LK 1068, 2622092 / 1264628. Höhe 294-298 m.
Datum der Grabung: 14.1.-29.8.2019.
Bibliografie zur Fundstelle: L. Berger, Führer durch Augusta Raurica, 7, 242-247. Basel 2012; JbAK 20, 1999, 71-112; 37, 2016, 47-49; 37, 2016, 52f.53; 41, 2020 (im Druck).
Baubegleitung (im Vorfeld der Errichtung des Sammlungszentrums Augusta Raurica)
Grösse der Grabung: 6810 m².
Siedlung.

Augusta Raurica wird in absehbarer Zeit über ein neues Sammlungszentrum verfügen, das die Arbeitsplätze, die Depots, die Lager und Werkstätten an einem Ort konzentrieren wird. Begonnen wurde mit dem ersten Teilprojekt, den Arbeitsplätzen und Werkstätten. Das ganze Sammlungszentrum wurde so konzipiert, dass hierfür möglichst keine Bodeneingriffe getätigt werden müssen, ganz im Sinne des «Bauens über den Ruinen». Der Bereich der neuen Erschliessungsstrasse sowie des Teilprojekts 1 des Sammlungszentrums wird deshalb auf einer Aufschüttung zu liegen kommen. Ganz ausschliessen lassen sich einige Bodeneingriffe jedoch nicht: Bestimmte Werkleitungen müssen an die bestehenden angeschlossen und der heutige Humus muss vor der Aufschüttung abgetragen werden. Als Vorarbeit ist deshalb im Jahr 2016 in Zusammenarbeit mit der Vindonissa-Professur der Universität Basel der Humus auf Metallobjekte prospektiert worden.
Beim Abhumusieren war die übliche Deckschicht aus Kies und feinschutthaltigem Material nicht überall vorhanden, sodass man stellenweise direkt auf die Befunde stiess. Dabei wurden zahlreiche auf der ganzen Fläche verteilte Mauerkronen dokumentiert, die zu Gebäuden entlang der Osttorstrasse in der Südost-Vorstadt von Augusta Raurica gehören. Anhand dieser nun mit Genauigkeit vermessenen Mauern können die Lagen der aus der früheren geophysikalischen Prospektion ermittelten Befunde korrigiert bzw. angepasst werden.
Der Leitungsgraben unter der Erschliessungsstrasse war ebenfalls so konzipiert, dass möglichst wenig in die römischen Kulturschichten eingegriffen werden muss; ganz verhindern liess sich das jedoch nicht. So ist im Graben ein rechteckiger Töpferofen zum Vorschein gekommen, der sehr gut erhalten ist, da der moderne Eingriff lediglich die Brennkammer tangiert hat. Die darunterliegende Heizkammer weist noch Hohlräume auf und wurde nicht untersucht. Der Befund wurde in situ belassen und geschützt. Nur ganz wenig unter der Oberfläche der Erschliessungsstrasse wurde ein Befundensemble freigelegt, das man als Metzgerei ansprechen kann: Diese setzt sich aus einer grossen rechteckigen Darre/Räucherofen und grossen Herdstellen zusammen, wobei letztere nicht alle der gleichen Phase zugeordnet werden können (Abb. 17).
Ein kleiner Teil einer weiteren Darre/Räucherofen wurde auch auf der Fläche unter dem zukünftigen Sammlungszentrum beobachtet. Auf derselben Fläche konnte ein Graben über mehrere Meter verfolgt werden, der dicht mit Eisenschlacken verfüllt war. Es ist schon lange bekannt, dass in der ganzen Flur Schwarzacker immer wieder Schlacken zum Vorschein gekommen sind; dies bestätigte sich übrigens auch beim Prospektieren des Humus im Jahr 2016.
Die Dokumentationsarbeiten beschränkten sich auf oberflächliche Aufnahmen, bis auf eine Ausnahme, wo bei einem tief liegenden Schacht der anstehende Boden erreicht wurde. Die vielen Erfahrungen, die bei dieser Baubegleitung gesammelt wurden, werden für zukünftige Projekte «über den Ruinen» sehr hilfreich sein.

Archäologische Funde: Baukeramik, Bein, Bronze, Glas, Eisen, Keramik, Lavez, Münzen, im Römermuseum Augst.
Faunistisches Material: unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Probenentnahmen: Mikromorphologie-Proben, noch nicht untersucht; im Römermuseum Augst.
Datierung: archäologisch. 1.-4. Jh. n. Chr. Augusta Raurica, C. Grezet.