LK 1068, 2620 618/1 264 933. Höhe 270 m.
Datum der Grabung: 9.2.-9.3., 4.4.-30.6., 2.9.-18.11.2022.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAK 44 (im Druck).
Sondierung, geplante Notgrabung (Neubauprojekt), Baubegleitung. Grösse der Grabung ca. 230 m², Grösse der Baubegleitung rund 3600 m².
Sonstiges (Ausfallstrasse), Grab.

Per Fahrplanwechsel im Dezember 2022 wurden die Haltestellen «Augst» durch einen neuen Busbahnhof an der Kreuzung Frenkendo rferstrasse/Rheinstrasse in Salina Raurica ersetzt. Die vom Bauvorhaben betroffenen Parzellen liegen westlich ausserhalb der römi schen Stadt Augusta Raurica an der sogenannten Basiliastrasse welche die antike Stadt mit Basel verband. Nördlich der Basiliastra sse erstreckte sich das Nordwestgräberfeld. Südlich der Strasse sind bisher nur wenige Gräber bekannt, weshalb im Vorfeld des Bauprojektes eine archäologische Sondierung durchgeführt wurde. In den Sondierschnitten konnten nebst der mehrphasigen Basiliastrasse sowie mehreren graben- bzw. grubenartigen Strukturen auch ein älterer Strassenhorizont dokumentiert werden. Ausserdem kam eine mögliche Brandgrube zum Vorschein, jedoch keine Bestattungen.
Im Anschluss an die Sondierungen wurde von April bis Juni ein rund 230 m² grosser Bereich am Ostende der Parzellen näher untersucht. Dabei wurde eine erste Kiesstrasse von rund 3-3.5 m Breite gefasst, welche aus einer einfachen Kieslage bestand. Diese Strasse wurde in römischer Zeit durch die 5.5 m breite Basiliastrasse ersetzt. Die Basiliastrasse besass eine hölzerne Substruktion aus quer zur Fahrrichtung ausgerichteten Hölzern (Abb. 32). Diese waren zum grössten Teil als Schatten erhalten; nur einzelne lagen inkohl vor. Die C14-Daten dieser Hölzer stehen noch aus. Über den Hölzern folgte eine massive Kiespackung, die mit Branntkalk gefestig wurde. Die Strasse wurde mindestens dreimal neu aufgekoffert. Südlich der Strasse wurde ein Kiesplatz gefasst, der direkt in Strassennähe einige Fahrrinnen aufwies.
Das Fundmaterial ist überraschend reichhaltig, nebst Knochen und Gebrauchskeramik liegen sechs (noch unbestimmte) Münzen sowie auch Kleinfunde aus Knochen und Buntmetall vor. Auffallend waren die grossen Mengen an Eisenfunden, die teilweise im weitesten Sinn einen Zusammenhang mit Handel bzw. Transportwesen nahelegen (Nägel, Hipposandalen, Griffel). Woher die Baukeramikfragmente (u. a. tubuli, imbrices) stammen, ist unklar. Möglicherweise wurde das Areal ausserhalb der Stadt als Abfalldeponie genutzt; für einen Gräberfeldbereich nördlich der Basiliastrasse ist diese Praxis für das 3. Jh. n. Chr. nachgewiesen.
Während der auf die Grabung folgenden Baubegleitung wurde in einem Leitungsgraben nördlich der Basiliastrasse ein Schädel gefunden. Das Skelett wurde daraufhin vollständig ausgegraben. Ersten Erkenntnissen zufolge wurde an dieser Stelle wohl im 3. oder 4. Jh. n. Chr. eine 30-40-jährige Frau von rund 1.6 m Körpergrösse bestattet. Ihr wurden nebst persönlichen Trachtgegenständen (Haarnadel, Bronzearmringe) auch zwei Beigabengefässe mitgegeben. Die genauere Analyse der Funde zur Datierungseingrenzung steht noch aus.

Archäologische Funde: Bronze, Eisen, Keramik, Knochen; im Römermuseum Augst.
Faunistisches Material: unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Anthropologisches Material: Knochen von einem Individuum. Bestimmung durch Michael Baumann, Augusta Raurica.
Probenentnahmen: C14-Proben, Mikromorphologische Proben, Sedimentproben.
Datierung: archäologisch. Römische Zeit, 1.-4. Jh. n. Chr.
Augusta Raurica, A. Signer.