LK 1070, 658 625/258 919 (Mittelpunktkoordinate). Höhe 360.40 m.
Datum der Grabung: 5.3.-31.7.2012.
Bibliografie zur Fundstelle: Jber. GPV 2011, 87-89; JbAS 2012, 197-199 (mit älterer Literatur).
Geplante Notgrabung (Bauprojekt).
Grösse der Grabung 4400 m² (2. Etappe).
Siedlung (Zivilsiedlung südlich des Legionslagers Vindonissa).

In der zweiten Etappe der Grossgrabung Windisch-Dorfzentrum 2011-2012 (V.011.1) wurden während rund 5 Monaten die östlichen Teile des Grabungsareals untersucht. Wie sich bereits während der ersten Grabungsetappe 2011 abgezeichnet hatte, war innerhalb des rund 80 m breiten Areals gegen Osten eine starke Abnahme der Befunddichte zu verzeichnen. Die hier deutlich weniger mächtige Stratigrafie als im Westteil deutet auf eine geringere Sedimentationsrate und den fehlenden anthropogenen Eintrag von Fremdmaterial hin. Hauptbefund im Ostteil ist eine grossflächig erfasste, verdichtete Kiesschicht, aus welcher rund 100 spätantike Münzen sowie zahlreiche Schuhnägel und Bleivergussreste stammen. Möglicherweise befand sich hier im 4. Jh. eine offene, mit Kies gefestigte Zone, die zeitweilig begangen wurde. Denkbar ist ein Zusammenhang mit dem spätantiken Gräberfeld Windisch-Oberburg, das sich südlich des Grabungsareals befindet. Unter dem Kies waren mehrere graben- und gräbchenartige Strukturen von bis zu 25 m Länge zu beobachten, die als Teil einer Gliederung oder Parzellierung des Areals interpretiert werden. Zwischen den Gräben wurden wenige Pfostenstellungen, Gruben und ein Feldbackofen freigelegt. Einzelne fundreiche Gruben im westlichen Bereich erwiesen sich aufgrund ihrer Grösse und Anlage sowie von Hinweisen auf Einbauten als Vorrats- und Kellergruben. Sie liegen im Übergangsbereich zwischen dem befundreichen West- und dem befundarmen Ostteil. Östlich an den im 1. Jh. durch Infrastrukturbauten (drei Strassen, Aquaeduktbrücke) intensiv genutzten Bereich schloss folglich ein extensiv genutztes Areal an, das im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit als Obstbaumgarten des Klosters Königsfelden genutzt und erst ab dem späten 17. Jh. allmählich überbaut wurde.

Archäologische Funde: umfangreiches Fundspektrum des 1. Jh. n. Chr., vereinzelte Funde aus der mittleren und späten Kaiserzeit.
Faunistisches Material: zahlreiche Tierknochen, darunter auch Skelette (neuzeitlich) in Gruben.
Probenentnahmen: Sedimentproben für Archäobiologie, mikromorphologische Proben.
Datierung: archäologisch. 1.-4. Jh. n. Chr.
KA AG, M. Flück.