LK 1134, 725 480/221 500. Höhe 424-427 m.
Datum der Grabung: 4.12.2006-26.4.2007.
Bibliographie zur Fundstelle: M.P. Schindler, Das 1388 zerstörte Alt-Weesen: eine archäologische Fundgrube. Mittelalter - Moyen Age - Medioevo - Temp medieval 6, 2001, 1, 19-25. JbSGUF 87, 2004, 428-429. JbAS 90, 2007, 200; V. Homberger, Ein neu entdecktes spätrömisches Kastell bei Weesen SG. JbAS 91, 2008, 141-149.
Geplante Notgrabung (Überbauung und Meteorwasserleitung). Grösse der Grabung ca. 1400 m².
Siedlung.
Das habsburgische Städtchen Weesen am Ausfluss des Walensees wurde 1388, wenige Tage nach der Schlacht bei Näfels (9. April), von einem Brand völlig zerstört. Die Nachfolgesiedlung entstand nach Osten versetzt. Seit dem 19./20. Jh. wurde das alte Stadtgebiet nach und nach wieder überbaut. Auf der letzten freien Grossparzelle sollen Häuser zu stehen kommen, was im Winter 2006/07 archäologische Untersuchungen nötig machte. Dabei wurden drei mittelalterliche Hausgrundrisse freigelegt: zwei im Nordwesten des Areals, ein weiterer im Südosten.
Deutliche Brandschichten und massiv gerötete Mauern zeugten von der Brandzerstörung der Häuser. Zwischen den Gebäuden verlief schräg von Süd nach Nord eine Strasse. Im südwestlichen Bereich fanden sich keine Gebäudespuren (Freifläche bzw. nur leichte Konstruktionen).
Die beiden nordwestlichen Gebäude werden wegen des wenig sorgfältigen Mauerwerks als gestelzte Bauten mit gemauertem Erd- und hölzernem Obergeschoss rekonstruiert. Der vollständig freigelegte östliche Grundriss zeigte ein schiefwinkliges Viereck von 11.2 × 13.8 m, das aus einzelnen, stumpf anstossenden Mauerzügen zusammengesetzt war. Anscheinend wurde zuerst ein gegen Osten offener, U-förmiger Mauerzug errichtet und durch eine Binnenmauer in zwei Räume unterteilt. Die Ostfront war vielleicht zunächst in Holz, später in Stein ausgeführt. Im Süden baute man dann einen weiteren Raum mit seitlichen Steinmauern und einer auf einzelnen Kalkblöcken fundamentierten, südlichen Holzwand an. Später trennte man die Westhälfte dieses Raumes mit einem L-förmigen Mauerzug nochmals ab.
Der Grundriss zeigte nun vier etwa gleich grosse Räume. Die beiden westlichen waren nur über Innentüren von Osten her zugänglich. In der jüngsten Phase wurden diese inneren Durchgänge mit kurzen (1.5 m) Mauerwangen eingefasst. Die Aussenzugänge zum Gebäude sind nicht nachgewiesen.
Einzelbefunde geben Hinweise auf die Funktion der Räume: so fanden sich im nordwestlichen Raum Reste verbrannter Fässer, im nordöstlichen die Trümmer eines aus dem Obergeschoss hinuntergestürzten Kachelofens, im südöstlichen eine Werkgrube (Esse?) und im südwestlichen eine möglicherweise als Herdstelle zu interpretierende Struktur. In der Nordostecke desselben Raumes kam zudem ein Depot von Teller- und Blattkacheln zum Vorschein. Da letztere Gebrauchsspuren und verbrannte Schauseiten aufwiesen, handelt es sich vielleicht um ein Sammeldepot, das jemand beim Durchstöbern der Brandruinen angelegt hatte.
Zwischen den beiden nordwestlichen Bauten wurde ein Ehgraben freigelegt, der viele, teils spektakuläre Funde lieferte, so etwa das Siegelpetschaft eines Churer Domherren sowie mehrere Tonfigürchen. Allgemein erbrachte die Grabung ein reiches Fundmaterial, in dem die zahlreichen gut erhaltenen Metallobjekte (Waffen, Rüstungsteile, Werkzeuge, Geräte) auffallen, allen voran ein ganz erhaltener Dreibeintopf aus Bronze (Abb. 47).
Das Gebäude im Südosten des Grabungsareals war 12 × 12.5 m gross, trapezoid und war durch eine Binnenmauer in einen südlichen und nördlichen Raum unterteilt. Die stabilen Mauern mit Vorfundamenten deuten auf einen ganz in Stein errichteten Bau. Später errichtete man im Norden ein zweiräumiges, wiederum gestelztes Holzhaus an (8.5 × 11.2 m). Darin fand sich u.a. ein weiterer aus dem Obergeschoss verstürzter Kachelofen.
Zum überraschenden Fund eines spätantiken Kastells unter den mittelalterlichen Häusern siehe Mitteilung V. Homberger in diesem Band S. 141-149.
Faunistisches Material: viele Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Holzkohle-, Mörtel- und Erdproben.
Datierung: archäologisch/historisch. vor 1388.
KA SG, V. Homberger und M. P. Schindler.
Weesen SG, Rosengärten, Parz. 244
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Weesen
Kanton
SG
Ort
Rosengärten, Parz. 244
Koordinaten
E 2725480, N 1221500
Höhe
424 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
1400 m2
Datum Beginn
04 Dezember 2006
Datum Ende
26 April 2007
Datierungsmethoden
Historisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2008
Epoche
Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
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Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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