LK 1051, 687 637/277 927. Höhe 372 m.
Datum der Grabung: 5.7.2004-31.7.2005.
Bibliografie zur Fundstelle: JbSGUF 2005, 337f.; P. Nagy/St. Schreyer/A. Tiziani, Rheinau - eine Siedlungsgeschichte über 2000 Jahre. as 27, 2004, 6-15 (weitere Literatur s. dort).
Geplante Notgrabung (Einfamilienhausbau). Größe der Grabung 6500 m². Siedlung.
Die im Vorjahr begonnene Grabung wurde 2005 ohne Unterbruch fortgesetzt. Die Resultate der im Vorfeld durchgeführten geophysikalischen Messungen konnten durch die archäologische Untersuchung nicht bestätigt werden, im Gegensatz zu den durch die Luftbildprospektion entdeckten Strukturen. Während die spätlatènezeitlichen Befunde weit weniger zahlreich waren als erwartet, kam die bisher größte Menge an mittelalterlichen Strukturen aus Rheinau ans Tageslicht. Sie decken einen Zeitraum vom 7. bis ins 13. Jh. ab.
In die Spätlatènezeit datieren weitere Gruben, die im Zusammenhang mit der Eisenverarbeitung standen. Sie waren wiederum mit einer großen Menge an Düsenziegeln und Eisenschlacken verfüllt. Das Schlämmen der Grubeninhalte brachte viel Hammerschlag sowie weitere Schmiedeabfälle, aber auch Abfälle der Buntmetallverarbeitung zutage. Zahlreiche senkrecht in den anstehenden Kies eingetiefte Gruben unterschiedlicher Größen waren mit Haushaltsabfall verfüllt worden. Sie dürften einst als Silo (Vorratsgruben) gedient haben. Eine weitere, sehr große Grube (Dm. 4 m; Tiefe 2.3 m) wurde während der Grabung als Zisterne interpretiert, da sie mit lehmigem Silt ausgekleidet gewesen zu sein schien. Es fragt sich jedoch, ob diese wannenartig in der Grube liegende Schicht geeignet war, Wasser zu speichern. Es könnte sich auch um eine große Vorratsgrube gehandelt haben. In der Südost-Ecke des Grabungsareals wurde ein Brunnenschacht (Dm. 3 m) erfasst. Obwohl längst vergangen, erkannte man in ihm die Kontur eines 1 m breiten Holzkastens noch anhand des alternierend eingefüllten, umgelagerten C- und B-Horizonts. Die Ausgräber und der Bagger arbeiteten sich bis auf eine Tiefe von 3 m vor, bevor das Vorhaben aufgegeben werden musste und das angefertigte Profil wegen der lockeren Verfüllung einstürzte.
Zum ersten Mal in Rheinau wurden drei Grubenhäuser aus dem Frühmittelalter gefasst. Während das Fundmaterial das eine Grubenhaus ins 7. Jh. weist, dürften die anderen tendenziell aus dem 8./9. Jh. stammen. Damit sind erstmals frühmittelalterliche Siedlungsspuren belegt, die älter sind als das Kloster. Die Nutzung des Areals im 10./11. Jh. wurde mit weiteren Befunden nachgewiesen: Zum 2004 entdeckten Pfostenbau kommt ein weiterer, 2005 ausgegrabener. Die C14-Datierungen zu letzterem stehen noch aus. Die Flechtwerkwände eines im 12./13. Jh. abgebrannten Erdkellers mit Herdstelle blieben teilweise noch in situ erhalten. Von der verkohlten Eingangsschwelle erhoffen wir uns ein Dendrodatum. Neben einem 2004 entdeckten Webkeller mit einem horizontalen Webstuhl kam 2005 ein parallel zur heutigen Austrasse liegender 5 × 20 m großer, mehrphasiger Kellerkomplex ans Tageslicht (Abb. 45). In Phase 1 existierten die zwei östlichsten Keller. In ihnen standen nebeneinander fünf horizontale Webstühle. In Phase 2 wurde im Westen ein weiterer Keller angefügt. Alle Webstühle wurden durch vier, nun im Westen aneinander gereihte, horizontale Webstühle ersetzt. Der östlichste Keller enthielt nun keine Webstühle mehr und wurde durch eine gemörtelte Mauer von den anderen beiden Kellern abgegrenzt. Ein weiterer interessanter Befund befindet sich in der Nordwest-Ecke der Grabungsfläche. Es handelt sich um ein Wannensystem, d.h. um schlangenförmig hintereinander gereihte längliche Gruben. Auf ihrer Sohle wiesen die Wannen eine Steinpackung auf. Diese sowie der kiesige Untergrund verunmöglichten das Speichern von Wasser oder einer anderen Flüssigkeit. Möglicherweise handelt es sich um ein Filtersystem.
Archäologische Kleinfunde: Gefässkeramik, Glas, Münzen, Metall, Schlacke, Bein, Bernstein, Baukeramik, Düsenziegel.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Holz (Dendrochronologie), Holzkohle (C14), Erdmaterial (Botanik und Kleintiere).
Datierung: C14 (s. JbSGUF 2005); archäologisch. 1. Jh. v. Chr.; 7.-13. Jh. n. Chr.
KA ZH, M. Roth.
Rheinau ZH, Heerenwis
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Détail de la chronique
Commune
Rheinau
Canton
ZH
Lieu-dit
Heerenwis
Coordonnées
E 2687637, N 1277927
Altitude
372 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
--
Prélèvements
bois/charbon de bois, os, restes botaniques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
14C, dendrochronologie
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
6500 m2
Date de début
05 juillet 2004
Date de fin
31 juillet 2005
Méthode de datation
14C, dendrochronologique, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2006
Époques
Moyen Âge, Âge du Fer
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique (récipient), verre, métal (monnaies/médailles), métal, pierre
Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
bois/charbon de bois, autres
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