LK 1165, 2575430 / 1197630. Höhe 433 m.
Datum der Grabung: 19.8.-18.9.2015
Bibliografie zur Fundstelle: Freiburger Hefte für Archäologie 13, 2011, 245; 14, 2012, 36-41 (mit älterer Literatur); H. Schöpfer, Der Seebezirk II. Kanton Freiburg V. Kunstdenkmäler der Schweiz 95, 213-229. Basel 2000
Geplante Notgrabung (Bau eines Einfamilienhauses). Größe der Grabung 80 m². Siedlung.

Die Parzelle befindet sich in seeseitiger Lage an der Ryf und ist eine der letzten, die noch nicht überbaut ist. Die Kelleraushubarbeiten waren deshalb Gegenstand einer Bauüberwachung, und unter großem Zeitdruck wurden ab einer bestimmten Tiefe archäologische Grabungen vorgenommen.
Während des Aushubes für die Abwasserleitung wurden schwarze Verfärbungen im Sediment beobachtet. Sie werden als Pfostenstellungen einer ehemaligen Anlandestelle gedeutet (Abb. 46). Am hangseitigen Rand der Baugrube zeigte sich zudem eine trocken gemauerte und hinterfüllte Uferverbauung aus großen Blöcken, welche über Funde ins 15.-16. Jh. datiert wird. Ob sie zur gleichen Zeit in Funktion war wie der Anlandesteg, wird die dendrochronologische Datierung einer erhaltenen Pfahlspitze zeigen.
Weitere Abstiche, soweit sinnvoll und möglich mit dem Bagger vorgenommen, brachten ein möglicherweise römisches sowie ein jungsteinzeitliches Niveau zum Vorschein. Die beiden Kulturschichten waren durch Sandablagerungen von ungefähr 0.5 m Mächtigkeit voneinander getrennt. An der Basis der Baugrube stieß man schließlich auf den Moränenuntergrund. Das ganze Schichtpaket hat zusammen mit den obersten, modernen Horizonten eine Mächtigkeit von rund 3 m.

Über die ganze Schichtabfolge wurden Holzkohleproben genommen und Knochenfragmente geborgen. In Verbindung mit einer stratigrafischen Untersuchung werden die C14-Datierungen ein recht genaues Bild der Genese der Strandplatte mitten in der Ryf liefern. Bezieht man die 2010 bei Untersuchungen an der unweit gelegenen jungsteinzeitlichen Fundstelle Murten/Segelboothafen gewonnenen Erkenntnisse mitein, wird man die Entwicklung der Strandplatte in diesem Bereich vom Ende der Eiszeit bis zur Gegenwart nachzeichnen können.

Faunistisches Material: Knochenfragmente, unbearbeitet
Probenentnahmen: C14, Dendrochronologie.
Datierung: archäologisch. Neolithikum; Römische Zeit; Mittelalter; Neuzeit.
AAFR, Ch. Kündig.