LK 1068, 621 631/265 676, 621 526/265 632. Höhe 268 m.
Datum der Grabung: 12.7.-4.10.2010.
Bibliografie zur Fundstelle: T. Tomasevic-Buck, 1975.003 Kaiseraugst - Kirchgasse u.a. JbAK 1, 1980, 44f.; L. Grolimund, 2002.004 Kaiseraugst - Bauanalyse christkatholisches Pfarrhaus. In: U. Müller, JbAK 24, 2003, 117-121; G. Faccani, Pfarrkirche St. Gallus in Kaiseraugst. Spätrömische Kastellkirche - römische Vorgängerbauten - nachfolgende Kirchen. Forschungen in Augst 42 (im Druck).
Baubegleitung (Sanierung Kirchgasse/Fähriweg). Grösse der Grabung ca. 743 m².
Siedlung. Grab.

Die Aushubarbeiten beschränkten sich weitgehend auf die modernen Verfüllungen der Leitungsarbeiten von 1975, nur wenige intakte Reststellen wurden tangiert oder konnten untersucht werden. Der Fähriweg und der nachfolgende östliche Uferbereich bis zum Fischerhaus sind neuzeitlich ausgeformt und aufplaniert und daher ohne Befunde (neuzeitlicher Wegbelag im Fähriweg, moderne Planien im unteren Uferbereich). Die Hoffnung auf Aufschlüsse im östlichen Kastellgraben erfüllte sich nicht. Durch das neuzeitlich angelegte Gefälle waren alle älteren Strukturen zerstört.
Die Umgebung der spätantiken Kirche wurde beim Kirchenneubau im 10./11. Jh. als Plateau ausplaniert und der weite Kirchhof mit einer Umfassungsmauer burgartig befestigt. Nach dieser Zeit wurde die engere Umgebung der Kirche bis Anfang des 19. Jh. als Friedhof genutzt. Zu den bereits bekannten 158 Gräbern aus der Grabung 1975.003 kamen elf weitere dazu. Die hochmittelalterliche Umfassungsmauer ist teilweise noch in den heutigen Häusern erhalten - am deutlichsten in der Westfassade des Hauses Kirchgasse 4, mit einer Höhe von über 4 m. Der Zugang zum Kirchhof erfolgte von Osten her über die Allmendgasse und über das abgebrochene Osttor der Kastellmauer.
Im Bereich der «Kaserne», Dorfstrasse Haus 51/53, ca. 3.5 m vor der östlichen Kastellmauer, liessen sich bandförmig verlaufende Schichten der mittelalterlichen Abbruchtätigkeit an der Kastellmauer feststellen. Mit einem Kieselhorizont auf abgeschertem anstehendem Boden wurde die mittelalterliche Zugangsstrasse zum Kirchhof angeschnitten. Darüber befanden sich keine Schichten mit römischem Abbruchschutt, sondern ruhiges homogenes Material und die neuzeitlichen Strassenbeläge. Der Kieselhorizont brach im Nordwesten scharfkantig ab, gegen Osten hin setzte eine Böschung ein. In der halben Distanz zum Torbogen der Kirchhofumfassungsmauer befand sich zudem eine Mauer, welche die mittelalterlichen Planien des Kirchplateaus begrenzte und zur erwähnten Zugangsstrasse einen Graben beziehungsweise eine Brückensituation einleitete.
Der Ausbruch in der westlichen Mauer scheint erst neuzeitlich erfolgt zu sein, wohl mit der Errichtung des Vorläufergebäudes von Haus Kirchgasse 4. Von diesem Haus wurden zwei Mauern und Lehmbodenreste gefasst. Ein weiteres Zeugnis für Bebauungen an der südlichen mittelalterlichen Umfassungsmauer ist ein Trockenmauerfundament im Keller des Hauses Kirchgasse 12. Über einen Wegverlauf zur Flosslände am Rhein bestehen keine Hinweise.
Im zentralen Teil der Kirchgasse wurde der kastellzeitliche Abwasserkanal erneut gefasst, ebenso das spätantike Gebäude mit Fundamenten aus Sandsteinblöcken und Mörtelgussböden.

Archäologische Funde: Keramik, Bronze, Eisen, Knochen; im Römermuseum Augst.
Anthropologisches Material: Skelette von elf Individuen, noch unbestimmt.
Faunistisches Material: noch unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Datierung: archäologisch. Spätantik bis neuzeitlich.
KA AG, Ausgrabungen Kaiseraugst, L. Grolimund.