LK1047, 2612350/1268230. Höhe 255 m
Datum der Grabung: 5.7.-5.12.2016.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAB 2001, 69; M. Buschle/M. Hagmann, Gräber und Geschichten, 144. Basel 2008.
Geplante Notgrabung (Neubau Wohn- und Geschäftshaus). Größe der Grabung 750 m².
Gräberfeld.

Das Bauprojekt betraf einen Gräberbereich im ältesten Teil des ehemaligen Friedhofs St. Theodor im Rosental. In der Zeit von 1832 bis 1890 war hier die Kleinbasler Bevölkerung bestattet worden. Neben zwei Abschnitten der Friedhofsmauer, Resten des einstigen Eingangsgebäudes und einzelnen Gruften wurden 24 Kinder- und um 25 Erwachsenengräber gefasst. In den einzelnen Gräbern lagen jeweils zwei bis drei Bestattete übereinander. Insgesamt wurden über 140 Individuen geborgen. Dazu kamen verstreute Einzelknochen, die aus früher durch Bodeneingriffe tangierten Gräbern stammen. Diese Stücke werden nicht aufbewahrt, sondern wiederbestattet.
Die Toten wurden mit Kopf im Nordwesten überwiegend in regelmäßigen Reihen in einfachen Erdgräbern bestattet, die Kleinkinder separiert von den Jugendlichen und Erwachsenen, entlang der Friedhofsmauer. Verschiedene gut erhaltene Holzreste sowie zahlreiche Eisennägel belegen die regelhafte Verwendung von Särgen. Einzelne von ihnen waren im Kopfbereich mit Glasscheiben versehen. Den in Rückenlage niedergelegten Toten wurden kaum Objekte mitgegeben. Knöpfe und Buntmetallverschlüsse belegen aber Kleidung, wobei derzeit unklar ist, ob es sich um Totenhemden handelt. Einzelne Rosenkränze weisen auf den katholischen Glauben der Verstorbenen hin.
Dank der erhalten gebliebenen Sterberegister und Belegungspläne wird es möglich sein, viele der geborgenen Skelette namentlich zu identifizieren. Damit steht neben dem Spitalfriedhof St. Johann ein zweites neuzeitliches Gräberensemble in Basel zur Verfügung, bei dem die menschlichen Knochenfunde mit vielfältigen historischen Quellen in Verbindung gebracht werden können, was nicht nur neue Erkenntnisse zum Leben der Kleinbasler Bevölkerung in der Zeit der Industrialisierung, sondern auch neue Grundlagen für Forschungen in der Sozial- und Medizingeschichte ermöglichen wird. Zusätzlich lassen sich anthropologische Methoden überprüfen und verfeinern.

Archäologische Funde: wenig neuzeitliche Keramik, neuzeitliches Eisen, Buntmetall, Glas.
Anthropologisches Material: Skelettreste.
Probenentnahmen: aDNA, Parasitenproben, Holz.
Datierung: historisch; archäologisch. Neuzeit.
ABBS, N. Spichtig.