LK 1070, 2671590/1257150. Höhe 439 m.
Datum der Grabung: 19.3.-7.5.2018.
Bibliografie zur Fundstelle: JbSGUF 87, 2004, 422; Archäologie im Kanton Zürich 18, 2003-2005 (2006), 36. Zürich/Egg; SPM VII 486.
Geplante Notgrabung (Neubau Zweifamilienhaus). Größe der Grabung 250 m².
Siedlung.

Die Parzelle liegt im alten Dorfkern von Otelfingen. In nächster Umgebung befinden sich mehrere Fundstellen, welche die rege und weit zurückgehende Siedlungstätigkeit vom Neolithikum bis ins Mittelalter beleuchten. Das Gelände war stark durch jüngere Bodeneingriffe überprägt: schutthaltige moderne Planien lagen teilweise direkt auf dem C-Horizont auf, der sich aus spätglazialen fluvialen Sedimenten, meist reinstem Sand, zusammensetzte. Der B-Horizont fehlte weitgehend. Die Befunde zeichneten sich daher erst auf der Oberkante des C-Horizonts ab. Die Auffüllungen von neun unterschiedlich gut erhaltenen Gruben sind anhand des spärlichen Fundmaterials ins späte Hochmittelalter resp. das beginnende Spätmittelalter (13./14. Jh. n.Chr.) zu datieren. Erwähnenswert sind ein zur Hälfte erhaltenes Talglämpchen mit schräg nach Außen abgestrichenem Rand, ein Fragment eines Glases mit blauer Fadenauflage und ein kugeliger Spinnwirtel. Weiter fanden sich wenige Fragmente von Gefäßkeramik, Ofenkacheln sowie selten Metallobjekte. Aus einem Großteil der Grubenverfüllungen wurden teilweise beachtliche Mengen von sekundär gebrannten Lehmstücken geborgen, die bisweilen glatt gestrichene Oberflächen und Ruteneindrücke aufwiesen. Es dürfte sich dabei um Reste von Lehmverstrich von Flechtwerkwänden oder Öfen handeln, die sekundär in die Gruben gelangt waren. Dank mehrerer Überschneidungen von Gruben war teilweise eine relative Abfolge zwischen den Befunden auszumachen. Eine der Gruben, aus deren Verfüllung Fundmaterial des ausgehenden 13. Jahrhunderts geborgen wurde, wies eine fast quadratische Form mit einer Seitenlänge von 1.7 m auf und war noch 80 cm tief erhalten. Ihre Wände waren nahezu senkrecht in den weichen Sand gestochen und dürften mit - allerdings im Befund nicht mehr direkt nachweisbaren - Brettern oder einem Rutengeflecht ausgekleidet gewesen sein. Die Struktur ist möglicherweise als Vorratsgrube zu deuten. Bei den übrigen Bauresten gestaltet sich eine Deutung wegen der schlechteren Erhaltung und der unspezifischen Formen schwieriger. Eine Interpretation als kleine Erdkeller ist hier jedoch ebenfalls in Erwägung zu ziehen. Weitere Objekte, darunter mehrheitlich flache Gruben, ein Graben sowie eine Pfostengrube, konnten wegen des Fehlens von Fundmaterial nicht datiert werden.
Wider Erwarten traten keine Befunde aus frühmittelalterlicher Zeit auf. Die dichte Anordnung der hoch- resp. spätmittelalterlichen Gruben und die teilweise beobachteten Überschneidungen ergeben das Bild einer relativ intensiven Nutzung des Geländes innerhalb von maximal zwei Jahrhunderten. Möglicherweise dehnte sich die frühmittelalterliche Siedlung etwas weiter östlich des heute sichtbaren alten Dorfkerns aus. Die heutige Pfarrkirche befindet sich rund 90 m nordwestlich der Fundstelle. Ihre Vorgängerin, eine dem Hl. Othmar geweihte Kapelle, wurde 1289 erstmals schriftlich erwähnt.

Archäologische Funde: Gefäßkeramik, Ofenkeramik, Glas, Metallobjekte, sekundär gebrannter Hüttenlehm.
Faunistisches Material: sehr wenige Tierknochen.
Probenentnahmen: C14.
Datierung: archäologisch. 13./14. Jh. n. Chr.
KAZH, S. Brunner.