LK 1070, 2658579 / 1259325. Höhe: 359 m (OK erhaltene römerzeitliche Schichten).
Datum der Grabung: 1.6.-30.11.2016.
Geplante Notgrabung (Neubau Psychiatrische Dienste Aargau AG).
Grösse der Grabung: 4840 m².
Bibliografie zur Fundstelle: Jber. GPV 1975, 13f.; J. Trumm, Vindonissa. Stand der Erforschung I. Vorgeschichte, keltische Zeit und der militärische Komplex. Jber. GPV 2010, 37-54.
Legionslager. Klinikbau.
In den kommenden Jahren entsteht nördlich des Klinik-Hauptgebäudes der psychiatrischen Dienste Aargau AG ein Neubau.
Das heute unter Denkmalschutz stehende, hufeisenförmige Hauptgebäude der Klinik Königsfelden wurde in den Jahren 1868-1872 errichtet und in den folgenden Jahrzehnten sukzessiv mit Annex und Wirtschaftsbauten (Heizzentrale, Gaswerk, Küche und Maschinenhaus) erweitert.
Bezogen auf die antike Situation befindet sich das Neubauareal unmittelbar nordwestlich vor dem Legionslager Vindonissa, es greift mit seinem Rand noch in die bekannte Westumwehrung der 21. und 11. Legion ein.
Im Osten des Grabungsareals wurde erwartungsgemäß das Spitzgrabensystem des Legionslagers erfasst.
Hier bestätigte sich die für Vindonissa erarbeitete Chronologie: In der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts bestand ein ca. 10 m breiter und ca. 2.5 m tiefer Doppelspitzgraben.
Rund 15 m weiter westlich lag ein zusätzlicher, vorgelagerter Spitzgraben (4 m Breite und 2.5 m Tiefe).
Dieses gestaffelte Spitzgrabensystem wurde bereits mehrfach an der West- und der Südumwehrung des Legionslagers beobachtet.
Kurz nach Ankunft der 11. Legion um 71 n. Chr. wurde - in Zusammenhang mit dem Neubau der Lagermauer - der Doppelspitzgraben verfüllt und durch einen einfachen Spitzgraben ersetzt (8 m Breite, 2 m Tiefe).
Nur wenige Jahre später wurde der vorgelagerte Spitzgraben verfüllt. Das reichhaltige Fundmaterial aus den zahlreichen Verfüllschichten des vorgelagerten Spitzgrabens (vorab Hausrat, Militaria, Fußbodenbestandteile, Ess- und Schlachtabfälle sowie 55 Münzen, darunter ein Aureus des Tiberius, Abb. 39) lassen womöglich auf einen Teilabbruch der Innenbebauung des Legionslagers im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. schließen.
Unklar ist zurzeit die genaue Lokalisierung und Erhaltung der Lagermauer entlang der nordwestlichen Lagerfront.
Zwar war bereits 1919 das Westtor entdeckt worden, doch Befunde, die auf eine durchgehende, in Zweischalentechnik errichtete Mauer schließen lassen, wie sie im Norden, Süden und Osten des Lagers vorhanden sind, wurden seither noch nie sicher beobachtet.
Die stratigrafischen Verhältnisse entlang der Westfront des Legionslagers wurden beim Bau des Klinikhauptgebäudes und zahlreicher dazugehöriger Werkleitungen allerdings stark gestört.
Nur spärliche römerzeitliche Befunde wurden westlich des erwähnten Spitzgrabensystems dokumentiert.
Hinweise für eine zivile Überbauung im unmittelbaren Vorfeld des Legionslagers stehen somit aus.
Zeugnisse für Siedlungsaktivitäten der Nachlagerzeit, Spätantike und darüber hinaus fehlen ebenso.
Möglicherweise wurden sie mit dem Bau der Klinik zerstört oder es ist in diesem Areal effektiv mit stark reduzierten Siedlungsaktivitäten zu rechnen.
Die Fundamente der abgebrochenen Klinikbauten waren gut erhalten und bestanden aus massiven Steinquadern aus weißgelblichem Jurakalk. Wiederverwendete römische Bausteine waren nicht zu beobachten.
Die aufgedeckten Befunde decken sich gut mit den zeitgenössischen Plänen des Kantonsbaumeisters Ferdinand Carrothpletz:
Die Räume der nördlichen West-Ost verlaufenden Flügel waren erdgeschossig und unterkellert.
1895 wurden sie mit L-förmigen Annexbauten gegen Norden erweitert.
Im Norden der Anlage wurden abgesenkte Gartenanlagen für die Patienten angelegt.
Im Verlaufe des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts wurden die Annex- und Wirtschaftsbauten sukzessive abgerissen.
Archäologische Funde: Keramik, Metallfunde, Münzen (darunter Aureus des Tiberius), Ziegel, Wandverputz.
Faunistisches Material: Tierknochen, Austernschalen.
Probenentnahmen: Schlämmproben und geoarchäologische Proben aus den Spitzgräben.
Datierung: archäologisch. 1. Jahrhundert; 19./20. Jahrhundert.
KA AG, A. Lawrence.
Windisch AG, Königsfelden
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Details of the chronicle
Municipality
Windisch
Canton
AG
Location
Königsfelden
Coordinates
E 2658579, N 1259325
Elevation
359 m
Site reference number
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Cantonal intervention number
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New site
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Sampling
archaeobiological sample, geoarchaeological sediment sample
analyses
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Institution
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Discovery date
--
Surface (m2)
4840 m2
Start date
01 June 2016
End date
30 November 2016
Dating method
archaeological
Author
--
Publication year
2017
Period
Roman Empire, Early Modern period, Late Modern period
Site type
settlement (military camp)
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
ceramic, metal, metal (coins/medals), stone (architectural element)
bones
animal bones (dispersed)
Botanical material
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