LK 1047, 611 310/267 490. Höhe 269 m.
Datum der Grabung: Februar-September 2004
Bibliografie zur Fundstelle: S. Rodel, 2001/3 Martinsgasse 6-10. JberABBS 2001 (2003), 62f.; Vorbericht erscheint im JberABBS 2004 (voraussichtlich 2005).
Geplante Notgrabung (Tiefgaragenprojekt). Größe der Grabung ca. 450 m².
Siedlung. Gräber.
Die Grabungsfläche liegt auf dem Martinskirchsporn, der nördlichsten Spitze des Basler Münsterhügels. Der Hof der Liegenschaften Martinsgasse 6 und 8 blieb bis heute weitgehend unüberbaut; es wurde daher eine große ungestörte Fläche mit einer durchschnittlichen Schichtmächtigkeit von 3 m angetroffen.
Erstmals wurde der spätbronzezeitliche Graben, der den Martinskirchsporn vom übrigen Münsterhügel abtrennt, in seiner vollen Breite (ca. 10 m) und Tiefe (mindestens 3 m) erfasst. Im obersten Verfüllbereich lagen große Fragmente von spätbronzezeitlichen Gefäßen, verziegelter Wandlehm und Brandschutt. Der Graben wurde also bereits in derselben Epoche verfüllt und stand nicht, wie bislang angenommen, bis in spätkeltische Zeit offen.
Eine erste spätlatènezeitliche Besiedlungsphase wird anhand von mehreren Vorrats- und Kellergruben fassbar, die in die Grabenverfüllung eingetieft sind und sich an der Flucht der Hangkante orientieren. Interessanterweise steigen die Schichten gegen den Hang markant an. Dies deutet darauf hin, dass damals eine hangparallele Wallanlage errichtet wurde, die möglicherweise zeitgleich mit dem Murus Gallicus an der Rittergasse bestand. Eine zweite Phase der spätlatènezeitlichen oder bereits frührömischen Besiedlung wird von Gräbchen markiert, die die Grubenverfüllungen schneiden und rechtwinklig am Verlauf der Martinsgasse ausgerichtet sind.
Diese möglicherweise als Traufgräbchen oder Parzellengrenzen anzusprechenden Strukturen markieren eine mit einer Umorientierung der Baufluchten verbundene Neuaufteilung des Siedlungsgeländes. In spätrömischer Zeit verstärkten mächtige Planien den in der Spätlatènezeit angelegten rampenartigen Anstieg des Geländes gegen den Hang. Ein Halbwalzenstein und mächtige Wandlehmpakete im spätrömischen Abbruchhorizont deuten auf die Zerstörung einer vermutlich mit Fachwerkanbauten versehenen Umfassungsmauer, die im Bereich der Hangkante außerhalb der Grabungsfläche verlaufen sein muss. Im Hofareal wurden auf einer Pflasterung aus groben Kieseln mehrere Feuerstellen angelegt.
Ein großflächiger Mörtelmischplatz (Abb. 19) belegt den Bau von Steingebäuden, von denen in der Hofdurchfahrt zur Martingasse zwei Mauerzüge erfasst wurden. Ihre schräge Ausrichtung und ihre Lage nahe der heutigen Straßenflucht machen deutlich, dass die Martinsgasse keinen in römische Zeit zurückreichenden Straßenverlauf wiedergibt.
Das folgende mächtige, stark humose „dark earth"-Paket mit spätrömischem und frühmittelalterlichem Fundmaterial ließ sich nur schwer horizontal unterteilen. Um allfällige Gehniveaus nachweisen zu können, wurden zahlreiche Proben für die geoarchäologische Untersuchung genommen. Aus der Vielzahl der in das „dark earth"-Paket eingetieften Pfostengruben lässt sich eine Rückbesinnung auf Holzbauweise ablesen. Zudem gehören mehrere Grubenhäuser, z.T. mit Trockenmauern, in diese Besiedlungsphase.
Vier vermutlich hochmittelalterliche Körperbestattungen in der Südwestecke der Grabungsfläche gehören wohl zu einem kleinen Friedhof um eine bisher nicht näher bekannte Hauskapelle auf der südlich angrenzenden Parzelle. Ebenfalls im Hochmittelalter wurde im Hofareal ein kreisförmiges mechanisches Mörtelmischwerk (Abb. 19) betrieben. In einer solchen Anlage konnten für eine Großbaustelle innerhalb kurzer Zeit große Mengen Mörtel angerührt werden. Die heutige hangparallele Hofmauer und weitere Reste von Steinbauten aus Wackenmauerwerk im Fischgrätverband stammen sehr wahrscheinlich aus dem Spätmittelalter.
Archäologische Kleinfunde: Architekturteile, Baukeramik, bemalter Wandverputz, Münzen, weitere Metallobjekte, Gefäßkeramik, Knochen-, Geweih- und Steinartefakte.
Anthropologisches Material: 4 Körperbestattungen. Faunistisches Material: Tierknochen und Mollusken.
Probenentnahmen: u.a. Archäobotanik, Geoarchäologie, C14, Pollen und Mörtel.
Datierung: archäologisch; C14. Spätbronzezeit; Spätlatènezeit; Römische Zeit; Mittelalter; Neuzeit.
ABBS, A. Hagendorn, S. Stelzle-Hüglin und Chr. Stegmüller.
Basel BS, Martinsgasse 6 und 8
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Basel
Kanton
BS
Ort
Martinsgasse 6 und 8
Koordinaten
E 2611310, N 1267490
Höhe
269 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Botanische Reste, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, Pollen
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
450 m2
Datum Beginn
01 September 2004
Datum Ende
30 September 2004
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2005
Epoche
Römisches Reich, Eisenzeit, Bronzezeit, Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung, Bestattung (Gräbergruppe, unbestimmt), Bestattung (Grab)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik (architektonisches Element), Metall (Werkzeug), organisches Material (Werkzeug), Stein (architektonisches Element)
Knochen
menschliche Skelette, vereinzelte tierische Knochen, Andere
Botanische Funde
Pollen, Andere
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