LK 1019, 646 560/267 836. Höhe 318 m
Datum der Grabung: 21.6.-26.8.1999.
Bibliographie zur Fundstelle: JbSGU 51, 1964, 116.
Geplante Notgrabung (Bau Bürogebäude). Grösse der Grabung ca. 1250 m²
Siedlung.
Das Grabungsareal Schimelrych liegt an der Baslerstrasse westlich des mittelalterlichen Städtchens Laufenburg und der für die Schifffahrt unpassierbaren, ehemaligen Stromschnellen des Rheins. 1935 und 1955 kamen bei Bauarbeiten ca. 50 m südlich des Areals ein 3.6 × 2.3 m messender Keller mit Kellerhals sowie 3 Schächte zum Vorschein, die in Trockenmauertechnik gebaut waren. Gemäss den Notizen von R. Bosch konnten keine Hinweise auf aufgehende Gebäudestrukturen festgestellt werden; die Schächte und der Keller enthielten aber ein reichhaltiges Fundmaterial aus dem 2. Jh. und der 1. Hälfte des 3. Jh. Auf der Sohle des Kellers lag eine markante Brandschicht. Anlässlich von Kanalisationsarbeiten in der Baslerstrasse waren 1961 ca. 200 m weiter westlich römische Mauerzüge und ein weiterer Keller mit Kellerhals entdeckt worden. Sie sollen aus dem 2. Jh. stammen.
Die Grabungen von 1999 erbrachten ausgedehnte Befunde (Abb. 23), deren Interpretation mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist. Die Befunde waren durch die frühere Nutzung des Geländes zum Teil erheblich gestört. Durch das gesamte Grabungsareal zieht eine von West nach Ost verlaufende mindestens 44 m lange, aus Kalksteinen bestehende Umfassungsmauer. Sie verläuft entlang dem Fuss einer markanten Erhebung aus Schwarzwaldgranit, die direkt neben dem knapp 100 m nördlich fliessenden Rhein liegt. Der östliche Abschluss der Umfassungsmauer ist aufgrund einer grösseren Störung unbekannt. Wahrscheinlich wurde sie in ein 9 × 20 m messendes Holzgebäude mit Steinfundamenten integriert. Das Gebäude war deutlich tiefer fundamentiert als die Umfassungsmauer. In seinem Inneren liessen sich die Reste einer Brandschicht feststellen. Vor seiner Ostfront kamen die Reste einer Kieskofferung zum Vorschein. Falls die Umfassungsmauer nicht die markante Erhebung im Norden umgrenzt hat, dürfte im Bereich diese Kieskofferung der Eingang zu einem grossen, von der Umfassungsmauer umgebenen Areal liegen. Im Zentrum der Grabung befand sich ein 3.6 × 2.6 m grosser Keller mit einem Kellerhals. Er wies auf seiner Sohle eine markante Schicht aus Fachwerk und Brandschutt auf, die Funde aus dem 2. und der 1. Hälfte des 3. Jh. enthielt. Im Nordosten des Kellers fand sich auffällig viel Hüttenlehm, der auf eine aufgehende Holzkonstruktion hinweist. Der Keller war gleich ausgerichtet wie das Gebäude im Ostteil der Grabung. Dazwischen lagen zwei kleinere Schächte, die in Trockenmauertechnik gebaut worden waren. Beide waren zuunterst bis zu 30 cm mit einem Gemisch aus Lehm und Silt verfüllt, was auf eine Verschlammung hinweist. Drei weitere, deutlich grössere Schächte befanden sich in regelmässigem Abstand direkt südlich der Umfassungsmauer. Sie waren in den anstehenden Rheinschotter abgetieft, ebenfalls in Trockenmauertechnik errichtet und wiesen durchschnittlich einen Durchmesser von 1.8 m und eine Tiefe von 2.6 m auf. Da Wasser im kiesigen Untergrund sofort versickert, kann eine Funktion der Schächte als Sodbrunnen ausgeschlossen werden. Alle drei Schächte müssen nach Ausweis der