LK 1069, 2644289/1261658. Höhe 356 m.
Datum der Grabung: 14.9.-18.12.2015.
Bibliografie zur Fundstelle: M. Hartmann, Die römische Besiedlung von Frick. Frick - Gestern und Heute 3, 1989, 14-22; D. Wälchli, Neue Funde im Fricker Oberdorf. Frick - Gestern und Heute 5, 1994, 54-61; A. Schaer, Die Ausgrabungen der Kantonsarchäologie im Gänsacker 2005. Frick - Gestern und Heute 10, 2007, 100-106; JbSGUF 87, 2004, 384; JbAS 89, 2006, 236f.; 95, 2012, 190; 96, 2013, 198f.; 97, 2014, 229; 98, 2015, 207.
Geplante Notgrabung (Bau Mehrfamilienhäuser inklusive Tiefgarage). Grösse der Grabung 2345 m²
Siedlung. Gräber.

Die Fundstelle befindet sich am Ostrand von Frick und betrifft die Parzelle östlich der Grabungsfläche Frick-Gänsacker 2013-2014 (Fic.013.2). Das Areal liegt damit am Ostrand der einstigen römischen Siedlung und direkt südlich der postulierten Fernstrasse, welche die Colonia Augusta Rauricorum mit Vindonissa verband. Im Gegensatz zur Grabung von 2014 (Fic.013.2), bei der eine Bebauung mit Streifenhäusern zum Vorschein kam, wurden während der Kampagne 2015 Teile eines Großbaus sowie ein dazugehöriges Hofareal ausgegraben. Vom Gebäude selbst wurde ganz im Westen der Grabungsfläche die bis auf das Fundament aus trockengesetzten Feldsteinen beraubte N-S verlaufende östliche Außenmauer auf einer Länge von 28 m erfasst. An sie waren im Nordwesten zwei annähernd quadratische Räume mit lichten Größen von jeweils etwa 14 m² angebaut. Während sich im südlichen noch der originale Mörtelgussboden erhalten hatte, waren im nördlichen sowohl der einstige Boden herausgerissen als auch die Mauern bis auf die untersten Fundamentlagen ausgeraubt. Im Südwesten befand sich ein weiterer Gebäudetrakt, dessen Mauern ebenfalls bis auf die untersten Fundamentlagen ausgerissen waren. Lediglich in einem Abschnitt hat sich darauf noch eine massive Konstruktion aus Steinblöcken erhalten, wohl eine Fundamentierung bzw. Schwelle einer Toranlage. Nach Ausweis der Ausrichtung und stratigrafischen Lage gehören beide Gebäudeteile zur selben Anlage. Damit hätte Letztere eine Länge von 52 m und eine Breite von 26 m. Das eigentliche Hofareal war bekiest und wies keine wesentliche Innenbebauung auf. Im Osten und Süden wurde es durch einen auf einer Länge von 72 m erfassten Spitzgraben abgeschlossen, der zwischen 1.2 m und 1.3 m breit und zwischen 0.6 und 1 m tief war. An der Grabeninnenseite befanden sich in Abständen von jeweils rund 2 m massive Pfostenstellungen, die als Reste einer Palisade zu deuten sind, welche die Anlage zusätzlich umwehrt hatte. Wohl in der Mitte des 3. Jh. n.Chr. wurden die Bauten zerstört und der Graben verfüllt, wovon massive Abbruchschichten und ein Ziegelversturz zeugen. Die Interpretation des Großbaus muss vorläufig noch offen bleiben, da ein Großteil desselben außerhalb des Grabungsperimeters liegt. Die Lage am Ost-rand der Siedlung und direkt südlich der mutmaßlichen Hauptstraße deutet darauf hin, dass hier eine Raststation angegraben wurde. In dieselbe Richtung weist das Fundmaterial aus dem Hofareal, das u.a. Hufschuhe, Pferdegeschirr sowie Wagenbestandteile beinhaltet. Zahlreiche Pfostenstellungen, Feuerstellen, Balkengräben sowie eine Darre, die in bzw. auf dem teilweise ausplanierten Abbruchschutt angelegt worden war, sind Zeugnisse einer regen Nachnutzung des Areals, die anhand der Fundmünzen bis ins 4. Jh. n.Chr zu datieren ist. Bemerkenswert sind die vielen Bronzefunde aus dieser letzten Phase. Sie umfassen Gefäßfragmente, eine Statuettenbasis und andere Objekte und sind als Altbronzen zu bewerten. Teilweise sind an den Stücken Umarbeitungen erkennbar. In den ersten Tagen der Ausgrabung mussten ganz im Süden der Parzelle mehrere römische Brandgräber baubegleitend geborgen werden. Sie gehören nach Ausweis ihrer Lage ebenfalls zum bereits in der letzten Ausgrabung (Fic.013.2) ausschnittsweise erfassten Gräberfeld und belegen dessen erhebliche Ausdehnung.

Archäologische Funde: Keramik, Eisen, Glas, Bronze, Münzen, Bauelemente.
Anthropologisches Material: Leichenbrand, noch unbearbeitet.
Faunistisches Material: Tierknochen, noch unbearbeitet.
Probenentnahmen: Schlämmproben, Mikromorphologie.
Datierung: archäologisch. 1.-4. Jh. n.Chr.
KA AG, J. Baerlocher.