LK 1112, 2704405/1232680. Höhe 409 m.
Datum der Grabung: 25.2.-13.12.2019.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 100, 2017, 240 (mit weiteren Angaben); 102, 2019, 194.
Geplante Notgrabung (Wohnüberbauung). Grösse der Grabung ca. 4500 m².
Siedlung.

Während Grabungskampagnen zwischen 2009 und 2013 wurden in der Seewiese ein gallorömischer Tempelbezirk und zwei Kalkbrennöfen untersucht. Im Frühling 2019 wurde nun die grosse unbebaute Restfläche in Angriff genommen, nachdem das Bauprojekt nicht mehr durch private Einsprachen blockiert war. Die Sondierungen 2016 sowie die geophysikalischen Messungen 2016 (GGH Solutions in Geosciences GmbH, Freiburg i. Br.) und 2017 (und LBI ArchPro, Wien) zeigten, dass im ganzen Areal mit eingetieften römischen Befunden, jedoch kaum mehr mit Schichterhaltung zu rechnen war. 2020 werden noch Baubegleitungen und die Untersuchung einer kleineren Fläche ganz im Süden nötig sein.
Die Untersuchungen östlich des Tempelbezirkes zeigten klar, dass dieser an dieser Stelle abgeschlossen war und kein zweiter Bezirk anschloss. Vielmehr lag hier ein Feuchtgebiet, das von einem Bach aus Nordosten gespeist wurde. Dieser mündete westlich ausserhalb der Grabungsfläche in den Zürichsee. Er wurde teilweise anthropogen mit Abfall verfüllt. Die natürliche Bachrinne funktionierte bis in jüngste Zeit und wurde mittels neuzeitlicher und moderner Drainagen für eine leistungsfähige Entwässerung ausgebaut. Im Mittelteil der Grabungsfläche wurden verschiedene Gebäudereste aufgedeckt, die bereits bei den Sondierungen 2016 teilweise angeschnitten worden waren. Die einfachen, trocken gesetzten Fundamente sind aus heterogenem Baumaterial konstruiert. Sie dürften römisch sein, lassen sich mangels Schichterhaltung letztlich jedoch nicht datieren. Aufgrund der fragmentarischen Erhaltung lassen sich bisher keine Grundrisse rekonstruieren. Die Ausrichtung nimmt jedenfalls keinen Bezug auf den Tempelbezirk. Im Süden kam das massive, trocken gesetzte Fundament eines quadratischen römischen Gebäudes (6.8 x 6.8 m) zum Vorschein. Eindeutige Hinweise auf seine Funktion fehlen. Im Umfeld fanden sich mehrere Hinterhofgruben, ein trocken gemauerter Schacht, Pfostenlöcher sowie ein mehrphasiger, aus Ziegelfragmenten aufgebauter Töpferofen. Dieser zeugt von der handwerklichen Nutzung des Areals.
Unter dem Fundmaterial ist das Fragment eines Giebelreliefs aus Sandstein besonders hervorzuheben (Abb. 29). Es zeigt in der unteren linken Giebelecke einen bärtigen Kopf und daneben wohl eine Victoria. Mit einer erhaltenen Basislänge von mindestens 0.75 m, wobei die Mitte noch nicht erreicht ist, gehörte er zu einem monumentalen Gebäude. Ein Zusammenhang mit dem Tempelbezirk ist denkbar.
Ausser den römischen Überresten konnten auch Strukturen und Funde anderer Epochen festgestellt werden. Mehrere Gruben in der südlichen Arealhälfte enthielten prähistorische, namentlich bronzezeitliche Keramik. Die teilweise sehr schlecht erhaltenen Befunde lassen sich jedoch kaum näher ansprechen. Ausserdem konnten ebenfalls im Süden mindestens zwei nur noch wenig tiefe, wohl früh-/hochmittelalterliche Grubenhäuser dokumentiert werden.

Archäologische Funde: Keramik, Eisen, Buntmetall, Glas, Bein, Holzartefakte, Steinobjekte (Sandstein), Lavez.
Faunistisches Material: zahlreiche Tierknochen (unbearbeitet).
Probenentnahmen: Archäobiologische Schlämmproben, Mikromorphologieproben, Holzproben.
Sonstiges: Giebelfragment aus Sandstein.
Datierung: archäologisch, prähistorisch/bronzezeitlich; Römische Zeit, 1.-4. Jh.; früh-/hochmittelalterlich.
KA SG, R.Ackermann, P. Koch und E. Martin