LK 1135, 2755726 / 1218970. Höhe 610 m.
Datum der Sondierung: 4. und 17.5., 23.8, 22.9., 15.,17., 21. sowie 23.-25.11. und 7.-9. und schliesslich 15.12.2016.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 99, 2016, 172f.; Th. Stehrenberger/Y. Weidmann, Obere Höhle «Procha Burg» (Wartau, SG). Höhlenpost Nr. 148, 2016, 2-14.
Geplante Sondierung. Grösse der Grabung 7 m².
Kadaverhöhle(?).

Der Zweifel an der Interpretation der Fundstelle als jungsteinzeitliche Bestattungshöhle (JbAS 99, 2016, 172f.) führte im Frühjahr 2016 zu einer Nachuntersuchung und Neubeurteilung unter Einbezug der Umgebung der Höhle. Mit Hilfe des Höhlenplans, der im Rahmen der Neuvermessung gezeichnet wurde und dank einer alten Vermessungskizze aus den 1970er-Jahren konnte rund 20 m nordöstlich oberhalb des Höhleneingangs eine grössere, mit Felsblöcken und Sediment verfüllte Kluft lokalisiert werden. Sie war möglicherweise einst offen gewesen und hatte einen Zugang zum hintersten Höhlenteil ermöglicht. In diesem schwer zugänglichen Abschnitt der Höhle waren in den 1970er- und 1980er-Jahren menschliche Knochen geborgen worden. Letztere waren mehrheitlich zwischen Felsblöcken eingeklemmt und stammen teilweise aus dem Deckenbereich. Die Fundlage spricht dafür, dass die Knochen einst von oben in den hintersten Höhlenbereich gelangt waren. Um diese These zu überprüfen, wurden etappenweise Sediment und Felsmaterial aus der neu lokalisierten Kluft entfernt. Tatsächlich kamen im Zuge der Räumungs- und Ausgrabungsarbeiten einige menschliche Knochen, darunter ein Unterkiefer, zum Vorschein. Geborgen wurden aber auch unverbrannte Tierknochen und ein kleiner, wohl prähistorischer Knochenmeissel. Bislang gelang noch keine direkte Verbindung in den entlegensten Höhlenteil. Messungen mit zwei Lawinensuchgeräten des Typs Barryvox ergaben jedoch eine Distanz von knapp 1 m zur Höhle, der Durchbruch dürfte also in Kürze gelingen. Das Vorhandensein menschlicher Knochen in der Kluft spricht für die These, dass die Knochen von ausserhalb in die Höhle gelangt waren.
Im hintersten Abschnitt der Höhle wurden nochmals einzelne, zwischen Steinen verklemmte Knochen im Decken- und Wandbereich fotografiert. Im Sediment am Boden fanden sich zudem zwischen Versturz erneut zahlreiche Knochen, Geweihreste, ein Silexabschlag sowie mehrere dickwandige und grobgemagerte Scherben. Die Neufunde, darunter zahlreiche menschliche Zähne und Fuß- oder Fingerknochen, stammen sowohl aus ungestörtem Erdreich als auch aus dem Abraum der Raubgrabungen. Sie werden wie die Altfunde zurzeit im Rahmen eines Nationalfondsprojektes an der Universität Bern bearbeitet und ausgewertet.

Archäologische Funde: Silex, Keramik, Knochenmeissel.
Anthropologisches Material: menschliche Knochen; Neubearbeitung inkl. der Altfunde: I. Siebke, Institut für Rechtsmedizin, Abteilung Anthropologie, Universität Bern.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet; Bearbeitung der Altfunde durch E. Jochum Zimmermann, Universität Zürich.
Probenentnahmen: Sedimentproben, unbearbeitet; verkohltes Material für C14.
Datierung: archäologisch. Jungsteinzeit.
KA SG, Th. Stehrenberger und R. Meyer.