LK 1070, 658 250-658 290/259 220-259 260. Höhe ca. 350.30 m.
Datum der Grabung: 2.3.-10.7.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 92, 2009, 315 (mit älterer Literatur).
Geplante Notgrabung (Campusüberbauung Vision Mitte). Grösse der Grabung ca. 500 m².
Siedlung (vicus/canabae).

Die abzuschliessenden Felder der Grabung 2008 lagen zwischen den beiden 2007 untersuchten Ausfallstrassen nach Augusta Raurica (Augst/Kaiseraugst) und Aventicum (Avenches), die durch das zivile Quartier führten, das dem Legionslager Vindonissa im Nordwesten vorgelagert war.
Zu dem schon 2008 erfassten frühen Urnengrab kamen drei weitere Brandgräber hinzu, die ebenfalls in einem Grabgarten lagen. Sie schreiben sich in zwei Reihen südlich der Ausfallstrasse nach Augusta Raurica (Augst/Kaiseraugst) ein. Es handelt sich mehrheitlich um Urnengräber, die stratigrafisch mit der frühesten Strasse in Verbindung stehen. In der hinteren Reihe lag auch ein Brandschüttungsgrab, das Reste eines mit Beinschnitzereien verzierten Totenbettes aufwies. Wie alle Bestattungen dieser Reihen, stehen die 2009 untersuchten in einer ausgesprochen mediterranen Tradition und dürften Angehörigen des augusteischen Militärpostens oder der 13. Legion zuzuweisen sein.
Später wurden die Gräber aufgehoben, um einen mindestens 800 m² grossen Platz anzulegen. In der ersten Phase war er durch zwei lange, ca. 10 m voneinander entfernte Gräben parallel zur Strasse gegliedert. Funktion von Platz und Gräben ist zurzeit noch unbekannt. Die Gräben wurden jedoch bald verfüllt und der Platz mehrmals mit einem Geröllbett mit Kiesboden gefestigt. Das dafür verwendete Material stammt aus grossen, vor Ort angelegten Gruben.
Mit der Zeit wurde der grosse Platz am nordwestlichen Siedlungsrand in die Überbauung zwischen den beiden Ausfallstrassen einbezogen. Die 2008 erfassten Häuser wurden vollständig freigelegt. Sie waren bis ins frühere 3. Jh. bewohnt. Zumindest eines unter ihnen war mit qualitätvollen Wandmalereien ausgestattet. Es brannte, wie das gesamte Quartier, im späteren 1. Jh. ab und wurde durch ein mit einem Steinkeller ausgestattetes Gebäude ersetzt. Die mit zahlreichen verschalten Gruben ausgestatteten Hinterhöfe grenzten an die nach Aventicum führende Ausfallstrasse.

Archäologische Kleinfunde: u. a. Keramik, Münzen.
Anthropologisches Material: Gräber mit Leichenbrand.
Faunistisches Material: Tierknochen, Schlämmreste.
Probenentnahmen: Schlämmproben; Proben für Mikromorphologie, Gesteinsproben für Baumaterialbestimmungen.
Datierung: archäologisch. 1.-3. Jh. n. Chr.
K A A G, C. Schucany und H. Flück.