LK 1145, 582 470/216 170. Höhe 434 m.
Datum der Grabung: 22.6.-10.12.2010.
Neue Fundstelle
Bibliografie zur Fundstelle: A. Heege/M. Leibundgut, Sutz-Lattrigen, Ziegelhütte: Weinlager - Kornhaus - Ziegelei - Hygienische Pension. ArchBE 2008, 82-85.
Geplante Rettungsgrabung (Neubauprojekt).
Grösse der Grabung 700 m².
Siedlung.

Rund 150 m vom Ufer des Bielersees entfernt und 100 m ostsüdöstlich des Ländtehauses von Lattrigen lag auf der ersten Terrasse oberhalb der Strandplatte ein Bauernhaus. Es brannte in den 1930er-Jahren ab; danach wurde die Parzelle als Garten genutzt, nur ein Gewölbekeller, ein Sodbrunnen und einige Fundamentreste und Gruben blieben erhalten und mussten nun einem Neubau weichen. Vor Lattrigen liegen mehrere neolithische Ufersiedlungen. Die archäologischen Untersuchungen im Ländtehaus 2007 erbrachten prähistorische Keramikfragmente sowie Nadeln und Angelhaken aus Bronze. Nur 500 m weiter südlich wird anhand der aufgepflügten Funde ein römischer Gutshof vermutet. Wahrscheinlich entstand im Bereich des heutigen Seerains bereits in prähistorischer oder römischer Zeit, aber spätestens im Zusammenhang mit der im 16. Jh. erstmals erwähnten Ländte ein gut ausgebauter Seezugang.
Unter den neuzeitlichen Gebäuderesten folgten zahlreiche ältere Strukturen. Sie waren in ein Siltpaket eingetieft, das zahlreiche wohl früh-/mittelbronzezeitliche Keramikscherben, Silices, darunter sechs Pfeilspitzen, einen Bergkristallabschlag und eine nahezu runde Steinkugel von 17,4-19 mm Durchmesser enthielt. Das umgelagerte Material stammt vermutlich aus einer hangaufwärts gelegenen Siedlung und überdeckte einen älteren Humushorizont. Aus diesem und einer darin eingetieften Grube mit hitzegesprengten Steinen liegt ebenfalls prähistorische Keramik vor. Dazu könnte ein 80 cm tiefes Gräbchen gehören, an dessen Sohle sich runde Vertiefungen abzeichneten. Einige große Steine dienten möglicherweise zum Verkeilen von Pfosten eines Zauns oder einer Palisade.
Mehrere Horizonte von Gruben, die in die Fundschicht eingetieft waren, ließen sich stratigrafisch trennen. Einige enthielten neben bronzezeitlicher auch graue hochmittelalterliche Keramik (2. H. 13.Jh.). Zu erwähnen ist das Fragment einer stempelverzierten Ziegelplatte, wohl einer mittelalterlichen Bodenfliese. Eine runde Grube von 1.8 m Durchmesser und 0.6 m Tiefe war mit Kalk- und anderen Bruchsteinen, Geröllen, Baukeramik, verbranntem Lehm, Holzkohle und Terrazzomörtelstücken verfüllt. Da aus der Einfüllung auch ein Leistenrand stammt, dürften die Mörtelbrocken eher auf eine mittelalterliche Ausbeutung des nahegelegenen Gutshofs als auf eine Datierung der Grube in die römische Epoche hinweisen.
Die Rettungsgrabung belegt eindrücklich die intensive Nutzung des rückwärtigen Uferbereichs des Bielersees von prähistorischer Zeit bis heute.

Archäologische Funde: Keramik, Baukeramik, Silices, Bergkristall, Steinobjekt, Hüttenlehm, Terrazzo.
Probenentnahme: C14, Makroproben, Mörtel.
Datierung: archäologisch. Bronzezeit; Mittelalter; Neuzeit.
A D B, M. Ramstein.