LK 1070, 665 890/259 225. Höhe 367 m.
Datum der Grabung: Sondierung 30.6.-3.7.2009; Grabung 4.8.-23.12.2009; 2. Kampagne Februar/März 2010.
Neue Fundstelle.
Notgrabung (Neubau Wohn- und Gewerbehaus). Größe der Grabung: ca. 450 m².
Siedlung.
Das Grabungsareal liegt hinter der Dependance des Hotels Ochsen in bislang archäologisch nicht erfasstem Gelände. In der 2009 untersuchten Fläche wurden Reste zweier Gebäude und einer zwischen den Bauten liegenden Straße oder eines Hofes freigelegt (Abb. 19).
Der nördliche Bau wies hangseitig einen 5 × 5 m großen Keller auf, dessen teilweise mit Fugenstrich versehenes, aus Flusskieseln gefügtes Mauerwerk außerordentlich gut erhalten war. Seine Qualität und Ausführung sowie das älteste Fundmaterial weisen den Bau des nördlichen Gebäudes in die 2. H. 1. Jh. n. Chr. Ende des 2., spätestens zu Beginn des 3. Jh. wird der Keller aufgelassen und mit Abfall, darunter zahlreichem medizinischem Gerät, und organischem Material verfüllt. Wenig später wird hier eine große Menge womöglich aus einer Hausräumung stammender Keramik deponiert («Scherbenteppich»). Daraus und aus dem darüber liegenden Kolluvium stammen mehrere Fragmente von Formschüsseln für Relief-TS-Imitationen.
Das südliche Gebäude wird wohl bereits in der 1. H. 1. Jh. n. Chr. in Stein erbaut. Es erfolgen noch im 1. Jh. mehrere Umbauten, wobei eine einstige massiv gemauerte Innenunterteilung abgebrochen und danach offenbar kurzfristig mit Fachwerkwänden ersetzt wird. Zu dieser Bauphase gehört ein ausgeprägter Bauhorizont mit Resten eines Mörtelmischplatzes mit einer rechteckigen Mischwanne. Womöglich nach einem Schadenfeuer im späteren 1. Jh. wird die nördliche Außenmauer in pietra rasa-Technik neu aufgemauert. Später erhält das Gebäude auf seiner Nordseite einen apsidenförmigen Anbau. Wohl damit verbunden ist das Anlegen einer ovalen, trockengemauerten Kellergrube. Die Auflassung und der langsame Zerfall des Baus datiert ebenfalls ins 3. Jh. Auf der Außenseite der Nordmauer des Gebäudes verliefen zu allen Bauphasen massive, teilweise wohl ursprünglich mit einem hölzernen Kanal versehene Sickerpackungen. Im Umfeld der Badener Thermalquellen bemerkenswert sind massive Versinterungen an Mauersteinen und an den Kieseln der Sickerpackungen.
In beiden Gebäuden fand sich je eine aus Dachziegeln gesetzte Feuerstelle, im nördlichen Bau zudem eine Esse. Diese Befunde belegen eine Begehung der Gebäuderuinen in der Zeit nach deren Aufgabe im 3., evtl. 4. Jh.
Zwischen den beiden fächerartig an die Topografie angepasst auf der Hangterrasse errichteten Gebäuden befindet sich ein mit mächtigen Sand- und Kiesschüttungen befestigter Weg oder Hofplatz.
Die aufgrund der freigelegten Mauerzüge und Räume erst zu erahnende Größe der beiden festgestellten Bauten, deren Lage und die Qualität des Mauerwerks sowie das zahlreiche, eher einem gehobenen Lebensstandard entsprechende Fundmaterial, lassen vermuten, dass es sich um Wohnresidenzen, eventuell aber auch um öffentliche Gebäude handelt.
Kleinfunde: Keramik, darunter zahlreiche helvetische TS, u.a. Fragmente einer Formschüssel, Bronze- und Eisenobjekte, u.a. chirurgisches Gerät, ferner Mosaiksteine (Glas und Stein), Marmorfragmente.
Faunistisches Material: Tierknochen, noch nicht bestimmt.
Probenentnahmen: Sedimentproben, Proben von Mörtel aus dem Mörtelmischbecken, geologische Proben (versintertes Material).
Datierung: archäologisch. 1.-3., evtl. 4. Jh.
Baden AG, Bäderquartier, Dependance Ochsen
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Abb. 19. Baden AG, Dependance Ochsen. Teilweise freigelegte Grabungsfläche mit den Resten der beiden Gebäude und der dazwischen liegenden Erschliessung. Die Bauherrschaft beabsichtigt aus freien Stücken, den ausserordentlich gut erhaltenen Mauerwinkel des Kellers des nördlichen Gebäudes in das Bauvorhaben zu integrieren. Foto KA AG.
Détail de la chronique
Commune
Baden
Canton
AG
Lieu-dit
Bäderquartier, Dependance Ochsen
Coordonnées
E 2665890, N 1259225
Altitude
367 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
Oui
Prélèvements
échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
450 m2
Date de début
30 juin 2009
Date de fin
31 mars 2010
Méthode de datation
archéologique
Année de publication
2010
Époques
Époque romaine
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
--
Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
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