LK 1208, 631.450/170.760. Höhe 567 m.
Datum der Grabungen und Bauuntersuchungen: März 1998-August 1999.
Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 82, 1999, 319 (mit älterer Literatur). R. Glatz/D. Gutscher, Archäologie in Unterseen, in: Berner Volkskalender 2000, 88-94. Murten 1999.
Geplante Rettungsgrabung/Bauanalyse (Renovierung/Unterkellerung). Grösse der Grabung/Untersuchung ca. 1500 m².
Siedlung. Stadt.
Die Ergebnisse der im JbSGUF 82, 1999 bereits kurz vorgestellten Grabung lassen sich nach Abschluss der Arbeiten vor Ort - die Auswertung läuft erst an - wie folgt periodisieren (Abb. 45):
I. Stadtgründung (3. Viertel 13. Jh.). Wie schon beim Westabschluss (JbSGUF 79, 1996, 283) wurde auch im Bereich des Ostabschlusses zuerst der Wehr- bzw. Stadtgraben ausgehoben. Dieser war bis zur Grabengegenmauer 8.8 m breit und 2.6 m tief. Die rasch errichtete Mauer scheint zunächst nur gut 3 m ab Terrain erreicht zu haben.
II. Stadtmauer, Toranlage, Gebäude I und II (Ende 13./Anfang 14.Jh.). Die Stadtmauer wurde aufgestockt und weist drei originale Schartenfenster, Gerüstbalkenlöcher, Balkenlager sowie einen Rauchabzug auf, die zu einem Gebäude I gehören, welches direkt neben dem östlichen Stadttor lag und sich entlang des Habkerngässli erstreckte. Das sicher bis ins 1. Obergeschoss gemauerte Gebäude I besass von Anfang an einen Keller und war 6.5 × 13-14 m gross. Das Gebäude II schloss im Westen an das Haus I an und mass 6.5 × 9 m.
III. Wehrtechnisches (14. Jh.). Vermutlich im Laufe des 14.Jh. wurde die Stadtmauer in zwei Etappen weiter aufgestockt, mit Zinnen und Wehrgang auf 9 m Höhe versehen sowie mit Stützpfeilern verstärkt. Eine Zungenmauer, welche in den noch offenen Stadtgraben gebaut wurde, interpretieren wir als Brückenmauer (Fahrbahndamm) zur Toranlage.
IV. Gebäude III, Häuser Kirchgasse Nr. 9 und 15 (15./16. Jh.). Für den neuen Steinbau III mussten die Westhälfte des Gebäudes I und das Gebäude II wohl ganz abgerissen werden, denn der Neubau beanspruchte eine zwar schmälere, aber längere Parzelle. Das Haus Kirchgasse Nr. 15 stiess an das Gebäude I und an die Stadtmauer. Das ursprünglich über einer Grundfläche von 7.5 × 7.2-7.8 m errichtete Haus wurde später in zwei Parzellen unterteilt. Der Keller und die Brandmauer des Hauses Kirchgasse Nr. 9 ist dendrochronologisch ins Jahr 1495 datiert. Vermutlich waren entlang der Kirchgasse bereits einzelne Holzbauten vorhanden.
V. Häuser Kirchgasse Nr. 13 und 17 (16.Jh.). Der turmartige, 6 m lange und breite, vermutlich zweigeschossige und unterkellerte Steinbau Nr. 17 stösst an das Gebäude III. Das 6.5 m lange und 4 m breite Haus Nr. 13 stösst an Haus Nr. 17. Die Konsolen in der gemeinsamen Kellermauer lassen eine Gleichzeitigkeit mit dem Haus Nr. 17 vermuten.
VI. Überbauung der Hofbereiche mit Brandmauern, Parzellentrennung in Haus Nr. 15, Erweiterung Haus Nr. 13 nach Osten, Ständer/Bohlenbau Kirchgasse Nr. 11 ersetzte Vorgänger und rückte mit seiner Fassade auf die Flucht der Häuser Nr. 17 und 13 (17.Jh.).
VII. Fassadenerneuerungen, Aufstockungen (18./19.Jh.).
Folgende wesentliche Ergebnisse lassen sich herausarbeiten:
1. Die Stadt folgte von Beginn an dem heutigen Perimeter.
2. Es gab in Unterseen kein Pomerium (wehrtechnischer Freiraum zwischen Stadtmauer und ersten Häusern).
3. Die Bauten der Stadtgründung weisen keine regelmässige Parzellierung auf.
4. Die sog. «Dômes» (halböffentliche Korridore zwischen Stadtmauer und Stadtplatz) sind Ergebnis der jüngsten baulichen Entwicklung und nicht Element des Mittelalters.
5. Die Achse vom Westtor beim Schloss über die Untere Gasse zum Osttor im Habkerngässli bildete zur Stadtgründungszeit die Hauptachse, an welcher die bedeutendsten und wohl einzigen massiven Steinbauten (Handelshäuser?, Sitz der Ministerialen?) lagen.
6. Die meisten Bauten des Mittelalters sind in sog. Dominobauweise, d.h. als kombinierte Holz-Stein-Bauten errichtet.
Archäologische Kleinfunde: Keramik, Holz, Glas, Bein, Stein, Metall. Von herausragender Bedeutung ist ein Fragment eines karolingischen Manuskriptes auf Pergament.
Probenentnahmen: Holzkohle für C14-Datierung, Bohrkerne und Holzproben für Dendrodatierung
Datierung: archäologisch; urkundlich; naturwissenschaftlich. Um 1279-19. Jh
A D B, R. Glatz und D. Gutscher.
Unterseen BE, Kirchgasse 7-15, Habkerngässli 1, 3, 5
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Details of the chronicle
Municipality
Unterseen
Canton
BE
Location
Kirchgasse 7-15, Habkerngässli 1, 3, 5
Coordinates
E 2631450, N 1170760
Elevation
567 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal
analyses
14C, dendrochronology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
1500 m2
Start date
01 March 1998
End date
31 August 1999
Dating method
14C, dendrochronological, archaeological
Author
--
Publication year
2000
Period
Middle Ages
Site type
settlement, settlement (town)
Type of intervention
--
Archaeological finds
ceramic, organic material (woodwork), glass, organic material, stone, metal, organic material (textiles)
bones
--
Botanical material
wood/charcoal
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