LK 1070, 657565/259 815. Höhe 352.50 m.
Datum der Grabung: Oktober-Dezember 2012 (1. Etappe).
Neue Fundstelle.
Ungeplante Notgrabung (Grossüberbauung). Grösse der Grabung 2000 m².
Gräber. Strasse.
Am Steilhang des Bruggerbergs, nördlich der Aare und westlich der mittelalterlichen Vorstadt von Brugg, werden seit einigen Jahren grosse Terrassensiedlungen erstellt. Vor 2000 Jahren lag das Areal ausserhalb von Vindonissa, unmittelbar nördlich der Strasse nach Augusta Raurica, die hier weitgehend identisch mit der heutigen Baslerstrasse ist. Nachdem in einer Baugrube bereits 2011 erstmals eine Siedlungsstelle des 1. Jh. nachgewiesen wurde, kamen unmittelbar westlich davon unter meterhohen Hangkolluvien römische Brandgräber zum Vorschein, die ab Spätherbst 2012 eine Notgrabung der Kantonsarchäologie Aargau erforderlich machten. Entlang einer mehrfach erneuerten römischen Kiesstrasse sind auf einer Strecke von 110 m derzeit etwa 80 Bestattungen erfasst. Neben Brandgruben- und Brandschüttungsgräbern mit und ohne Urne kommen Ziegelkistengräber und Busta vor, dazwischen liegen vereinzelt die Gräber von unverbrannt beigesetzten Neugeborenen. Nach erster Sichtung des Fundmaterials datiert der Grossteil der Brandgräber in die 2. H. 1. Jh. n. Chr. Besondere Bedeutung kommt mehreren gemauerten Grabeinfriedungen bzw. Grabbauten zu; neben Mauergevierten sind Rundbauten belegt.
Unmittelbar südlich vor einem aus Kalksinterblöcken errichteten Rundbau lag ein vollständig erhaltener Grabstein. Er stand einstmals ohne Verdübelung oder Mörtelbindung auf einer in den Rundbau integrierten Basis. Seine Höhe beträgt 178 cm, die Breite 64-66 cm und die Tiefe 31-36 cm. Auf der Vorderseite befinden sich ein Bildfeld und eine achtzeilige Inschrift. Reste der antiken Farbfassung sind erhalten geblieben. Die frontale Darstellung der beiden Verstorbenen in einer muschelbekrönten Nische verweist sowohl auf Vorbilder aus dem norditalischen wie aus dem obergermanischen Raum. Die Inschrift ist in sorgfältiger, wenn auch unregelmässiger Kapitale des 1.Jh. ausgeführt und lautet in der Umschrift:
Maxsimilla Cassia L. filia Bononiesis annorum XL Heuprosinis annorum X L. Atili ancilla hic sitae sunt. L. Atilius contubernali suae posuit.
Übersetzung: Maxsimilla Cassia, Tochter des Lucius (Cassius), von Bononia (d. h. Bologna), 40 Jahre alt und Heuprosinis, 10 Jahre alt, Sklavin des Lucius Atilius, sind hier bestattet. Lucius Atilius hat den Stein) seiner Frau gesetzt.
Die Inschrift weist eigenwillige Schreibweisen und Wortfolgen auf: Maxsimilla steht für Maximilla, ihr Cognomen steht vor dem Nomen, Bononiesis steht für Bononiensis, Heuprosinis steht für Euphrosyne, die Altersangabe steht vor der Angabe des Patronus, ancilla steht für serva. Der Begriff contubernalis (und nicht uxor) zeigt, dass hier ein Konkubinat und nicht ein matrimonium iustum (d. h. eine nach römischem Recht eingegangene Ehe) vorliegt. In Vindonissa kam letztmals 1975 ein römischer Grabstein zum Vorschein. Vollständige Erhaltung, in situ-Fundsituation mit zugehörigem Grabbau und die Nennung dreier Bewohner des antiken Windisch machen den 2012 geborgenen Grabstein zu einer bedeutsamen Entdeckung. Ob das neue Gräberfeld noch zu den canabae legionis oder bereits zu einer ausserhalb davon liegenden Einzelsiedlung (villa? mansio?) gehörte, muss vorerst offen bleiben. Die Notgrabung im römischen Gräberfeld Brugg-Remigersteig wird im Winter 2012/13 fortgesetzt.
Archäologische Funde: Keramik (u. a. bleiglasierte Balsamarien), Terrakotten, Glasgefässe, Bronze, Eisen, Ziegel, bearbeitete Steine, Münzen, Grabstein.
Faunistisches Material: Tierknochen, noch unbearbeitet.
Anthropologisches Material: Leichenbrand, unverbrannte Neonaten-Knochen.
Probenentnahmen: Schlämmproben aus allen Grabinhalten, Sedimentproben.
Datierung: archäologisch. 1. Jh.
KA AG, R. Frei-Stolba, H. Lieb, J. Trumm und B. Wigger.
Brugg AG, Remigersteig
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Dettagli della cronacha
Comune
Brugg
Cantone
AG
Località
Remigersteig
Coordinate
E 2657565, N 1259815
Altitudine
352 m
Numero del sito cantonale
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Numero dell'intervenzione cantonale
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Nuovo sito
Sì
Campionamento
campioni di liquame archeobiologici, campioni di sedimenti geoarcheologici
analisi
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istituzione
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Data della scoperta
--
Superficie (m2)
2000 m2
Data di inizio
01 ottobre 2012
Data di fine
31 dicembre 2012
Metodi di datazione
archeologico
autore
--
Anno di pubblicazione
2013
Epoca
Impero romano
Tipo di sito
funerario (gruppo di tombe, indeterminato), funerario (tomba), infrastruttura (infrastruttura di trasporto)
Tipo di intervenzione
Scavo (Scavo di salvataggio)
Mobiliare archeologico
ceramica (recipiente), ceramica, vetro (recipiente), metallo, litico (elemento architettonico (prelevato)), metallo (monete)
ossa
ossa umane disperse, ossa d'animali disperse, ossa bruciate
materiale botanico
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