LK 1072, 697 320/261 700. Höhe 442 m. Datum der Grabung: 19.1.-9.2., 21.2.-3.3. und 27.3.-28.4.2000. Neue Fundstelle. Geplante Notgrabung (Pflästerung, Werkleitungsbauten). Grösse der Grabungen ca. 130 m². Siedlung.

Im Berichtsjahr war die westliche Hälfte der Obergasse von Werkleitungserneuerungen und Ausebnungen betroffen. Die vorgängigen archäologische Untersuchungen in drei Bereichen erbrachten Ergebnisse zur Stadtentwicklung und zur Infrastruktur der Gasse. Nördlichster Bereich der Obergasse: Ein zweiphasiger, aufgrund von C14-Daten in diesem Bereich bis ins 12. Jh. offen stehender Graben bildet die südliche Fortsetzung des 1999 im Haus Marktgasse 10 entdeckten Befestigungsgrabens, der dort bereits im 11. Jh. überbaut worden war. Sowohl das Alter als auch die Funktion des Grabens bleiben vorderhand unbekannt. Auf der Grabenverfüllung standen im Bereich Nordausgang Obergasse zunächst Holzbauten mit einer zugehörigen Latrine mit gemauertem Schacht. Nach einem Brand entstand im Süden über der Latrine und den Holzbauten ein Steinhaus. Im Norden, gegen die Marktgasse hin, befand sich vermutlich weiterhin ein Holzbau. Die Obergasse war bedeutend schmaler als heute. Nach einem erneuten Brand riss man den Steinbau ab und verbreiterte die Obergasse zu einem kleinen Platz. 1538 wurde hier der Obstmarktbrunnen errichtet, dessen Fundament wegen der Grabenverfüllung ausserordentlich massiv gemauert war. Vor dem Haus Nr. 11: Ein von Werkleitungen im Bestand arg in Mitleidenschaft gezogenes Grubenhaus wurde, wie C14-Daten zeigen, bereits im 9./10. Jh. zugeschüttet. Südlicher Bereich der Obergasse: Vom Stadtbach war noch die westliche, NS-gerichtete Flechtwerkwand der Uferverbauung des späten 12. Jh. (C14-datiert) erhalten. Den besonders guten Erhaltungsbedingungen verdanken wir einen umfangreichen Lederfund aus der im Verlauf des 13. Jh. erfolgten Aufschüttung des Stadtbachs. Erstaunlicherweise sind unter den 267 Fragmenten nur zwei Schuhtypen vertreten, von denen sich zwölf Exemplare weitgehend rekonstruieren liessen. Aus der 2. Hälfte des 13. Jh. (C14-datiert) stammt eine Teuchelleitung, die vermutlich einen Brunnen speiste.

Probenentnahmen: Fäkalprobe aus Latrine, Hölzer, C14-Proben. Datierung: archäologisch; C14. 12.-14. Jh. KA ZH, W. Wild.