LK 1032, 706 600/279 420. Höhe 405 m.
Datum der Grabung: 15.2.-25.10.2006.
Neue Fundstelle.
Geplante Notgrabung (Neuüberbauung MFH mit Tiefgarage). Grösse der Grabung ca. 820 m². Siedlung.

Im Bereich der Baugrube konnte in mehreren Etappen über eine Gesamtlänge von 55 m ein rund 5-6 m breiter Graben beobachtet werden, der maximal 2.5 m in den anstehenden Sand eingetieft war. Er verlief SW-NO, dem natürlichen Gefälle gegen den Rhein hinunter folgend. Dabei wechselte er immer wieder seine Form: Im Süden war er flach wannenförmig, ging dann über in einen eigentlichen Spitzgraben und lief gegen den Rhein zu wieder flach wannenförmig aus. Es deutet alles darauf hin, dass es sich dabei um eine natürliche Geländerinne handelte, welche am Fuss des westlich davon sich erhebenden markanten Hügels ('Häldeli') gegen den Rhein hinunter verlief.

In einer späten Phase des römischen Reiches scheinen die natürlich vorgegebenen Geländegegebenheiten für fortifikatorische Zwecke genutzt worden zu sein. Die natürliche Geländerinne wurde zu einem Befestigungsgraben 'umgebaut'. Als Annäherungshindernis wurden rund 1 m über der Sohle Holzpfähle in einem Abstand von 30-40 cm in die westliche Grabenwand gerammt. Sie ragten ungefähr rechtwinklig in den Graben hinaus und waren unten und wohl auch oben zugespitzt. In einem besonders gut erhaltenen Grabenabschnitt waren noch zwei übereinander liegende Pfahlreihen zu beobachten. 11 der geborgenen Holzpfähle wurden durch das Labor für Dendrochronologie Zürich datiert, 5 davon mit Waldkante in den Herbst/Winter 401/402 n. Chr.

Wegen des Fehlens von Sedimentationsschichten in der Grabenfüllung muss davon ausgegangen werden, dass dieser Verteidigungsgraben unmittelbar nach dessen Aufgabe zugeschüttet wurde. Über die ganze Länge des Grabens lag eine grosse Menge von Tierknochen (nach erster Sichtung v.a. Rind und Pferd), vielfach wohl sogar ganze Tierskelette.

Erste Hypothese war, dass in spätrömischer Zeit nicht nur der Kirchhügel 'Auf Burg' mit einem Kastell befestigt war, sondern auch das westlich anschliessende 'Häldeli'. Auf dem Plateau und den Hangkanten durchgeführte Sondierungen konnten diesen Eindruck allerdings nicht bestätigen. Römische Spuren fehlten vollständig; in den bis zu 1 m mächtigen Humusschichten, die bis auf den anstehenden Sand hinunterreichten, fanden sich einzig neuzeitliche Keramikscherben. Somit dürfte der Graben wohl ebenfalls der Kastellbefestigung 'Auf Burg' zuzurechnen sein.

Die Übereinstimmung der dendrodatierten Hölzer mit dem historisch überlieferten 'Abzug' der römischen Grenztruppen im Winter 401/402 ist auffällig. Möglicherweise haben wir damit einen Hinweis, dass zu diesem Zeitpunkt nicht sämtliche Truppenteile von der Rheingrenze abkommandiert wurden oder zumindest eine Restbesatzung im Kastell zurückblieb.

Faunistisches Material: zahlreiche Tierknochen (v. a. Rind, Pferd).
Probenentnahmen: botanische Bodenproben, Hölzer.
Datierung: dendrochronologisch. Herbst/Winter 401/402 n. Chr. KA SH.