LK 1239, 2830 415/1 168 640. Höhe 1246 m.
Datum der Grabung: 26.4.-30.6.2022.
Bibliografie zur Fundstelle: Baur, Ch. (2021) Val Müstair GR, Müstair, Kloster. JbAS 104, 2021, 233f.; Goll, J./Exner, M./Hirsch, S. (2007) Müstair. Die mittelalterlichen Wandbilder. Zürich; Müller, I. (1978) Geschichte des Klosters Müstair. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Disentis; Rutishauser, H./Sennhauser, H. R./Sennhauser-Girard, M. (2003) Das Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair. Schweizerischer Kunstführer, Bd. 733/734, Serie 74. Bern; Sennhauser, H. R. (Hrsg., 1996) Müstair, Kloster St. Johann, 1. Vorklösterliche Befunde. Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege an der ETH Zürich 16/1. Zürich; Neukom, H. (2019) Der Westhof im Kloster St. Johann in Müstair. Archäologische Befunde im Wirtschaftshof bis 1500. Müstair Studien Band 1. Regensburg; Goll, J. (Hrsg.)/Tscholl, E. (2019) Der Wirtschaftshof im Kloster St. Johann in Müstair. Der Baubestand des Westhofs bis heute. Müstair Studien Band 2. Regensburg.
Geplante Notgrabung (Sanierung der Gemeindestrasse Via Maistra). Grösse der Grabung ca. 1450 m². Siedlung/Sonstiges.
Nach dem Ausbau der Via Prövis im Jahr 2020 wurde zwischen Ende April und August 2022 die Sanierung der Via Maistra südlich des Klosters St. Johann - von der Heiligkreuzkapelle bis zur Plaz Grond - samt Neuerstellung der Werkleitungen in Angriff genommen und archäologisch begleitet.
Die flächigen Eingriffe betrafen die Sanierung des Strassenkörpers und waren auf eine Tiefe von 0.6 m begrenzt. So wurden nur der alte Strassenkoffer ausgetauscht und bereits gestörte Bereiche bzw. unter dem Strassenkoffer liegende Befundoberflächen freigelegt. Tiefere Eingriffe bis 2.5 m waren für die Neuerrichtung der Wasser-, Meteor- und Kanalisationsleitungen notwendig.
Im östlichen Strassenabschnitt zwischen der Einfahrt in den Westhof des Klosters und der Heiligkreuzkapelle konnte in der Fläche die unterste Steinlage einer bis in die Mitte des 19. Jh. bestehenden, zum Klosterkomplex gehörenden Gartenmauer gefasst werden. Die Bruchsteinmauer ist in Schichten aus der Entstehungszeit des Klosters eingetieft, gründet aber in vorklosterzeitlichen Schichten, die bereits 0.8 m unter dem aktuellen Niveau anstehen und teilweise eine neolithische Schicht (C14-Datum 3072-2894 v. Chr.) überlagern. Sie überbaute einige stratigrafisch der Frühzeit des Klosters zurechenbare Grubenstrukturen und mindestens eine Feuerstelle. Da das Ausgangsniveau zu diesen Strukturen nicht erhalten ist und in den Verfüllungen keine Kleinfunde erfasst wurden, bleiben diese vorerst undatiert.
Der westliche Strassenabschnitt zwischen der Einfahrt in den Westhof und der Plaz Grond war bereits grossflächig durch die in den 1980er-Jahren errichtete Kanalisation und einen gleichzeitig angelegten archäologischen Sondageschnitt gestört. In einem schmalen Streifen zwischen der älteren Wasserleitung und der Kanalisation konnte dennoch eine parallel zur Klostermauer verlaufende Pfostenreihe dokumentiert werden. Leider fanden sich keine datierenden Kleinfunde; die Nähe zur Klostermauer lässt hierin Pfostenlöcher eines Gerüstes vermuten. Direkt westlich der Einfahrt in den Westhof konnte ein aus Bruchsteinen errichteter, mit Kieseln gepflasterter Kanal freigelegt werden. Im Profil zeigt sich eine Abfolge von insgesamt drei Kanalstrukturen: Beim stratigraphisch ältesten Kanal handelt es sich um einen Nord-Süd orientierten Graben mit Bretterboden und mit Steinen befestigten, abgeschrägten Wangen, der in seiner Bauart mit dem karolingischen Kanal bei der Heiligkreuzkapelle vergleichbar ist. Insgesamt liessen sich für diesen Kanal drei Nutzungsphasen feststellen. Für die älteste Phase liegt ein C14-Datum von 1178-1276 vor. Dieser Graben ist durch den oben genannten, in der Fläche erfassten, mehrphasig genutzten steinernen Kanal überbaut. Der ursprünglich gedeckte Kanal wurde später verfüllt, um eine Bettung für zwei übereinanderliegende Holzteuchel zu schaffen. Bautechnisch entspricht er den z. B. aus der Churer Altstadt bekannten, barockzeitlichen Weisswasserkanälen. Der dritte, leider undatierte Kanal, ebenfalls aus Bruchsteinen errichtet, liegt 0.8 m tiefer und verlief offenbar unterirdisch in Richtung Nordwest-Südost.
Weitere Bodeneingriffe erfolgten in der nach Süden führenden Senda da Scuola. Hier fand sich unter massiven rezenten Aufschüttungen eine mehrphasige, mit Steinen befestigte und mit Holzkohle und Schlacken verfüllte Grube, die nach den C14-Analysen ins 8./9. Jh. datiert. Im Bereich der Kreuzung mit der Umfahrungsstrasse wurde ein zumindest seit der Spätantike bestehendes Feuchtgebiet angeschnitten (C14-Datum 362-539).
Archäologische Funde: Holz/Holzkohle, Keramikfragmente (Mittelalter und Neuzeit), Metallfragmente.
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnahmen: C14-Proben, Sedimentproben, Sedimentsäulen.
Datierung: archäologisch, Frühmittelalter bis Neuzeit. - C14. Beta 646960, 4340 ± 30 BP, 3072-2894 BC, cal. 2 sigma; C14. Beta 646961, 1220 ± 30 BP, 686-742 AD, cal. 2 sigma; C14. Beta 646962, 1190 ± 30 BP, 708-952 AD, cal. 2 sigma; C14. Beta 646963, 1640 ± 30 BP, 268-539 AD, cal. 2 sigma; C14. Beta 646964, 810 ± 30 BP, 1178-1276 AD, cal. 2 sigma; C14. Beta-646965, 820 ± 30 BP, 1175-1273 AD, cal. 2 sigma.
AD GR, Ch. Baur.
Val Müstair GR, Müstair, Dorf
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Val Müstair
Kanton
GR
Ort
Müstair, Dorf
Koordinaten
E 2830415, N 1168640
Höhe
1246 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
1450 m2
Datum Beginn
26 April 2022
Datum Ende
30 Juni 2022
Datierungsmethoden
14C
Autor*in
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Publikationsjahr
2023
Epoche
Mittelalter, Jungsteinzeit/Neolithikum, Römisches Reich, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
organisches Material (Holzobjekt), Keramik, Metall
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
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