LK 1068, 621 230/265 150. Höhe 273 m. Datum der Grabung: 4.4.-28.10.2011 (Lehrgrabung: 14.6.-22.7.2011). Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 90, 2007, 168f.; L. Berger, Führer durch Augusta Raurica, Basel 1998; JbAK 4, 1984, 83-87; 5, 1985, 278-293; 8, 1988, 17-27.27-30; 10, 1989, 181-184; 28, 2007, 101-108; 30, 2009, 237-238; 33, 2012 (im Druck). Forschungs- und Lehrgrabung (mittel- bis längerfristiges Bauprojekt von Mehrfamilienhäusern, 1. Etappe). Grösse der Grabung 424 m². Siedlung.
Die aktive Mitarbeit der Kantonsarchäologie beim Definieren der zukünftigen Baugrube und der gemässigte Zeitdruck schafften ideale Voraussetzungen für ein sehr differenziertes Schichtgraben. Diese Rahmenbedingungen waren ebenfalls bestens geeignet für die Integration einer Lehrgrabung der Universität Basel (Vindonissa-Professur) in die laufende Ausgrabung. Zudem bietet das untersuchte Quartier der Nordwestunterstadt von Augusta Raurica eine reiche Palette von Handwerks- und Siedlungsstrukturen. Da die Grabungsfläche noch Lücken aufweist, die in den kommenden Jahren ergraben werden sollen, werden hier nur einzelne Befunde herausgepickt und vorgestellt. Wir verzichten auf eine Vorstellung der Siedlungsdynamik des gesamten Quartiers, was aber am Ende der letzten Etappe das spannendste sein wird in diesem rund 1400 m² grossen Areal.
Anhand eines Teils der Grabung soll auf die lokale Relativchronologie eingegangen werden. Im mittleren Felderstreifen wurden drei Bauzustände nachgewiesen: ein älterer Holzbauzustand mit mindestens zwei Räumen, in welchem je eine Feuerstelle vorgefunden wurde. In einem Raum fanden sich Reste einer älteren Bauphase mit einer kleinen Schmiede. Darüber lag ein jüngerer Holzbau mit bloss einem Raum, auch mit einer Feuerstelle ausgestattet. Schliesslich wurde ein steinbauzeitlicher, seitlicher Hof mit einem Sodbrunnen und einer Abfallschicht mit zahlreichen abgesägten Hornzapfen dokumentiert. Letztere zeugt von einer Hornverarbeitungswerkstatt im davon südlich gelegenen Steinbau – wider Erwarten kein Streifenhaus, sondern ein eher grosszügig angelegtes Gebäude, wovon beinahe nur noch die Fundamente vorgefunden wurden. Einzig im dazugehörigen unterirdischen Raum war das aufgehende Mauerwerk bis zu einer Höhe von 1,9 m erhalten (Abb. 27). Der quadratische Raum war mit drei halbrunden Lichtnischen und drei Holzschränken versehen.
Zwei kleine Brennöfen, ein rechteckiger und ein runder, gehörten zu einer kleinen Töpferei, die in die Mitte des 3. Jh. anzusetzen ist, als gewisse Mauern (des seitlichen Hofs?) bereits ausgeraubt waren. Eine der Bedienungsgruben war mit Ausschussware (Teller und Schüsseln) verfüllt.
Besonders spannend sind mehrere Befunde aus der Spätantike: Einerseits kam ein Schotterweg zum Vorschein, der völlig anders orientiert war als die Strukturen der mittelkaiserzeitlichen Nordwestunterstadt. Woher er kam und wohin er führte, ist unbekannt. Andererseits trat in unmittelbarer Nähe des Wegs eine grosse Lehmabbaugrube zutage. Solche Befunde wurden in den letzten Jahren mehrmals aufgedeckt. Durch das genaue Dokumentieren des in Kaiseraugst flächendeckend vorhandenen Reduktionshorizontes wurden zum ersten Mal, mit Ausnahme der Raubgrabenverfüllungen, Spuren vom Steinraub an bestehenden Mauern beobachtet. Es handelt sich dabei um Spuren von Karren, deren schwere Lasten ein Einsinken in den morastigen Boden verursacht hatten. So bildeten sich kleine parallele Gräbchen, die mit dem Reduktionshorizont verfüllt wurden. Eine Datierung für den Befund liegt nicht vor. Im Reduktionshorizont ist stark vermischtes Fundmaterial enthalten. Die Münzen sind aber alle spätantik. Diejenigen aus den letzten Jahren des 4. Jh. sind sogar so zahlreich, dass eine Begehung des Geländes noch zu Beginn des 5. Jh. postuliert werden kann.
Archäologische Funde: Keramik, Glas, Bronze, Eisen, Blei, Silber, Gold, Knochen, Baukeramik, Stein, Münzen; im Römermuseum Augst. Faunistisches Material: unbestimmt; im Römermuseum Augst. Probenentnahmen: Schlämmproben; Mikromorphologieproben, nicht untersucht; im Römermuseum Augst. Datierung: archäologisch; numismatisch. Mitte 1. Jh.-Ende 4. Jh. KA AG, Ausgrabungen Kaiseraugst, C. Grezet.
Kaiserangst AG, Auf der Wacht, Regionen 17C/17D, Grabung Auf der Wacht, 1. Etappe
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Détail de la chronique
Commune
Kaiseraugst
Canton
AG
Lieu-dit
Auf der Wacht, Regionen 17C/17D, Grabung Auf der Wacht, 1. Etappe
Coordonnées
E 2621230, N 1265150
Altitude
273 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
échantillons de boue archéobiologiques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
micromorphologie
Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
424 m2
Date de début
04 avril 2011
Date de fin
28 octobre 2011
Méthode de datation
numismatique, archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2012
Époques
Empire romain
Type de site
habitat
Type d'intervention
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Mobilier archéologique
céramique (élément architectural (prélevé)), verre, métal, matériel organique
Os
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Matériel botanique
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