LK 1068, 2621614/1265563. Höhe 270 m. Datum der Grabung: 5.11.-21.12.2018 (1. Kampagne); wird 2019 fortgesetzt. Bibliografie zur Fundstelle: JbAK 4, 1984, 52f.; 8, 1988, 40-43; 19, 1998, 58-60; 40, 2019 (im Druck). Geplante Notgrabung (Umnutzung und Unterkellerung). Grösse der Grabung 190 m². Siedlung.

Die Ortsbürgergemeinde Kaiseraugst nutzt die Liegenschaft zu einem Haus der Vereine um. In diesem Rahmen wurde ein angebauter Schopf abgerissen und durch einen neuen Anbau ersetzt, zudem wurde im bisher nicht unterkellerten Ostteil des Bolingerhauses und im Bereich des neuen Anbaus ein Untergeschoss eingebaut. Bezogen auf die antike Topografie liegt die betroffene Parzelle 92 unmittelbar an der Ostflanke des spätantiken Castrum Rauracense im Bereich der Berme sowie des Wehrgrabens. 2018 wurde ein Abschnitt der Berme freigelegt). Überraschenderweise besteht sie hier aus dem anstehenden Schotter. Offenbar war das Terrain beim Bau des Castrums bis auf den Schotter abgeschert worden. Darauf fand sich eine mehrere Zentimeter mächtige Mörtelschicht, die im Zusammenhang mit dem Bau des Kastells stehen dürfte. Wie bereits bei der Grabung Heidemurweg 28 (KA 2018.005) im Sommer 2018 wurden in der Grabung Bolingerhaus zwei dem Kastell vorgelagerte Wehrgräben festgestellt. Wie im Befund am Südtor wurde ein älterer Graben erfasst, der von einem jüngeren Sohlgraben geschnitten wird. Die Untersuchung konzentrierte sich 2018 auf den jüngeren Graben. Er ist ebenfalls maximal 5.5 m breit und 1.7 m tief und hat einen Böschungswinkel von 50°. Er durchschlägt die Mörtelfläche auf der Berme und ist in den anstehenden Schotter eingetieft. In seiner Westböschung waren mehrere Stufen in den Schotter angelegt, wohl im Zusammenhang mit dem Ausheben des Grabens. Wie der Vergleich mit dem Bau von Panzerabwehrspitzgräben aus dem 2. Weltkrieg lehrt, erleichtern solche Stufen das Herausschaffen des Aushubs. Ebenfalls im Rahmen der Ausgrabung wurde das gemäß Erkenntnissen der Denkmalpflege um 1813 errichtete Bolingerhaus selbst bauarchäologisch untersucht. Dabei wurden im Innern des Gebäudes die Fundamente eines älteren Vorgängerbaus dokumentiert, in die römische Architekturteile wie Säulentrommeln tertiär verbaut waren. Zum älteren Bau gehört auch ein Gewölbekeller, von dem man zuvor angenommen hatte, er sei ins Fundament des Turms 10 des Castrums eingebaut worden. Die Untersuchungen zeigten jedoch, dass der Keller nicht darin eingeschrotet, sondern lediglich daran angebaut worden war. Reste des Turms wurden immerhin in der ehemaligen Küche des Bolingerhauses nachgewiesen: ein Teil des ebenerdigen Turminneren mit einem Mörtelgussboden wurde dort freigelegt. Der Turm 10 muss also gegenüber der bisherigen Eintragung im GIS-Gesamtplan nach Norden verschoben werden. In der ehemaligen Stube des Bolingerhauses kam zudem ein Abschnitt des Fundaments der Kastellmauer zum Vorschein. Die Westmauer des frühneuzeitlichen Gebäudes steht direkt darauf.

Archäologische Funde: Bronze, Eisen, Keramik, Glas, Knochen, Stein; im Römermuseum Augst. Faunistisches Material: unbestimmt; im Römermuseum Augst. Probenentnahmen: Mikromorphologische Proben noch unbestimmt; im Römermuseum Augst. Datierung: archäologisch. Spätantike; Mittelalter; Neuzeit. KA AG, J. Baerlocher.