LK 1069, 2642363/1260 471. Höhe 371.50 m.
Datum der Grabung: 14.-18.12.2015; 7.1.-24.2.2016
Bibliografie zur Fundstelle: A. Hep/R. Marti, Neues zur Besiedlung des Fricktals in prähistorischer und frühmittelalterlicher Zeit. Die Ausgrabungen in Gipf-Oberfrick 1998 (Allmentweg) und 2002 (Kornbergweg). JbAS 88, 2005, 217-254.
Geplante Notgrabung (Bau Mehrfamilienhaus). Größe der Grabung 260 m². Siedlung.

Die zwei zusammengewachsenen Ortschaften Gipf und Oberfrick liegen in dem durch den Bruggbach entstandenen Seitental der Sissle und befinden sich an der Abzweigung zu den alten Juraübergängen zum Aaretal. Bereits im Frühmittelalter hatte die Besiedlung der erhöhten Überschwemmungsterrasse am Allmentweg begonnen. Teile davon waren 1998 und 2002 ausgegraben worden (dazu JbSGUF 88, 2005, 217-254). Die Untersuchungen von 2016 tangierten die Fläche unmittelbar nordöstlich davon.
Zu den frühesten 2016 freigelegten Siedlungsstrukturen gehörten fünf verschieden orientierte Grubenhäuser. Drei davon waren kleinformatig (4.5-6.25 m²); zwei von ihnen entsprachen dem Sechspfosten-Typ. Das dritte hatte nur noch fünf Pfosten. Wenige Fragmente von sandiger Drehscheibenware in deren Verfüllungen bezeugen ihre Aufgabe im bzw. nach dem 7./8. Jh. Einem ganz anderen Bautyp ist das vierte Grubenhaus zuzuweisen. Es war 3 × 4.5 m groß und wurde von acht ungleichmäßig verteilten Pfosten getragen. Etwas aus der Mitte verschoben lag eine Ofen- oder Feuerstelle, zu der auch ein nahestehendes Pfostennegativ vielleicht von einem Galgen gehört. Das keramische Fundmaterial aus der Verfüllung bestand vorwiegend aus sandiger bzw. rauhwantiger Drehscheibenware sowie älterer, gelbtoniger Drehscheibenware mit Rollstempeldekor. Die Aufgabe des Grubenhauses ist entsprechend in das Hochmittelalter zu datieren. Das fünfte Grubenhaus war nur im Ostprofil feststellbar.
Während für die kleinen Grubenhäuser gewerbliche Funktionen anzunehmen sind, handelt es sich beim größeren wohl um ein Wohnhaus. Auch zwei angeschnittene Pfostenbauten am östlichen Rand der untersuchten Fläche dürften Teil der frühesten Besiedlung gewesen sein. Ihre Pfosten unterschieden sich aufgrund ihres Durchmessers von ca. 40 bzw. 60 cm voneinander; die jeweiligen Verfüllungen enthielten vereinzelte Keramikfragmente der bereits erwähnten rauhwantigen Drehscheibenware.
Die Terrasse wurde zwischen dem 13. und 15. Jh. erneut besiedelt. Auf eine Schwellbalkenkonstruktion mit Lehmfußboden wies der Abdruck eines über 2.5 m langen, nach Nordwesten ausgerichteten Balkens auf vereinzelten Unterlagssteinen hin. Ein parallel dazu ausgehobener flacher Traufgraben enthielt im Sohlenbereich Keramikfragmente des 13. Jh., darüber solche des 14.-15. Jh.
Eine Dammschüttung aus Bachkieseln mit einer Auffahrtsrampe aus Kalksteinplatten verläuft zunächst annähernd talparallel in Nord-Süd-Richtung und schwenkt dann nach Südosten, wahrscheinlich zum benachbarten Fürberg hin. Dieser Weg könnte der Vorgänger eines Erzweges sein, der heute im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz unter der Bezeichnung AG 585 aufgeführt wird. Auf Eisenverhüttung deuten Schlacken hin, die zusammen mit Gefäß- und Baukeramik des 13./14. Jh. aus der Dammschüttung geborgen wurden.

Archäologische Funde: Keramik, Baukeramik, Schlacke.
Faunistisches Material: Tierknochen (unbearbeitet).
Probenentnahmen: Makroproben und Profilkolonne.
Datierung: archäologisch. Früh- bis Hochmittelalter; Spätmittelalter.
KA AG L. Galioto und D. Wälchli.