LK 1112, 704 485/232 530. Höhe 408 m.
Datum der Grabung: 4.2.-6.3., 11./12. und 16.12.2008.
Bibliografie zur Fundstelle: G. Matter, Die Römersiedlung Kempraten und ihre Umgebung. AFS 35. Jona/Rapperswil 2003; R. Ackermann, Jona, Kempraten, Fluhstrasse 6-10: Neue Grabungen in einem beinahe vergessenen vicus. Neujahrsblatt Histor. Verein St. Gallen 147, 2007, 72-83; M. P. Schindler, Das Frühmittelalter im Raum Rapperswil-Jona. Neujahrsblatt Histor. Verein St.Gallen 147, 2007, 84-117.
Ungeplante Notgrabung (Bau Geschäftshäuser). Grösse der Grabung 280 m².
Siedlung.

Kurzfristig musste die KA SG im Bereich Rütistrasse/Zürcherstrasse eine Ausgrabung von knapp fünf Wochen in einem bisher als Ausstellungsgelände einer Autogarage benutzten Areal durchführen. Das Bauprojekt umfasst zwei Geschäftshäuser, wovon je der unterkellerte Bereich auszugraben war. Die Fundamentgräben des nicht unterkellerten Bereiches der Neubauten wurden baubegleitend dokumentiert. Vorgängig wurde sondiert sowie die gesamte Parzelle und die anschliessende Parzelle 523 mit Georadar untersucht. Demnach waren ein Gebäude und eine über 50 m lange Mauer auf dem Areal zu erwarten. Analog zu den Grabungen in der Fluhstrasse wurde wahrscheinlich eine römische Holzbauphase (zwei parallele [Balken] Gräbchen) freigelegt. Die meisten der aufgrund der Prospektionen zu erwartenden römischen Mauerzüge bestätigten sich während der Grabung. Von der langen Mauer wurde ein Abschnitt von rund 11 m ausgegraben. Ihre Funktion (Parzellenmauer?) ist noch unklar. Nördlich davon befand sich ein Gebäude (Masse: ca. 19 m imes mind. 12 m), dessen Südostecke freigelegt wurde. Neben der östlichen und südlichen Aussenmauer wurden zwei Binnenmauern angeschnitten. Das Gebäude setzt sich im noch unüberbauten Teil der Parzelle sowie im nördlich angrenzenden Nachbargrundstück fort. Die römischen Baureste bekräftigen die auf Fundmeldungen beruhenden Vermutungen, dass sich der antike Hafen wohl im Bereich der Fortsetzung der heutigen Rütistrasse befand. Zudem scheint das antike Seeufer ungefähr dem heutigen entsprochen zu haben. Die grosse Überraschung war die Entdeckung eines früh/hoch mittelalterlichen Pfostenbaus und zweier früh/hochmittelalterlicher Grubenhäuser. In die gleichen Epochen gehören weitere Gruben und Gräbchen. Eine Grube (Grubenhaus?) war in eine neolithische Grube eingetieft, an deren Sohle sich Spuren erhalten haben, die möglicherweise als Reste einer Feuerstelle zu deuten sind. Sie erlauben die Lokalisierung der früh/hochmittelalterlichen Siedlung von Kempraten, die bezeichnenderweise wohl in Hafennähe lag. Die spärlichen Funde deuten auf eine Datierung der Befunde ab dem 6./7. Jh. C14-Untersuchungen aus einem Grubenhaus weisen in den Zeitraum von der 2. H. 10. bis in die 1. H. 12. Jh. n. Chr. Für die Siedlungsgeschichte des Raumes Rapperswil ist diese Entdeckung von grösster Bedeutung. Siedlungsstruktur, Ausdehnung und Dauer der früh/hochmittelalterlichen Besiedlung bleiben vorerst aber noch unklar. Erhaltungsbedingt sind die stratigrafischen Zusammenhänge der einzelnen Strukturen nicht mehr schlüssig nachzuvollziehen. Nur eine einzige archäologische Schicht von wenigen Dezimetern Mächtigkeit war noch vorhanden. Sie enthielt vermischtes Fundmaterial, zur Hauptsache römisches Fundgut, aber auch wenige prähistorische und früh/hochmittelalterliche Objekte.

Faunistisches Material: zahlreiche Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Bodenproben für Archäobotanik/zoologie und Geoarchäologie. Holz- und Holzkohlenproben für Holzartenbestimmung und C14.
Datierung: archäologisch. Horgener Kultur; Römische Zeit; früh/hochmittelalterlich. - C14. Probe 16: ETH-35107: 990 ± 40 BP, kalibriert 980-1160 AD (2 sigma); Probe 20: ETH-35108: 985 ± 50 BP, kalibriert 960-1180 AD (2 sigma); Probe 27: ETH-35109: 4215 ± 45 BP, kalibriert 2910-2830 BC/2820-2660 BC (2 sigma).
KA SG, R. Ackermann und M. P. Schindler.