LK 1192, 2692 612/1 191 186. Höhe 475 m.
Datum der Grabung: 7.-31.1./11.-13.5./8.-30.6./3.7.2020.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: Bitterli, Th. (1987) Auf der Suche nach dem Turm von Schattdorf: archäologische Sondierungen im Bereich «Unterer Hof» im Februar 1986, Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 60, 18-23; Bitterli, Th. (1992-93) Archäologische Sondierungen im Bereich «Unterer Hof» in Schattdorf, Hist Neujahrsblatt Uri 83-84, 61-75; JbAS 95, 2012, 214; JbAS 98, 2015, 256.
Geplante Notgrabung (Neubau von Einfamilienhäusern). Grösse der Grabung ca. 230 m².
Siedlung.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Hof «Unterer Hof» (17. Jh.) wurden die letzten beiden Parzellen überbaut. Eine 1986 ausgeführte Sondierung beim «Unteren Hof» wies erstmals römische Keramikscherben einer nahe liegenden Siedlungsstelle und eine mittelalterliche Erdwallanlage nach. Aushubbegleitungen bei benachbarten Grundstücken ergaben 2011 und 2014 erneut römische Funde sowie eine karolingische Kreuzfibel.
Die beiden Parzellen liegen entlang des kanalisierten Dorfbachs an einem sanften Hang unterhalb von Dorf und Kirche. In der oberen Parzelle ließ sich in einer Sondierfläche (2.7 x 3 m) ein frührömischer, fundleerer Gehhorizont feststellen. Eine sich undeutlich abzeichnende, halbrunde Steinsetzung mit innerer Holzkohlekonzentration könnte von in der Nähe ausgeübtem Handwerk zeugen (zwei C14-Proben, 1. Jh. v. - 1. Jh. n. Chr.). Darüber lagerte sich ein Kolluvium mit kaiserzeitlichen Funden – u. a. dem ersten auf Kantonsgebiet gefundenen Glasfragment (Rippenschale) – ab.
Auf dem Kolluvium wurde später ein Straßenkoffer aus dicht gesetzten Lesesteinen und mit an einer Stelle erhaltenem Belag aus Sand und Kieselchen erstellt (C14-Probe Tierknochen, 9./10. Jh. n. Chr.). Die Straße verzweigte sich vermutlich im Südwesten nach Süden und Westen (Abb. 74). Nach Nordosten hangaufwärts verlief sie in Richtung eines teilweise angeschnittenen Gebäudegrundrisses, wo sie unmittelbar davor in eine Art Vorplatz mit einer Lage aus kleineren Lesesteinen überging. Der Bau bestand in einer ersten Phase aus einer quer zum Hang trocken verlegten Steinreihe (Schwellbalkenfundament) und aus einzelnen Steinunterlagen (Punktfundamente). Eine Binnenwand trennte einen Vorraum ab. Es könnte sich um den Mischbau einer Ständer-/Pfostenbaukonstruktion gehandelt haben. Der langschmale Bau mit 2.5 m Breite auf einer Mindestlänge von 3.7 m wurde entweder als Stall/Lagergebäude oder als Teil eines Hauses genutzt. Nach Südosten wurde eine neue Straße gebaut, charakterisiert durch großformatige Wacken am Rand und einem inneren Koffer aus kleinen Lesesteinen. In einer zweiten Phase wurde der Bau unter Beibehaltung eines Teils der westlichen Steinreihe und der ehemaligen Binnenwand als nach Osten verlängerte Südfassade umgebaut. Im Südwesten stützte zwischenzeitlich eine Hangbefestigung aus Lesesteinen die Südwestecke des Baus ab. Davor verlief eine Reihe aus kleinen Pfählen.
In der anschließenden unteren Parzelle zeichnete sich der Schichtaufbau durch mehrere, aufeinander folgende Hang- und Bachablagerungen aus. Eine älteste Schicht enthielt ein prähistorisches Grobkeramikfragment. Ein jüngerer Horizont ließ sich aufgrund seiner grauen Färbung als Benutzungshorizont (Ackerboden) interpretieren. Auf dessen Niveau hangaufwärts lag eine quer zum Bach und parallel zum Bau verlaufende, anthropogene Steinsetzung mit einer Länge von 11 m und einer Breite von gut 1.5 m (C14-Probe Tierknochen, 8./9. Jh. n. Chr.). Die einlagig dicht verlegten Steine bildeten hangabwärts eine gerade Flucht. Teilweise waren sie hochkant gestellt, wobei in gewissen Abständen größere Steine hangseits über die Steinsetzung (Verankerung) hinausragten. Sie ist weniger als Weganlage, denn als Hangbefestigung oder Terrassierung zu verstehen.
Zwischen Bau und Hangterrassierung ließ sich eine weitere, ebenfalls parallel verlaufende Steinreihe aus Wacken (Gebäudegrundriss? Hangbefestigung?) in einem Sondierschnitt feststellen. Aufgrund des Baugrubenverlaufs und der Störung durch eine Jauchegrube wurde hier nicht weiter freigelegt.
Archäologische Funde: Geschirr- und Ofenkeramik, Glas, Lavez, bearbeiteter Stein, Eisen, Buntmetall, Münzen.
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnahmen: Erdproben, Holz und Holzkohle für C14 (Dendroanalyse nicht möglich).
Datierung: archäologisch, prähistorische Zeit, römische Zeit, Mittelalter, Neuzeit. C14: ETH-104471, 1228 ± 22 BP, 693-880 AD, cal. 2 sigma; ETH-108532, 1152 ± 22 BP, 773-977 AD, cal. 2 sigma; ETH-108533, 2030 ± 24 BP, 97 BC - 61 AD, cal. 2 sigma; ETH-108534, 1987 ± 24 BP, 43 BC - 114 AD, cal. 2 sigma.
Im Auftrag der Fachstelle Denkmalpflege und Archäologie UR: ProSpect GmbH, Ch. Auf der Maur.
Schattdorf UR, Dorfbachstrasse 11a und Hofgasse 9
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Détail de la chronique
Commune
Schattdorf
Canton
UR
Lieu-dit
Dorfbachstrasse 11a und Hofgasse 9
Coordonnées
E 2692612, N 1191186
Altitude
475 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
Oui
Prélèvements
bois/charbon de bois, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
14C, dendrochronologie
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
230 m2
Date de début
07 janvier 2020
Date de fin
03 juillet 2020
Méthode de datation
14C, dendrochronologique, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2021
Époques
Moyen Âge, Âge du Bronze, Âge du Fer, Empire romain, Époque moderne, Époque contemporaine
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique (récipient), verre (récipient), métal (monnaies/médailles)
Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
bois/charbon de bois
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