LK 1131, 2677 844/1 219 501. Höhe 413 m.
Datum der Prospektion/Pfablaufaufnahme: 4.9.2018, 24.10.2019, 24.1.-18.2.2022, 16.1.-10.2.2023.

Bibliografie zur Fundstelle: Scherer, E. (1922) Die urgeschichtlichen und frühgeschichtlichen Altertümer des Kantons Zug. Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 24/2, 69; Tugium 35, 2019, 42.

Geplante Prospektion mit anschliessender Pfahlfeldaufnahme (tiefer Seespiegel legte Strandplatte frei, bei Prospektion entdeckte prähistorische Pfähle waren schon stark erodiert). Grösse der bearbeiteten Fläche ca. 3200 m². Aussenbereich einer Siedlung (?) mit Infrastruktur, Fischereistrukturen.

Der im Sommer 2018 ungewöhnlich tief gefallene Seespiegel des Zugersees ermöglichte eine Prospektion auf der Strandplatte vor dem Gut Aabach in Oberrisch durch Mitarbeitende des Amts für Denkmalpflege und Archäologie Zug. Die dabei entdeckten und geborgenen Pfähle - teilweise waren nur noch die Spitzen vorhanden - machten deutlich, dass es sich bei der Wiederentdeckung um ein schon stark erodiertes Pfahlfeld handelt. Da alle drei analysierten C14-Proben spätneolithische Daten lieferten, wurden für die nächsten Jahre eine Tauchprospektion und zwei Tauchkampagnen zur Abklärung der Ausdehnung sowie zur Einmessung und Beprobung des Pfahlfelds angesetzt, die durch Mitarbeitende des Amts für Städtebau der Stadt Zürich, Unterwasserarchäologie ausgeführt wurden. Das aus insgesamt 439 dokumentierten Pfählen bestehende Pfahlfeld erstreckt sich auf rund 190 m der Strandplatte, die bis zu maximal 30 m breit ist. In einer Zone von rund 85 m stehen die Pfähle etwas dichter, die Pfahldichte ist insgesamt gering. Dabei stehen zwischen weichen, mutmasslich prähistorischen Pfählen auch sehr gut erhaltene, vermutlich neuzeitliche Pfähle und Staken, die im Kontext von Fischfanganlagen zu sehen sind. Das Pfahlfeld dürfte sich in der Halde zur Seemitte noch fortsetzen, diese ist ebenfalls von Erosion betroffen und ist in Zukunft noch zu untersuchen. Die Holzartenbestimmung und die Abklärung des Dendropotentials haben ergeben, dass die Holzartenverteilung ungewöhnlich divers ist und zahlreiche verschiedene Arten in nennenswerten Mengen vorhanden sind. Arten des feuchten Uferwaldes (Erle, Esche, Ulme, Weide und Pappel sowie Eiche) dominieren mit zusammen mehr als zwei Dritteln der Gesamtzahl. Zahlreiche Hölzer weisen unter 20 Jahrringe auf, einzelne Weisstannen, Eichen und ein Teil der Ulmenpfähle - Ulmen können gelegentlich mithilfe der Eichenchronologien datiert werden - haben diesbezüglich ein gewisses Potential. Klare intentionelle Pfahlanordnungen, die frühere Gebäude erschliessen lassen, sind nicht erkennbar. Die dendroarchäologische Bearbeitung steht noch aus. Im Zuge der Tauchprospektion 2019 durchgeführte Kernbohrungen haben keine im Seegrund liegende Kulturschicht ergeben; dazu passt auch das lediglich vereinzelt an der Oberfläche liegende, teils neolithische Fundmaterial. Von der heute an Land gelegenen Fundstelle Risch, Oberrisch, Gut Aabach sind vor allem pfynzeitliche Funde und Befunde bekannt. Es sind aber neben einigen frühbronzezeitlichen auch horgenzeitliche Funde vorhanden, deren Verteilungsschwerpunkt bisher etwas weiter nördlich als die aktuell untersuchten Befunde auf der Strandplatte zu liegen schien. Die ersten Funde von 1920, die zur Definition einer Pfahlbaufundstelle in Oberrisch führten (damals als «Risch Station IV» benannt), lagen aber durchaus im Bereich des jetzt untersuchten Pfahlfelds. Ob die horgenzeitlichen Funde und Befunde unterschiedliche Phasen anzeigen oder ob ein zeitlicher Zusammenhang besteht - mit Siedlungsaussenbereich bzw. Siedlungsinfrastruktur wie Bootsstegen oder Fischereianlagen - wird in Zukunft zu klären sein.

Archäologische Funde: Steinartefakte, Keramik.
Faunistisches Material: Knochen.
Probenentnahmen: Pfähle für Holzartenbestimmung/Dendrochronologie/C14.
Datierung: Jungsteinzeit. -C14. ETH-91918, 4514 ± 22 BP, 3355-3102 BC, cal 2 sigma; ETH-91919, 4533 ± 22 BP 3365-3103 BC, cal 2 sigma; ETH-91920, 4513 ± 22 BP 3354-3102 BC, cal 2 sigma.

ADA ZG, R. Huber, Ph. Gleich, G. Schaeren, K. Weber; Amt für Städtebau der Stadt Zürich, Unterwasserarchäologie, N. Bleicher, S. Geiser, S. Kurmann.