LK 1072, 699 380/262 640. Höhe 455 m.
Datum der Grabung: 13.5.-16.10.2002.
Bekannte Fundstelle
Geplante Notgrabung (Bauvorhaben). Grösse der Grabung ca. 600 m².
Siedlung.
Die Grabung an einer Stelle, an der in absehbarer Zeit Reihenhäuser und Eigentumswohnungen errichtet werden sollen, liegt im Süden des römischen Vicus Vitudurum und rund 180 m südöstlich des Kirchhügels von Oberwinterthur. Schon im Jahre 2000 erfolgten Sondierungen auf dem Gelände, welche klare Strukturen hervorbrachten. Eine Datierung war damals noch nicht möglich. Da sich die Bättmur im Randbereich des römischen Vicus befindet, durfte man mit einem Handwerkerviertel oder mit Gräbern rechnen. Somit war die Überraschung groß, als bei der flächigen Grabung im Sommer 2002 praktisch keine römischen Spuren, sondern Teile der frühmittelalterlichen Siedlung ans Tageslicht gebracht wurden. Bei den geborgenen Funden handelt es sich zwar größtenteils um römisches Material, doch dieses gelangte durch Hangerosion und Umlagerungen in die jüngeren Strukturen.
16 Grubenhäuser wurden vollständig ausgegraben und dokumentiert (Abb. 49). Hinzu kommen als Reste ebenerdiger Bauten etwa 340 Gruben, bei denen es sich zumeist um Pfostengruben und -löcher handeln dürfte. Im Moment lässt sich erst ein einziger solcher Bau mit Sicherheit rekonstruieren, denn die Gruben sind ineinander verschachtelt und die Schichten sind nur gerade im Südteil des ergrabenen Areals wenigstens teilweise erhalten. Das rekonstruierbare Gebäude ist einschiffig, mindestens 8-9 m lang und darf zu den frühesten Bauten gerechnet werden.
Bei diversen anderen Gruben, vor allem bei rechteckigen, dürfte es sich um Siedlungsgruben handeln. Wie überall auf dieser Grabung sind auch hier die aussagekräftigen Funde eher spärlich; es ist daher nicht möglich, Präzises über die Funktion der Bauten zu sagen. Die Grubenhäuser weisen eine rechteckige bis trapezoide Form auf, meist mit gerundeten Ecken. Ihre Masse bewegen sich zwischen 2 x 3 m und 3 x 5 m. Sie lassen sich zu drei Gruppen mit zwei, drei oder gar sieben sich überlagernden Grubenhäusern zusammenfassen. Zumindest hier hat der Versuch, eine relative Chronologie zu entwickeln, Aussicht auf Erfolg. Ansonsten wird es wegen der fehlenden Stratigraphie nicht einfach sein, eine zeitliche Abfolge zu erarbeiten. Die spärlichen Keramikfunde sowie eine Glasperle zeigen vorerst nur, dass der Platz zwischen dem 6. und 11. Jh. begangen wurde.
Unter den Grubenhaustypen finden sich der Zwei-, Vier- und Sechspfostenbau und einmal sogar der Ständerbau. In ein bis zwei Fällen waren weder Pfostenstellungen noch Balkengräbchen nachzuweisen; möglicherweise handelt es sich hier um Schwellbalkenkonstruktionen. Die Wände der Grubenhäuser bestanden in der Regel aus einem mit Lehm verstrichenen Rutengeflecht. Nachgewiesen sind zudem Bohlenwände. Es ist anzunehmen, dass die meisten der Bauten als Webkeller, zumindest aber zur Herstellung von Textilien dienten. Dies zeigen Funde von verschiedenen Spinnwirteln und einer Spindel aus Knochen, einem Webgewicht und einer Eisenschere. In zwei Grubenhäusern deuten muldenartige Vertiefungen sowie ein Schwellbalkennegativ auf den Standort von Webstühlen. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass das eine oder andere Grubenhaus auch als Stallung oder Speicher Verwendung fand. Eine über weite Strecken im Grabungsareal beobachtete Kiesplanie dürfte von einem oder mehreren Plätzen oder von kleinen Wegen stammen.
Mit dem neu entdeckten Ausschnitt einer frühmittelalterlichen Siedlung konnte in Oberwinterthur endlich eine Lücke zwischen der Spätantike und dem Hochmittelalter geschlossen werden. Aus dieser Zeit waren bisher nur Einzelfunde sowie die bisher ältesten, wohl um 1000 zu datierenden Spuren der Kirche St. Arbogast auf dem Kirchhügel bekannt.
Archäologische Kleinfunde: Gefässkeramik, Glas, Münzen, Metall, Bein, Mahlsteine, Ziegel, Webgewicht.
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnahmen: C14-Proben, botanische Proben.
Datierung: archäologisch, C14 noch ausstehend. 6.-11. Jh.
KA ZH, M. Roth.
Winterthur ZH, Oberwinterthur, Untere Hohlgasse/ Bättmur 9-15
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Winterthur
Kanton
ZH
Ort
Oberwinterthur, Untere Hohlgasse/ Bättmur 9-15
Koordinaten
E 2699380, N 1262640
Höhe
455 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Botanische Reste
Analysen
14C
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
600 m2
Datum Beginn
13 Mai 2002
Datum Ende
16 Oktober 2002
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2003
Epoche
Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik (Gefäss), Glas, Metall (Münze(n)/Medaillen), Metall, Stein (Werkzeug)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Andere
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