LK 1090, 658570/250110. Höhe 410 m.
Datum der Bauuntersuchung: Mai-Juli 2012.
Bibliografie zur Fundstelle: P. Räber, Fricktal und Berner Aargau. Die Bauernhäuser des Kantons Aargau 2, 246. Basel 2002. Siedlung.
Der bevorstehende Abriss des Firstständerbaus Blumenrain 2/4 machte eine Bauuntersuchung nötig. Das Gebäude war der Teil einer Dreiergruppe von ehemaligen Strohdachhäusern der 1. H. 16. Jh. im Dorfkern von Othmarsingen, die auf einem Dorfplan von 1764 eingetragen ist. Die Analyse ergab, dass der Kernbau 1547/48 errichtet und danach dreimal stark verändert sowie dreimal mit Anbauten versehen wurde, was die Liegenschaft um die Hälfte verlängerte. Zuletzt beherbergte das untersuchte Objekt drei Wohnungen, die stark modern überprägt waren. Die Untersuchung konzentrierte sich auf den Kernbau, die Anbauten und den Dachstuhl.

Der Wohntrakt (Abb. 57, A) befand sich im Kernbau des Hauses. Er umfasste im Parterre eine Stube, die Küche sowie die westlichen Anbauten und im 1. Obergeschoss eine Obergadenstube. Die Ost- und die Südwand der Stube bestanden aus horizontal verlegten, rund 2 m langen und 60 cm breiten Bohlen, die West- und Nordwand hingegen aus Fachwerk. Länge und Breite des Raumes betrugen je 4.20 m, seine Höhe rund 1.70 m. In die Südwand war ein Drillingsfenster eingelassen, dessen Licht 2.50 m breit und 1 m hoch war. Der eichene und 10.21 m hohe westliche Hochstud (Firstständer) war in die Ostwand der Stube integriert. Er war mit einer breiten Fase verziert und in einer Querschwelle eingelassen, die direkt auf dem Erdboden auflag. Um 1664/65 wurde die Stube im Westen um eine Nebenstube erweitert. Deren Wände bestanden aus Fachwerk und Bruchsteinmauerwerk.
Die Küche schloss nördlich an die Stube an. Ihren westlichen Abschluss bildete eine 0.60 m dicke Kalksteinmauer mit weißem, feinsandigem Kalkmörtel. In der Ecke, in der sie auf die Nordwand der Stube traf, wird aufgrund der Verrußung des Mauerwerks die einstige Herd- und Ofenstelle vermutet. Zur Küche gehörte ein westlich daran anschließender in Stein errichteter Annex, der nach Ausweis der Maueranschlüsse aus der Bauzeit stammen muss. In seine Westmauer war ein spätgotisches Fenster eingelassen.
Von der Küche führte eine Treppe ins 1. Obergeschoss, wo sich das in den Dachraum integrierte 16 m² große und 1.70 m hohe Obergadenstübchen befand (Abb. 57, in A). Dessen Bohlenwände waren vollständig erhalten geblieben; die mittleren Bohlen der Nord- und Südwand waren verdickt und gefast. Der Firstständer war auch hier in die Ostwand integriert und mit einer breiten Fase versehen.
Östlich an den Wohntrakt schloss der Ökonomietrakt an. Er umfasste den Stall und die 10.60 m breite Tenne (Abb. 57, B) mit der zweiteiligen Hochstudkonstruktion (bei welcher der First von einer Mittelständerreihe getragen wird). Der ehemalige Stallteil war wegen der modernen Überprägung nicht mehr als solcher erhalten und konnte kaum untersucht werden. Er verfügte jedoch im Osten über einen steinernen Anbau (Abb. 57 D), der bereits vor dem Ausbau des Dachraums (1. H. 18. Jh.) errichtet worden sein muss. Im 1. Obergeschoss verband eine Tür in einer Fachwerkwand den ehemaligen Stallteil mit dem Anbau. Den östlichen Abschluss des Hauses bildete ein 1809/10 errichteter Bohlenständerbau.
Die ursprüngliche Dachkonstruktion von 1547/48, ein Walmdach, wurde von den beiden Firstständern getragen. Bei einem Umbau 1720/21 wurde der Firstbalken verlängert und die Hochstudkonstruktion mit einem stehenden Stuhl kombiniert. Zudem wurde der Dachraum ausgebaut: Über dem Ökonomietrakt entstand eine Kammer mit Fachwerkwänden, die mit Strukturverputz verziert war. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde im Westteil des Hauses der stehende Stuhl gekappt und die Dachhaut abgesenkt. Mit dem Anbau des Bohlenständerbaus wurde die stehende Stuhlkonstruktion auch auf der Ostseite gekürzt und das Dach abermals verändert.

Probenentnahmen: dendrochronologische Proben.
Datierung: bauhistorisch; dendrochronologisch. Kernbau 16. Jh., spätere Erweiterungen.
KA AG, C. Gut.