LK 1070, 666 000/259 100. Höhe 357 m.
Datum der Grabung: 10.10.-6.11.2006
Ungeplante Notgrabung (Zentrumsüberbauung). Gesamtfläche der Baugrube ca. 1000 m².
Neue Fundstelle.
Siedlung.

Die römerzeitliche Besiedlung Ennetbadens war bislang nur durch wenige und schlecht lokalisierbare Fundmeldungen aus dem 19. Jh. bekannt.
Im Oktober 2006 kamen bei Bauarbeiten am Postplatz folglich zwar nicht ganz unerwartet, jedoch in überraschendem Ausmass römische Gebäudereste zum Vorschein. Die Fundstelle liegt unmittelbar gegenüber dem vermuteten antiken Limmatübergang im Bereich der Schiefen Brücke.
Zufällig wurden zwei Mitarbeiter der Kantonsarchäologie auf die Fundstelle aufmerksam, worauf eine Notgrabung eingeleitet wurde; seitens der Bauleitung erfolgte keine Meldung der archäologischen Funde. Die Untersuchungen fanden unter schwierigen Umständen während den laufenden Aushubarbeiten statt. Zahlreiche Befunde konnten dadurch nur unbefriedigend oder gar nicht mehr dokumentiert werden.
Im Bereich der nicht unterkellerten Hinterhöfe und Gärten von drei abgebrochenen Bauten aus dem 19. und 20. Jh. wurden mächtige Schichten und massive Mauerreste römischer Bauten festgestellt. Als älteste römische Siedlungsreste fanden sich Spuren von Holzbauten. Deren Ende ist nahezu flächendeckend durch eine ausgeprägte, bis zu 30 cm mächtige, ausgesprochen fundreiche Schicht verbrannten Fachwerklehms gekennzeichnet. Die darin enthaltenen Funde datieren den Brand der Holzbauten in die Zeit um 60/70 n. Chr. - in den gleichen Zeitraum also wie der viel diskutierte Badener Brandhorizont.
Über dem verbrannten Fachwerklehm wurden gegen Ende des 1. Jh. Steinhäuser errichtet. Sie wurden unmittelbar an den steil ansteigenden Hang aus anstehendem buntem Mergel gebaut, die Mauerfundamente waren in den Mergel geschrotet. Das dabei abgebaute Material diente flächendeckend zur Planierung des Brandschutts der Holzbauten und zur Befestigung von Böden und Gehwegen. Die Steinbauten wurden offenbar mehrmals verändert und vergrössert und fielen mindestens einmal einem Brand zum Opfer. Das in ihnen geborgene Fundmaterial umfasst in erster Linie Keramik und erstaunlich wenige Metallobjekte. Erwähnenswert sind zahlreiche grosse Fragmente von rot und weiss bemaltem Wandverputz. Die Funde datieren diese Bauten vom späten 1. bis ins 3. Jh. n. Chr.
Isoliert bleiben vorerst die Beobachtung einer wohl zu den Steinbauten gehörenden, aus Steinplatten gefügten Wasserleitung und mehrerer in den Mergel geschroteter Kellergruben (Abb. 20). Möglicherweise mit der Errichtung oder dem Umbau der Steinbauten in Verbindung steht ein ebenfalls in den Mergel eingetiefter Kalkofen. Daraus entnommene Holzkohleproben können weitere Hinweise auf die Datierung des Ofens geben.
Die im Herbst 2006 untersuchten römischen Gebäudereste zeigen eine dichte und ausgesprochen urbane Bebauung im Bereich des Limmatübergangs in Ennetbaden. Bemerkenswerterweise stimmt die hiesige Siedlungsabfolge von Holz- und Steinbauten mit jener in Baden überein.

Archäologische Kleinfunde: Keramik, wenig Metall, Münzen (unbestimmt).
Faunistisches Material: unbestimmt.
Probenentnahmen: Holzkohle aus Kalkofen; Datierung noch nicht veranlasst.
Datierung: archäologisch. 1.-3. Jh. n. Chr.
KA AG, A. Schaer und R. Glauser.