LK 1070, 658 320/259 220 (Mittelpunktkoordinate). Höhe 350.30 m.
Datum der Grabung: 16.3.-28.4.2011.
Bibliografie zur Fundstelle: Jber. GPV 2008, 41-44.
Geplante Notgrabung (Campusüberbauung Vision Mitte).
Grösse der Grabung ca. 160 m².
Siedlung (Vicus/Canabae).

Westlich des Legionslagers von Vindonissa verursachte der Campus-Neubau Brugg Windisch der Fachhochschule Nordwest schweiz grossflächige Ausgrabungen. Nach Eingang der Baubewilligung mussten weitere Erdarbeiten überwacht und archäologisch betreut werden. Tangiert wurde eine Fläche zwischen den beiden römischen Strassen nach Augst und Avenches, die während der Grabung Windisch-Alte Zürcherstrasse Süd 2008 (V.008.4) erfasst worden waren, rund 35 m westlich der vermuteten Verzweigung der beiden Strassen. Die Grabungsfläche wurde während der laufenden Aushubarbeiten bearbeitet.
Unter massiven neuzeitlichen Aufplanierungen wurden intakte römische Siedlungsbefunde, die bis zu 8 m breite römische Strasse von Vindonissa nach Aventicum sowie eine frühkaiserzeitliche Brandbestattung erfasst. Bei den Siedlungsbefunden handelt es sich überwiegend um Kellergruben, die in ihrer letzten Nutzungsphase mit Abfall verfüllt wurden. Das umfangreiche Fundmaterial datiert nach einer ersten Sichtung ausschliesslich in die 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr.
Vor der neuzeitlichen Aufplanierung wurde viel Material abgetragen, was das vollständige Fehlen von spätantiken Funden erklärt. Bei diesem Eingriff wurde die südliche Hälfte der römischen Strasse fast vollständig zerstört.
Neben Kellergruben wurde eine grosse Grube mit verbrannten Brettern aus Tanne und Pfosten aus Eiche freigelegt. Die Bretter stammen von einem hier installierten Holzboden. In der Verfüllung lagen neben etlichen Keramikgefässen und Eisenobjekten auch Austernschalen, Knoblauch und Nussschalen.
Eine Bestattung, lediglich eine Mulde mit etwas Leichenbrand, lieferte keine Beigaben. Sie dürfte aber zum frühesten römischen Bestattungsplatz in diesem Areal gehören.

Archäologische Funde: Keramik (viele Fragmente von Räucherkelchen), Ziegel (darunter rund zugeschlagene Ziegelplatten), Eisenobjekte, Austernschalen, Knoblauch, Nussschalen.
Anthropologisches Material: Leichenbrand.
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnahmen: Erdproben; verkohltes Holz für Holzartenbestimmung.
Datierung: archäologisch. 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.
K A A G, B. Wigger.