bedienungsgrube verbunden, unterscheiden sich aber bezüglich ihrer Grösse (Dm. rund 2.20 m bzw. 1.50 m). Sie waren aus Leistenziegelfragmenten aufgebaut und ihre Lochtenne war teilweise erhalten. Besondere Erwähnung verdienen Konstruktionsdetails des grösseren Ofens: Beim Aufmauern der Lochtenne und des Feuerungskanals wurden konische Lehmziegel verwendet. Die Öfen waren mit Keramik verfüllt. Auch im unmittelbaren Umfeld kamen zahlreiche Scherben zum Vorschein. Es handelt sich um die Ausschussware des ansässigen Töpfereibetriebs. Gut vertreten sind dolienartige Gefässe, Reibschüsseln, Flaschen, Schüsseln; wenige Fehlbrände von Glanztonbechern belegen auch deren Produktion. Das Material ähnelt dem Produktionsabfall des Töpferofens in der nahen Römerwiese, scheint aber gemäss dem derzeitigen Forschungsstand jünger zu sein. Die beiden anderen Töpferöfen waren schlechter erhalten. Einer war ebenfalls aus Ziegeln konstruiert (Dm. 1.50 m). Im anderen (Dm. rund 90 cm) wurden in der Wandung der Brennkammer Gefässfragmente verbaut.
Zudem wurden zwei prähistorische Brandgruben (fours polynésiens) dokumentiert, die eventuell in die Spätbronzezeit datieren. Die Ausgrabungen werden im Frühjahr 2009 fortgesetzt, wenn die Ausdehnung der Baugrube des Neubauprojektes festgelegt ist.
Anthropologisches Material: Neonatenknochen, ohne klaren Befundzusammenhang.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Bodenproben für Archäobotanik/zoologie und Geoarchäologie, Holz- und Holzkohlenproben für Holzartenbestimmung, Dendro und C14 sowie Mörtelproben.
Datierung: archäologisch. Spätbronzezeit?; 2./3. Jh. n. Chr.
KA SG, P. Koch, R. Ackermann und M.P. Schindler; ProSpect GmbH, G. Matter.
Rapperswil-Jona SG, Kempraten, Flub
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Détail de la chronique
Commune
Rapperswil-Jona
Canton
SG
Lieu-dit
Kempraten, Flub
Coordonnées
E 2704565, N 1232805
Altitude
425 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
bois/charbon de bois, restes botaniques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
14C, dendrochronologie
Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
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Date de début
15 juin 2008
Date de fin
10 octobre 2008
Méthode de datation
14C, dendrochronologique, archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2009
Époques
Empire romain, Âge du Bronze
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
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Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
bois/charbon de bois, autres
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