LK 1131, 677 050/225 250. Höhe 412 m.
Datum der Grabung: 4.1.-12.2.1999
Bibliographie zur Fundstelle: St. Hochuli, Archäologie im Zugersee. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 4, 1997, 16-23, bes. 20ff.; Tugium 14, 1998, 26f., Abb. 10.11; JbS GUF 81, 1998, 258f.; Tugium 15, 1999, 18f., Abb. 8.9; U. Gnepf Horisberger, Cham-Eslen: Eine Siedlung des ausgehenden 5. Jt v. Chr. im Zugersee. Neuste Ergebnisse der Grabungskampagne vom Herbst/Winter 1998. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 5, 1999, 39f.; U. Gnepf Horisberger und St. Hochuli, Eine über 6000 Jahre alte Doppelaxt aus dem Zugersee. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 6, 1999, 33f.; JbSGUF 82, 1999, 251; Tugium 15, 1999. 18f.; Abb 8.9; AS 24, 2000, 1, 2-9.
Rettungsgrabung (Erosion). Grösse der Grabung 47 m². Siedlung.

Die im Vorjahr begonnene Grabungskampagne wurde weitergeführt. Dabei kam Anfang Januar 1999 ein einzigartiger Fund zum Vorschein: eine "Prunkaxt", bestehend aus einer gelochten Doppelklinge aus Stein und einem verzierten Holzschaft von rund 120 cm Länge (Abb. 5). Der Holm wurde aus einem größeren, gut gewachsenen Eschenstamm von mindestens 10 cm Durchmesser herausgearbeitet. Er ist mit Bändern aus Birkenrinde spiralförmig umwickelt. Letztere weist flächig angeordnete rhombenförmige Einstiche auf; sie ist mit dunkelbraunschwärzlichem Birkenrindenpech auf den Holm geklebt. Die Steinklinge dürfte aus Serpentinit gefertigt sein. Der Holm ist von unten in die Klinge eingepasst. Auf der Unterseite der Klinge ist der Übergang zum Schaft mit Birkenrindenpech verklebt. In das obere, aus der Klinge hervorstehende Schaftende sind von oben her vier Keile aus Hirschgeweih in den Holm eingeschlagen worden, was ein Abrutschen der Klinge verhinderte. Die Axt ist laut C14-Daten über 6000 Jahre alt; sie ist in Europa ein Unikat. Obwohl die Axt von Cham-Eslen am Zugersee entstanden sein dürfte, sind an ihr kulturelle Fernbeziehungen weit donauabwärts, ins Karpatenbecken oder sogar bis ins Schwarzmeergebiet erkennbar.

Probenentnahmen: Dendrochronologie (BfA Zürich, T. Sormaz); C14-Analysen (Labor der Universität Uppsala, Schweden; Institut für Teilchenphysik der ETH Zürich, G. Bonani); Botanische Proben (Botanisches Institut der Universität Basel, St. Jacomet; Labor für quartäre Hölzer, W. H. Schoch); Sedimentologie (Ph. Rentzel, Basel; M. Magny, Université de Franche-Comté, Besançon).
Konservierung: Kantonales Museum für Urgeschichte Zug, G. Pegurri.
Datierung: archäologisch; C14. Frühe Cortaillod-Kultur und evtl. Egolzwiler Kultur.
KA ZG, U. Gnepf Horisberger und Stefan Hochuli; BfA Zürich, R. Auf der Maur.