reichhaltigen Funde an der Wende vom 2. zum 3. Jh. - vermutlich in sekundärer Verwendung - als Abfallgruben gedient haben. Sie waren mit grossen Mengen von Keramik (vor allem Trinkgeschirr und Amphoren), Knochen, Ziegelbruchstücken, Fachwerkschutt und ehemals vermörtelten Kalksteinen, die aufgrund ihrer Beschaffenheit von der Umfassungsmauer stammen dürften, verfüllt. Auffällig war, dass im Sohlenbereich von zwei der drei Schächte zusammenhängende Teile je eines Hundeskelettes lagen. Im Umfeld der drei grossen Schächte war die Kulturschicht gut erhalten. Es liessen sich jedoch keine Bodenverfärbungen oder Pfostennegative feststellen, die Rückschlüsse auf aufgehende Bauten erlaubt hätten. Die Kulturschicht enthielt jedoch eine grosse Menge an ausgeglühten Nägeln, die darauf hinweisen, dass im Bereich der Schächte Holzbauten standen. Die genaue ursprüngliche Funktion der Schächte ist bisher unklar. Möglicherweise dienten sie zur Lagerung von verderblichen Gütern. In der obersten Verfüllschicht des westlichsten Schachtes befand sich, teilweise von einem grösseren Stein überdeckt, ein Depot von vier ineinander gestellten Bronzegefässen (Abb. 24). Bei den hervorragend erhaltenen Gefässen handelt es sich um zwei nahezu identische Ensembles, bestehend aus je einem Schöpfgefäss mit dazugehörigem Sieb. Sie dienten ursprünglich zum Schöpfen und Sieben von Gewürzwein. Nach Ausweis der stratigraphischen Lage können die vier Gefässe frühestens im 3. Jh. an der Oberfläche des verfüllten Schachtes versteckt worden sein. Die Schöpfgefässe und die Siebe, deren Löcher ein Rosettenmotiv bilden, besitzen ruderförmige Griffe. Wahrscheinlich waren die Ensembles zwischen 150 und 250 n. Chr. in einer gallischen Werkstätte produziert worden.
Die bisher bekannten römischen Befunde von Laufenburg erstrecken sich über eine Fläche von ca. 250 × 100 m. Markant sind eine Vielzahl von Kellern und Schächten sowie Hinweise auf mit Lehm ausgefachte Gebäude. Die Befunde sprechen am ehesten für einen vicus, in welchem die Vorrats- resp. Lagerhaltung eine grössere Rolle gespielt haben musste. Wegen der Stromschnellen, des «Laufen», mussten auch während römischer Zeit auf dem Rhein transportierte Waren in Laufenburg von einem Schiff auf ein anderes umgeladen werden. Der hiesige vicus könnte somit eine gewisse Rolle als Umschlagplatz für die Rheinschifffahrt gespielt haben. Nach Aussage der Funde entstand die Siedlung am Ende des 1. Jh. und erlebte seine Blütezeit im 2. Jh. Gegen die Mitte des 3. Jh. fiel mindestens ein Grossteil der Gebäude einem Brand zum Opfer.
Probenentnahmen: Botanische Proben.
Datierung: Archäologisch. Ende 1. Jh.-Mitte 3. Jh.
Aargauische Kantonsarchäologie, D. Wälchli und G. Lassau.
Laufenburg AG, Schimelrych
View the original PDF
Details of the chronicle
Municipality
Laufenburg
Canton
AG
Location
Schimelrych
Coordinates
E 2646560, N 1267836
Elevation
318 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
botanical remains
analyses
--
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
1250 m2
Start date
21 June 1999
End date
26 August 1999
Dating method
archaeological
Author
--
Publication year
2000
Period
Roman Empire
Site type
settlement
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
--
bones
--
Botanical material
other
×