LK 1068, 2621224 / 1265127. Höhe 272.50 m.
Datum der Grabung: 17.7.-29.11.2017.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 90, 2007, 168f.; 95, 2012, 191 f.; 96, 2013, 201; 97, 2014, 230f.; L. Berger, Führer durch Augusta Raurica 143f. Basel 2012; JbAK 4, 1984, 83-87; 5, 1985, 278-293; 8, 1988, 17-27; 10, 1989, 181-184; 28, 2007, 101-108; 30, 2009, 237f.; 33, 2012, 58-93; 34, 2013, 43-77; 35, 2014, 58-81; 37, 2016, 61; 38, 2017, 155-178, 179-264; 39, 2018 (in Vorbereitung)
Geplante Notgrabung (Bauprojekt von drei Mehrfamilienhäusern mit Einstellhalle).
Grösse der Grabung 199 m². Siedlung.

Der Grabungsperimeter ist identisch mit jenem der Lehr- und Forschungsgrabung «Auf der Wacht» 2011-2013. Im Jahr 2017 wurden hier die Arbeiten wieder aufgenommen und zwei damals nicht ausgegrabene Feldreihen untersucht. Bezogen auf die antike Topografie liegt die Flur «Auf der Wacht» in der Nordwestunterstadt von Augusta Raurica an der Gwerdstrasse und umfasst grosse Teile einer daran anstossenden Insula mit den dazugehörigen Hinterhöfen. Zu den ältesten Strukturen gehören zwei grosse Materialentnahmegruben, in denen man den hier anstehenden Hochflutsand abbaute. Die beiden Gruben liegen unmittelbar nebeneinander, ohne sich aber zu überschneiden. Noch ist unklar, ob sie noch in die Zeit des frühkaiserzeitlichen Militärlagers datieren oder vielmehr bereits zur zivilen Bebauung gehören.
Schon zu den Steinbauphasen jener Bebauung ist das Mauerfundament für die südöstliche Aussenwand eines bereits 2011-2013 erfassten grossen, auf die Gwerdstrasse ausgerichteten Steinbaus zu zählen. Denselben Phasen lassen sich zwei weitere Fundamente in den Hinterhöfen zuweisen, von denen das eine über der einen der verfüllten Materialentnahmegruben lag. Des Weiteren kamen hier erneut mehrere Gruben zum Vorschein. Speziell erwähnenswert ist eine längsovale, die unmittelbar an einer Parzellengrenze liegt. Sie ist 1,2 × 1,4 m gross und 2,6 m tief. An ihrer südwestlichen Stirnseite befand sich ein Überlauf, der in einen ehemals holzverschalten Kanal entwässerte. Aufgrund der Sedimente auf der Grubensohle ist von einer Sekundärnutzung als Latrine auszugehen.
Nach Aufgabe der Gebäude wurde das Areal in der 1. Hälfte des 3. Jh. n.Chr. in einen Töpferbezirk umgenutzt; 2017 wurde ein weiterer Töpferofen entdeckt (Abb. 25). Er war rechteckig und 1,4 × 1,5 m gross; seine Zungenmauer war zentral angelegt. Befeuert wurde er von der Bedienungsgrube im Südwesten aus. Für die Heizkammer wurde eine Grube bis auf den anstehenden Schotter ausgehoben und mit Lehm ausgestrichen. Die Zungenmauer, die Lochtenne und die Brennkammer hingegen wurden aus zugeschlagenen, mit Lehm verbundenen Leistenziegeln konstruiert. Die Lochtenne, die partiell erhalten war, lag auf der Zungenmauer auf, und die Heizkammer war mit Ziegelbögen überspannt. In der Tenne wurden 6 Pfeifenlöcher festgestellt. Der komplett erhaltene Heizkanal war 0,7 m lang und öffnete sich trichterförmig in die Heizkammer. Er war ebenfalls mit Lehm ausgestrichen; auf seiner Sohle sowie im Innern der Heizkammer lag noch eine aschige Ablagerung von der Befeuerung. Aus den Verfüllungen der Bedienungsgrube und des Ofens stammen viele Töpfereiabfälle und einige ganze Gefäße, aufgrund derer sich seine Aufgabe in die Mitte des 3. Jh. datieren lässt. Wegen der bläulichgrauen bis schwärzlichen Verfärbung des Ofeninnern ist von in reduzierendem Brennverfahren produzierter Keramik auszugehen.
Zu den jüngsten Befunden gehört ein bereits 2013 erfasster geschotterter Weg, der über den zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelassenen mittelkaiserzeitlichen Strukturen angelegt worden war. Auch wurde erneut eine bereits teilweise ausgegrabene, sehr grosse Lehmentnahmegrube erfasst, die zu den jüngsten Befunden des Areals gehört. Aus ihren Verfüllungen wurden neben spätrömischer Keramik erneut viele spätantike Nominale geborgen. Die Grube ist spätantik oder bereits frühmittelalterlich zu datieren.

Archäologische Funde: Keramik, Glas, Bronze, Eisen, Blei, Knochen, Baukeramik, Wandverputz; im Römermuseum Augst.
Faunistisches Material: Unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Probenentnahmen: Schlämmproben, noch nicht untersucht; im Römermuseum Augst.
Datierung: archäologisch; numismatisch. 1. Hälfte des 1. Jh. n.Chr.–Frühmittelalter.
KA AG, Ausgrabungen Kaiseraugst, J. Baerlocher/S. Cox.