LK 1070, 2665 962/1 259 236. Höhe 355 m.
Datum der Grabung: 15.4.-18.12.2020 (Fortsetzung 2021). Bibliografie zur Fundstelle: Hemmerli, F. (1451/52) Tractatus de balneis naturalibus, Zürich. Transkription von R. Steiger in Badener Neujahrsblätter 47, 1972, 57f.; Doppler, H. W. (2007) Die Münzfunde aus der Quelle «grosser heisser Stein» in Baden AG. Schweizerische Numismatische Rundschau 86, 91-116; Schaer, A. (2010) Das Dornröschen. Eine archäologische Bestandesaufnahme im Badener Bäderquartier. In: Ebnöther, Ch./Schatzmann, R. (Hrsg.), Oleum non perdidit. Festschrift für Stefanie Martin-Kilcher zu ihrem 65. Geburtstag. Antiqua 47, 45-57, bes. 55. Basel.
Geplante Notgrabung/Begleitung Erneuerung Thermalwasserleitungssystem und Werkleitungen. Grösse der Grabung ca. 300 m². Siedlung/Heilbad.
Im Areal des Kurplatzes, des zentralen Platzes in den Badener Bädern, entspringen vier Thermalquellen, die Badener Hauptquelle, der grosse und der kleine «Heisse Stein» sowie die legendäre St Verenaquelle. Erste Funde von Objekten, aber auch offensichtlich monumentalen Bauwerken werden bereits anlässlich der Neufassung des grossen und kleinen «Heissen Steins» im Jahr 1420 beschrieben. Bei Bauarbeiten 1967/69 konnten gegen den Kurplatz hin römische Mauerzüge und römische Betonböden beobachtet werden. Anlässlich von Reparaturmassnahmen an der Quellfassung des grossen «Heissen Steins» kamen in denselben Jahren über 400 römische Münzen und weitere Artefakte zum Vorschein. Diese Funde, ebenso wie das Wissen um die monumentalen Baubefunde bei den Hauptquellen anderer römischen Thermalbäder, liessen für den Kurplatz römische Quellbecken und sakrale Bauten erwarten.
Vom Mittelalter bis in die 1840er-Jahre befanden sich auf dem Kurplatz mit dem Verenabad und dem Freibad zwei öffentliche Thermalbäder, die das eigentliche Markenzeichen der Badener Bäder darstellten. Von beiden Bädern wurde aufgrund verschiedener Indizien vermutet, dass sie auf römische Becken zurückgehen könnten. Im Zuge der Neugestaltung der Badener Bäder erfolgt 2020/2021 die Erneuerung des gesamten Thermalwasser- und Werkleitungsleitungssystems im Bereich des öffentlichen Raumes sowie die Neugestaltung des Kurplatzes und der angrenzenden Straßen. Insbesondere für die Erneuerung des Thermalwasserleitungssystems waren teilweise tiefgreifende Bodeneingriffe vorgesehen, welche archäologisch begleitet bzw. im Bereich komplexer Befunde durch Flächengrabungen bis in Aushubtiefe untersucht und dokumentiert wurden. Angestrebt war, einen die archäologische Substanz möglichst schonenden Leitungsverlauf zu finden - was oftmals erst in Angesicht des vorliegenden Befundes möglich war. Die neben den Leitungstrassen und unterhalb der Bauwerke liegende archäologische Substanz wurde nicht ergraben.
Im westlichen Bereich des Platzes konnte unmittelbar vor dem Eingang des Hotels Verenahof die Nordostecke des Verenabades freigelegt werden (Abb. 26). Aufgrund der Bauweise in großstückigem opus caementitium dürfte das gut erhaltene Becken in römische Zeit zu datieren sein. Einbauten und Reparaturen in anderer Bautechnik bezeugen Baumassnahmen, welche wahrscheinlich ins Mittelalter und die Neuzeit datieren.
Im zentralen Bereich des Platzes wurde unter einem zwischen die Römerzeit und den Eingriff von 1420 zu datierenden Steinplattenboden der Schutt eines monumentalen Rundbaus sowie mindestens ein zerbrochener Altar und das Fragment einer mehrzeiligen Weihinschrift mit der Widmung DIVINIS geborgen.
Im östlichen Bereich des Platzes kamen wie erwartet die Reste des historischen Freibades, des Dampfbades (1824/27-1838) sowie des von 1840 bis 1938 bestehenden Trinkbrunnens «Eierbrünneli» zum Vorschein. Auch das seit dem Spätmittelalter belegte Freibad lag in einem ursprünglich römischen Becken, in welchem die Reste einer Brunnenanlage gefasst werden konnten. Darunter fanden sich die gut erhaltenen Reste eines älteren römischen Badebeckens, welches indes nur punktuell untersucht werden konnte.
Verschiedene Aufschlüsse deuten darauf hin, dass das Gebiet des Kurplatzes in römischer Zeit mindestens einmal eine umfassende und grossräumige Neugestaltung erfuhr. Weiterhin wenig bekannt ist über die Nutzung und Bebauung des Areals zwischen dem Ende der römischen Herrschaft und dem Ausbau des Badebetriebs im 11./12. Jh.
Archäologische Funde: Münzen, Keramik, steinerner Altar, Steinblock mit Inschrift DIVINIS.
Probenentnahrnen: für C14 und Dendrochronologie.
Sonstiges: Architekturteile (Gesimsfragmente und weitere Spolien von Grossbauten), Holzteuchel, Bauhölzer. Datierung: archäologisch. C14-Datierung Eingriff Reparatur Verenabad - C14. BE-14532, 982 ± 22 BP, 977-1154 AD, cal. 2 sigma.
Weitere C14-Datierungen und Dendrochronologie für Einzelbefunde sind vorgesehen.
KA AG, A. Schaer (Archaeokontor GmbH i.A. KA AG).
Baden AG, Kurplatz
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Détail de la chronique
Commune
Baden
Canton
AG
Lieu-dit
Kurplatz
Coordonnées
E 2665962, N 1259236
Altitude
355 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
bois/charbon de bois
Analyses
14C, dendrochronologie
Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
300 m2
Date de début
15 avril 2020
Date de fin
18 décembre 2020
Méthode de datation
14C, dendrochronologique, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2021
Époques
Empire romain
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
métal (monnaies/médailles), céramique, pierre, pierre (élément architectural (prélevé)), matériel organique (objet en bois), matériel organique
Os
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Matériel botanique
bois/charbon de bois
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