LK 1192, 692 880/191 020. Höhe 475 m.
Datum der Grabung: 13.1.-4.2.2014.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: E. Auderset, Aus der Geschichte der Pfarr- und Wallfahrtskirche Schattdorf. Historisches Neujahrsblatt des Historischen Vereins Uri, N.F. 18/19, 1963/64, 61-73; Pfarramt Schattdorf (Hrsg.) 250 Jahre Pfarrkirche Schattdorf 17331983. Schattdorf 1983.
Geplante Notgrabung (Gesamtrestaurierung, Erneuerung der Böden, Bodenheizung).
Grösse der Grabung ca. 50 m².
Kirche.
Kirche 1270 in Schriftquellen als capella bezeugt (Filiale von Bürglen bis 1424); 1326 Marienpatrozinium erstmals urkundlich erwähnt; 1520 Konsekration des Beinhauses; 1729 Baubeginn der heutigen barocken Pfarrkirche mit Turm; 1733 Weihe. 2002 letzte Aussenrenovierung. Bislang keine archäologischen Forschungen in der Pfarrkirche und in deren unmittelbarer Umgebung.
Das Innere der an herausragender Stelle über Schattdorf errichteten Kirche wurde im Jahr 2014 umfassend restauriert (u.a. Ausbau aller Altäre und der Orgel). Das geplante Ersetzen der Bodenbeläge und der Einbau einer Bodenheizung machten eine flächige archäologische Untersuchung des Kircheninnern unumgänglich. Doch die geringe Tiefe des Aushubs rechtfertigte ein vollständiges Ausgraben nicht. 14 Sondierschnitte, verteilt auf Schiff (zehn Sondierungen), Chor (eine Sondierung) und Anbau (drei Sondierungen) erbrachten die Aufschlüsse, welche die Richtigkeit des Vorgehens bestätigten. Weder kirchliche Vorgängerbauten noch Gräber waren nachzuweisen.
In der südlichen, dem Berg zugewandten Schiffhälfte kam direkt unter nachbarockem Schutt der anstehende, natürlich abgelagerte Boden aus Kies und feinem schotterartig zersetztem Felsmaterial zum Vorschein. Darin zeichneten sich etliche kleine Grübchen ab, in denen einst wohl Stangen oder Pföstchen von Zäunen staken. Die Auffüllungen der Grübchen waren fundleer.
In der nördlichen, hangseitigen Schiffhälfte zeigte sich unter den nachbarocken Schuttschichten eine verwirrende Fülle unterschiedlicher Erdschichten. Sie enthielten alle Abbruchmörtel von einem Steingebäude unbekannter Zeitstellung und Lokalisierung. Die Erdschichten waren zusätzlich durchmischt mit Lehm- und Erdklumpen, wie sie beim Aushub von Baugruben für ein Gebäude anfallen. Offenbar handelt es sich um Planierschichten, die man beim Bau der heutigen Kirche aufgeschüttet hatte (Hanglage, Terrassierung). In der Vorchorzone wurde eine Grube festgestellt, welche in die Planierschichten abgetieft war und menschliche Gebeine enthielt - ein neuzeitliches Ossuar.
In den nachbarocken Schuttschichten befanden sich zahlreiche Funde unterschiedlicher Zeitstellung, vom fragmentierten Kruzifixkorpus des späten 18. Jh. über Ofenschlacke bis zum Silberpapier des 20. Jh. Die in den nachbarocken Auffüllungen zutage getretenen menschlichen Gebeine befanden sich nicht in originaler Bestattungslage, sondern waren umgelagert. Ob sie Innen- oder Friedhofsbestattungen angehörten, lässt sich freilich nicht mehr beurteilen.
Da Reste eines Vorgängerbaus nicht zutage traten, liegt es nahe anzunehmen, dass ein solcher entweder durch den Bau der heutigen Kirche vollständig überdeckt, ja vielleicht beseitigt wurde. Möglich ist auch, dass er an einem anderen Ort stand: Befand sich die mittelalterliche Kirche von Schattdorf vielleicht oberhalb der heutigen Pfarrkirche, östlich des landwirtschaftlichen Ökonomiegebäudes? Eine Vorgängerkirche könnte auf dem Altarantependium der oberhalb der Pfarrkirche gelegenen Waldbruderkapelle dargestellt sein: eine Saalkirche mit Turm und Nebengebäude. Die Identifikation der Kirche auf dem Antependium mit der Schattdorfer Pfarrkirche ist aber auch dann nur mit Vorbehalt zulässig, wenn das Antependium tatsächlich älter als die heutige Pfarrkirche ist.
Archäologische Funde: Metall, Baukeramik, 1 Fragment Geschirrkeramik.
Anthropologisches Material: umgelagerte Skelettreste, unbestimmt, wiederbestattet.
Probenentnahmen: Holzkohle, anstehender Boden.
Datierung: archäologisch; Schriftquellen.
Im Auftrag der Abteilung Natur- und Heimatschutz UR: G. Faccani, Atelier d'archéologie médiévale SA, Moudon.
Schattdorf UR, Pfarrkirche
Consulter le PDF original
Détail de la chronique
Commune
Schattdorf
Canton
UR
Lieu-dit
Pfarrkirche
Coordonnées
E 2692880, N 1191020
Altitude
475 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
Oui
Prélèvements
bois/charbon de bois
Analyses
--
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
50 m2
Date de début
13 janvier 2014
Date de fin
04 février 2014
Méthode de datation
archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2015
Époques
Moyen Âge
Type de site
cultuel/religieux (édifice réligieux), cultuel/religieux (sanctuaire)
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
métal, céramique (élément architectural (prélevé)), céramique
Os
squelettes humains
Matériel botanique
bois/charbon de bois
×