LK1072, 699300/262800. Höhe 468 m. Datum der Grabung: 14.10.1991-18.12.1992 (mit 3 Monaten Unterbruch). Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 75, 1992, 230. Geplante Notgrabung. Grösse der Grabung ca. 1500 m². Siedlung. Gräber.

Nördlich der heutigen Römerstrasse, im Bereich des römischen Vicus Vitudurum musste vor einem Neubau ein relativ grosses Areal untersucht werden, auf dem bisher nur eine Scheune stand. Die Parzelle befindet sich fast am Fuss des Hügels von Oberwinterthur, etwa 300 m nordöstlich der Kirche. Ihre Bebauung ist im Verlauf der letzten zwei Jahrhunderte mehrmals verändert worden. Die antiken Strukturen sind aber auch durch neuzeitliche Jauchegruben und zur Zeit nicht genauer zu datierende Abwasserkanäle gestört. Das ganze 1. Jh. n. Chr. ist durch ein System von Holzbauten charakterisiert, bei welchen vorläufig mindestens drei Bauphasen zu erkennen sind. Sicher ins 2. Jh. n. Chr. zu datieren ist eine Steinbauphase und ein tiefer Graben, der das Grabungsareal von Norden nach Süden durchquert und dessen Funktion noch nicht klar zu definieren ist. Zur jüngsten Bauphase gehört ein Gebäude mit sechs eingetieften Fässern, die wohl an dieser Stelle gewerbliche Tätigkeit bezeugen (Gerberei oder Färberei). Charakteristisch für diese Fundstelle sind die zahlreichen Gruben (in erster Linie Latrinengruben); bei zweien hatte sich eine aufwendige Holzverschalung erhalten. Neben dem bereits in JbSGUF 1992 erwähnten Grab kamen vier weitere, beigabenlose Bestattungen ohne eindeutigen stratigraphischen Zusammenhang zum Vorschein.

Funde: grosse Menge von Keramik und Tierknochen, 28 Münzen, zahlreiche Fibeln, etwas Glas und nur ganz wenig Baukeramik. Unter den römischen Befunden konnten mehrere prähistorische Strukturen erkannt werden, was für Oberwinterthur ungewohnt ist. Es handelt sich dabei um eine durch die Keramik vorläufig in die Mittelbronzezeit zu datierende Steinsetzung und um mehrere Pfostenlöcher. An der nördlichen Grenze des Areals kam ein Grubenhaus zum Vorschein. Von beiden Strukturen wurden Holzkohleproben für C14-Datierung entnommen. Bei den Funden aus den prähistorischen Strukturen handelt es sich fast ausschliesslich um Keramik. Eine Ausnahme bildet ein kleiner Bohrkern von der Steinbearbeitung.
Probenentnahme: Holzkohle aus den prähistorischen Strukturen.
Datierung: archäologisch, dendrochronologisch. Spätneolithikum, mittlere Bronzezeit, 1.-2.Jh. n.Chr., Frühmittelalter.
Kantonsarchäologie ZH, R. Janke.