LK 1050, 664 350 / 271 500. Höhe 337 m.
Datum der Grabung: 8.5.-14.12.2007.
Bibliografie zur Fundstelle: R. Hänggi / C. Doswald / K. Roth-Rubi, Die frühen Kastelle und der Kastell-Vicus von Tenedo-Zurzach. Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa XI. Brugg 1994; JbSGUF 88, 2005, 369 f.
Geplante Notgrabung (Arealüberbauung). Größe der Grabung 450 m². Siedlung.
Bereits 2004 fand im Areal des Alten Bierdepots an der Barzstrasse in Zurzach eine größere Grabung statt. Da das damalige Bauvorhaben scheiterte, wurde seinerzeit lediglich eine Fläche von 300 m² freigelegt. 2007/2008 soll auf derselben Parzelle ein neues Bauprojekt realisiert werden, wodurch Flächengrabungen von weiteren 450 m² nördlich und östlich der Grabungsfläche von 2004 notwendig wurden. Erneut kamen bedeutende Spuren des frühkaiserzeitlichen und des kaiserzeitlichen Vicus von Bad Zurzach zum Vorschein.
Zu den frühesten römischen Strukturen gehört die bereits 2004 festgestellte, nordwestwärts verlaufende Straße. Sie wird anhand des Fundmaterials in augusteische Zeit datiert und dürfte direkt auf die (nicht genau lokalisierte) Toranlage der frühen, augusteischen Militärlager beim Schloss zulaufen. Die gleiche Orientierung weisen Spuren der zeitgleichen Bebauung auf, namentlich Pfostengräbchen von Holzbauten. Spätestens in tiberischer Zeit - also nach relativ kurzer Benutzungszeit - werden die Straße sowie die dazu gehörenden Bauten und Einrichtungen aufgegeben. Dabei entsteht eine markante Auflassungsschicht, die außerordentlich reiches und gut erhaltenes Fundmaterial - darunter sehr viele Militaria - und Reste von Fachwerklehm enthält.
Das Areal scheint eine gewisse Zeit lang unbenutzt gewesen zu sein und brach gelegen zu haben. Um die Mitte des 1. Jh., wird ein flächendeckender Kiesbelag eingebracht und es werden neue Holzbauten errichtet, welche sich aber an einer wohl unter der heutigen Barzstrasse verlaufenden Straße orientieren. Die alten Parzellierungen und Ausrichtungen werden also nicht übernommen. Wandgräbchen weisen erneut auf die Bebauung mit Fachwerkbauten hin. Jüngste Baureste sind zwei Keller mit Kiesboden. Deren Mauerwerk ist aus unregelmäßigen Kalkbruchsteinen errichtet und mit Lehm verfugt. Der eine Keller war mit Brandschutt und Fundmaterial aus dem späten 2. und evtl. 3. Jh. verfüllt, der andere hingegen war ausgeräumt worden, nachdem er ebenfalls durch einen Brand abgegangen war. Anschließend wurde hier eine Räucherkammer eingerichtet (Abb. 21). Auch diese Einrichtung wurde durch einen Brand zerstört und aufgegeben. Das Fundmaterial aus der Schuttschicht über der Räucherkammer datiert ebenfalls ins späte 2. und 3. Jh. und gibt einen terminus ante quem für deren Benutzungszeit.
Zu allen Benutzungsphasen gehören zudem zahlreiche, teilweise mit Holzkästen ausgekleidete Vorrats- und Abfallgruben, die ebenfalls reiches Fundmaterial enthielten.
Wie schon die Grabung 2004, lieferte auch die Kampagne von 2007 eine außerordentlich große Menge an hervorragend erhaltenem, qualitativ hoch stehendem Fundmaterial, sowohl an Keramik als auch an Metall. Erneut überraschte die ungewöhnlich große Anzahl an Militaria.
Zusammen mit den Untersuchungen von 1985 / 86 und 2004 ermöglichen die Grabungen von 2007 ein detailliertes Bild der Siedlungsdynamik im Vicus von Bad Zurzach. Besonders aufschlussreich sind die Funde und Befunde aus augusteischer und tiberischer Zeit, als Bad Zurzach zuerst Brückenkopf, dann Grenzbastion zu Germanien war. Es zeigt sich, dass im untersuchten Areal außerhalb der befestigten Militärlager wohl ebenfalls Truppen untergebracht waren. Möglicherweise belegt die zahlreiche Militaria enthaltende Auflassungsschicht einen schnellen Abzug von hier stationierten Truppen gegen Ende des 1. V. 1. Jh. n. Chr. - vielleicht im Zuge der Errichtung des Legionslagers von Vindonissa. Die nach Mitte des 1. Jh. errichteten jüngeren Bauten und Einrichtungen haben deutlich zivilen Charakter.
Archäologische Kleinfunde: Große Menge an Keramik, darunter viel TS und besonders viel Arretina, Buntmetall, Eisen, Münzen, Schlacken. Außerordentlich viele Militaria.
Faunistisches Material: zahlreiche Tierknochen, noch unbestimmt.
Proben: Bodenproben aus Auflassungsschichten und mehreren Gruben. Noch nicht untersucht.
Datierung: archäologisch. Ende 1. Jh. v. Chr.-3. Jh. n. Chr.
KA AG, A. Schaer und D. Wälchli.
Bad Zurzach AG, Uf Raine
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Zurzach
Kanton
AG
Ort
Uf Raine
Koordinaten
E 2664350, N 1271500
Höhe
337 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
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Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
450 m2
Datum Beginn
08 Mai 2007
Datum Ende
14 Dezember 2007
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2008
Epoche
Römisches Reich
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik, Metall, Metall (Münze(n)/Medaillen), Metall (Waffe)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
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