LK 1070, 2663 988/1 259 464. Höhe 378 m.
Datum der Grabung: 23.6.-29.8.2022.
Bibliografie zur Fundstelle: Hartmann, M./Bellettati, R./Widmer, R. (1989) Eine spätlatènezeitliche Fundstelle in Baden-Kappelerhof. as 12, 45-52; JbSGUF 75, 1992, 197; Doppler, Th. (Hrsg., 2012) Spreitenbach-Moosweg (Aargau, Schweiz): ein Kollektivgrab um 2500 v. Chr. Antiqua 51, 261-263. Basel.
Notgrabung infolge Überbauung.
Grösse der Grabung ca. 2090 m².
Siedlungen der Spätbronze- und Eisenzeit mit wasserbaulichen Anlagen, Gräber der späten Eisen- und römischen Kaiserzeit.

Am Kappelerhof in Baden wurden bereits in den 1980er- und 1990er-Jahren Befunde aus verschiedenen Epochen vom Neolithikum bis ins Frühmittelalter entdeckt. Sie liegen an der Route durch das Limmattal, die bei der Kapelle Mariawil den Stockmattgraben überquert. Auf dem Schwemmfächer des Stockmattgrabens wurde 2022 der bisherige Garten des Priesterheims Mariawil überbaut. Hier entstehen zwei Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage. Bei der Begleitung der Aushubarbeiten entdeckten die Mitarbeiter der Kantonsarchäologie Pfostengebäude und Brandgruben der Spätbronzezeit (Abb. 22.1), Pfostenstrukturen und ein Grubenhaus der Eisenzeit (Abb. 22.2) sowie Bestattungen der späten Latène- und römischen Kaiserzeit (Abb. 22.3). Bemerkenswert sind verschiedene Strukturen, die auf eine bis zu 3 m tiefe und 15 m breite Geländerinne (Abb. 22.4) Bezug nehmen, in der zeitweise Wasser floss. Bei der Rinne handelt es sich wohl um den ursprünglichen Hauptabfluss auf dem Schwemmfächer, der im Lauf der Bronze- und Eisenzeit verfüllt wurde. Ein flacher bogenförmiger Steindamm aus grossen Steinen (Abb. 22.5) diente möglicherweise in der Spätbronzezeit als Abgrenzung zu dieser wasserführenden Rinne. In seiner Fortsetzung war ein rund 0.4 m breiter und 0.2 m tiefer Kanal mit steilen Wänden (Abb. 22.6) zu erkennen, der mindestens zeitweise Wasser führte. Dieser Kanal wird stellenweise von einer 1.5 m breiten Rinne (Abb. 22.7) überlagert, die parallel zu dem älteren Kanal (6) verläuft. Ein zweiter schmaler Kanal (Abb. 22.8) läuft entlang des östlichen Rands der ehemaligen Geländerinne (4). Die Bestattung der Spätlatènezeit (3) ist in die Verfüllung der Rinne (7) eingetieft. Daher muss diese Rinne ebenso wie der Kanal (5) älter als spätlatènezeitlich sein. Eine Datierung in die frühe Eisenzeit oder die späte Bronzezeit ist für beide Strukturen anzunehmen. Spuren des dauerhaften Umgangs mit fliessendem Wasser wurden im Aargau in den letzten Jahren wiederholt beobachtet. Soweit datierbar stammen sie aus der späten Bronze- oder aus der Eisenzeit und scheinen für bronze- und eisenzeitliche Siedlungen auf Schwemmfächern nicht untypisch zu sein. Bei der spätlatènezeitlichen Bestattung (3) handelt es sich um eine Struktur aus zwei parallelen, ca. 0.4 m breiten und 3 m langen Gräbchen. In ihnen fanden sich reichlich Brandreste, verstreuter Leichenbrand und Teile eines gefalteten Griffangelschwerts mit Resten einer Blechscheide (vgl. Grab 1 von 1985: Hartmann/Bellettati/Widmer 1989, Abb. 10, 1.2). Die Gräbchen markierten möglicherweise zwei gegenüberliegende Seiten einer oberirdisch sichtbaren, quadratischen Struktur. Auf diese nehmen auch die beiden in wenigen Metern Entfernung angelegten römischen Brandschüttungsgräber Bezug. Die Gräbchen-Struktur ist am ehesten mit sog. Grabgärtchen der späten Latènezeit zu vergleichen (vgl. Trebsche, P. [2021] Die Genese von Heiligtümern der östlichen Latènekultur aus dem Grabkult. In: St. Fichtl/H. Wendling [Hrsg.] L'urbanisation aux âges du Fer, 243-256. Strasbourg).

Archäologische Funde: Keramik, Silex, Eisen, Leichenbrand.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbestimmt (überwiegend kalziniert).
Probenentnahmen: Holzkohlen für C14 und Anthrakologie, Makrobotanik, Sediment aus Rinnenverfüllung in lichtdichten Stahlrohren für OSL-Datierung.
Datierung: archäologisch. Spätbronzezeit, HaB; Eisenzeit; Spätlatènezeit, LTD; röm. Kaiserzeit, 2. Jh. n. Chr.
KAAG, B. Höpfer, M. Maciejczak, M. Flück und Ch. Maise